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metaphorik.de 14/2008

Theatrum Belli. Der Krieg als Inszenierung und Wissensschauplatz im 17. und 18. Jahrhundert

Marian Füssel
  • Theatrum im Kontext von Krieg und Architektur

Abstract

Der Metaphorik des Theaters kam ein zentraler Stellenwert für die frühmoderne militärische Publizistik und insbesondere die frühneuzeitliche Kriegsberichterstattung zu. Als Theatrum belli bzw. als Kriegstheater bezeichnete man meist den Kriegs-Schauplatz, also den konkreten geographischen Raum des Kriegsgeschehens. Doch auch die Darstellung der eigentlichen Kampfhandlungen in Form von Schlachten und Belagerungen folgte einer Sprache der Inszenierung. Das Schlachtfeld wurde zur Bühne, die Soldaten zu Akteuren, eine Niederlage mitunter zur Tragödie verklärt. Ausgehend von der Beobachtung, dass das Wissen über den Krieg sich in den von der europäischen Adelsgesellschaft geprägten diskursiven Formen realisierte, kann die Theatralisierung des Krieges als Ausdruck seiner Eingebundenheit in die soziale Logik der höfischen Repräsentation gelesen werden. Geometrie und Überschaubarkeit wurden zu zentralen Axiomen einer Ästhetik der Kriegskunst. Auch die kriegerische Gewalt selbst wurde zumindest dem Anspruch nach in der Choreographie einer genau festgelegten Inszenierung aufgehoben. Die Evidenz der militärischen Theatrum-Metapher war innerhalb der zeitgenössischen Wissenskultur offenbar so stark, dass die Begriffsverwendung die eigentliche Kernphase der Theatrum-Metaphorik weit überdauerte. Seit dem 19. Jahrhundert verlor sich diese – als bloßer Schein diskreditierte – Beschreibungsebene allmählich. Was bleibt ist der geographische Begriff des Kriegstheaters.

The metaphor of the theatrum was a key term for early modern military literature and especially the contemporary news coverage on military actions. As theatrum belli – the theatre of war – one first of all described the very geographical space where war took place. But also the representations of the actual fighting in form of battles and sieges followed the language of the theatre. The battlefield turned into a stage, the soldiers became actors and a defeat was sometimes transfigured into a tragedy. The knowledge on war was articulated in the discursive forms of the European nobility and therefore the theatralisation of war can be read as sign of the embeddedness into the social logic of courtly representation. Geometry and a general conspectus became central axioms for the aesthetic of the art of war. Even actual military violence was taken up into the choreography of an exactly staged event. The representation of war in the order of knowledge of the theatrum had so much evidence for the contemporarys that it even survived the main era of the theatrum discourse. But during the 18th century the use of the theatrum-metaphor was successively restricted to the geographical notion of the theatre of war. Though at that time discredited as mere appearance the metaphor of the theatre celabrated a comeback in the discourse on war and the new media at the end of the 20th century. Facing the virtualised new asymmetrical wars for some critics the screen now remained the only stage left.
 

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Seite 205

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