Vorwort 05/2003

Seit zwei Jahren bündelt metaphorik.de Forschungen zur Metapher und Metonymie als frei zugängliches Online-Journal im Internet. Wichtigstes Ziel der Zeitschrift ist und bleibt der fächerübergreifende Dialog: Die Diskussion über Metaphern und Metonymien ‚überbrückt’ nach wie vor die teilweise großen Gräben zwischen Fächern wie Linguistik, Literaturwissenschaft, Psychologie, Philosophie, den Kultur-, aber auch den Politik- und Naturwissenschaften. Das vielfältige Echo auf unser bisheriges Angebot aus den verschiedenen Wissenschaften wie aus der medialen Öffentlichkeit zeigt, dass sich das Bemühen lohnt. Mit dieser fünften Ausgabe möchten wir dieses offene Forum fortsetzen, und wir freuen uns, erneut aktuelle und internationale Beiträge publizieren zu können. Aus acht Ländern – Dänemark, Deutschland, Frankreich, Italien, Kanada, Österreich, den USA und Zypern – stammen die vorliegenden Aufsätze, die sich – geschrieben in drei Sprachen – als Mosaiksteine eines diskursiven Panoramas begreifen lassen.

Ein thematischer Schwerpunkt ist der Aktualität geschuldet: Lise-Lotte Holmgreen thematisiert im Gefolge des 11. September den Einfluss neoliberaler ökonomischer Ideologien auf die Metaphorik der Wirtschaftsberichterstattung. James William Underhill analysiert Bildspender und Bildempfänger in Beiträgen des Economist zum dritten Irak-Krieg. Ebenfalls ideologiekritisch setzen sich Fabienne Baider und Sara Gesuato mit Metaphern auseinander, wenn sie in zahlreichen Metaphorisierungen der Frau und des Mannes einen semantischen Maskulinismus erkennen. Neben diesen Beiträgen konzentrieren sich zwei Studien in besonderer Weise auf die textuelle Dimension der Metaphorik: Isabelle Collombat demonstriert in einer kontrastiv englisch-französischen Korpusanalyse die heuristische Metaphernfunktion in vermittelnden Texten aus der Wissenschaft, während sich Veronika Koller empirisch und metapherntheoretisch mit der Polyfunktionalität der metaphorischen Textkonstitution auseinandersetzt. Alex Deppert erweitert die klassisch-linguistische Perspektive auf die Metapher um eine psychologische Dimension. Empirische Untersuchungen zur Rezeption unterschiedlicher Metapherntypen tragen zu einem erweiterten Verständnis metaphorischer Kommunikation bei und verweisen auf wichtige Aspekte für das Verständnis sprachlicher Kreativität.

Die Breite der Metapherndiskurse spiegelt sich ebenfalls in den zahlreichen Besprechungen, deren thematisches Spektrum von klassisch linguistischen Theoriedebatten um Metapher und Metonymie, über literarische Textualitätsbegriffe und Betrachtungen zur Metapher in naturwissenschaftlichen Modellen oder philosophischen Doktrinen bis zur Metapher als grundlegendem Bestandteil von Psychotherapien reicht.

Die Beiträge liegen – wie gewohnt – im pdf- wie im html-Format vor. Für mitunter unzureichende Darstellungen der html-Dateien auf einigen Internetbrowsern bitten wir um Verständnis. In diesem Fall verweisen wir auf die pdf-Datei.

Wir wünschen unseren Leserinnen und Lesern frohe Weihnachten und ein gutes und friedliches neues Jahr! Möge im nächsten Jahr die Auseinandersetzung mit Metaphern und Metonymien genauso fruchtbar sein wie bisher!

Bonn, im Dezember 2003


Martin Döring
Klaus Gabriel
Katrin Mutz
Dietmar Osthus
Claudia Polzin-Haumann
Nikola Roßbach

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