15 Fragen an Harald Weinrich

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Seite 169

Fragen über Metaphernforschung an Harald Weinrich

Versuch, einige Fragen zur Metaphernforschung zu beantworten

  1. Haben Sie eine oder mehrere Lieblingsmetapher(n)? Wenn ja, welche und warum?

„Wortmünze“ und „Bildfeld“. Mit diesen Metaphern habe ich meine Beschäftigung mit der Metaphorik auf den Weg gebracht (1958).

  1. Welches sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Fragen in Bezug auf die aktuelle Forschung über Metaphern?

Gibt es globale Metaphern? Wenn sich die Welt sprachlich begegnet, multilingual oder in einer lingua franca: welche Rolle spielen dann die Metaphern als „global players“? (Auch diese Frage ist bereits metaphorisch“.)

  1. Welche Trends oder Entwicklungspotenziale sehen Sie derzeit im Gebiet der Metaphernforschung?

Wann, wo und wie können Metaphern Denkmodelle sein?

  1. Wie schätzen Sie das Verhältnis zwischen Metapher und Metonymie ein?

Die Metonymie ist die kleine Schwester der Metapher. Aber manchmal sind die jüngeren Geschwister klüger als die älteren. Jedenfalls wird die Metonymieforschung zu oft vernachlässigt gegenüber der Metaphernforschung.

  1. Welche Form der Metaphernforschung bewundern Sie und warum?

Ich bewundere alle Metaphernforschung, die sich bewusst ist, dass sie selber ohne Metaphern nicht forschen kann.

  1. Welche Form der Metaphernforschung sehen Sie eher kritisch und warum?

Ich bin skeptisch gegenüber jeder Metaphernforschung, die meint, sie könne selber metaphernfrei agieren.

  1. Wenn Sie für fünf Jahre Direktorin/Direktor eines Forschungszentrums „Metapher und Gesellschaft“ wären, was würden Sie tun?

Literaten als Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen anwerben.

  1. Welchen Bereich – außerhalb Ihres eigenen Forschungsgebietes – finden Sie besonders spannend?

Die Metaphorik der Philosophen und Naturwissenschaftler.

  1. Wer oder was hat Sie in Bezug auf die Erforschung der Metapher besonders geprägt?

Selber Gedichte schreiben.

  1. Wie würden sie Kindern das erklären, was Sie gerade tun?

Ich würde Kindern gar nicht erklären, was ich mache, sondern ihnen zu erklären versuchen, was sie selber gerne machen und welche Metaphern sie dabei gerne gebrauchen („runterladen“, „sich einen Freund/eine Freundin angeln“ usw.) Auch ein kleiner Wettbewerb für eine Geschichte mit den „tollsten“ Metaphern wäre vielleicht zu „ventillieren“.

  1. Welches Fachbuch lesen Sie gerade und warum?

Hermann Kurzke: Georg Büchner. Geschichte eines Genies. München: C.H.Beck Verlag. Weihnachtsgeschenk.

  1. Welchen Roman lesen Sie gerade und warum? Was gefällt Ihnen an diesem Roman?

Virginia Woolf: To the Lighthouse (1927). Ein großartiger Roman mit ausgefeilter Erzähltechnik. Der „Leuchtturm“ ist eine Metapher, die den ganzen Roman mit Sehnsucht füllt.

  1. Welche hier nicht gestellte Frage ist für Sie wichtig oder vielleicht sogar die wichtigste?

Abgrenzungen der Metaphorik, innere (Vergleich, Bild, Gleichnis) und äußere (Schmuck, Mode, Orden).