Vorwort 06/2004

Deutsch

Wir freuen uns sehr, mit der aktuellen Ausgabe das zweite Themenheft innerhalb von drei Jahren metaphorik.de präsentieren zu können. Mit dem vorliegenden Band zur Metonymie wird zum einen ein aktuelles Themengebiet aufgenommen, das gerade in den letzten Jahren eine zunehmende Beachtung in der – vornehmlich kognitiv ausgerichteten – sprachwissenschaftlichen Forschung erfahren hat. Zum anderen eröffnet sich hier ein wichtiges linguistisches Spektrum, das das zweite Standbein von metaphorik.de darstellt – auch wenn dies im Namen unserer online Zeitschrift nicht explizit angesprochen wird. Metonymie und Metapher oder Metapher und Metonymie sind zwei Seiten einer Medaille, die sich gegenseitig ergänzen und vielfältige Beziehungen eingehen.

Die Vielfalt der Relationen und die enge Verwandtschaft von Metonymie und Metapher offenbart sich an mehreren Stellen in den vorliegenden Artikeln. Fachhistorisch betrachtet hat die konzeptuelle Nähe zwischen Metapher und Metonymie lange Zeit dazu geführt, dass metonymische Prozesse als Metaphern bewertet wurden. Mit steigendem Forschungsinteresse und einer sich erweiternden Erforschung sprachlich-kognitiver Tropen entwickelte sich in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren das Bewusstsein, dass viele der ursprünglich metaphorischen Prozesse eigentlich metonymisch motiviert sind. Similarität und Kontiguität repräsentieren zwar grundlegende konzeptuelle Mechanismen der Übertragung, doch unterscheiden sich beide durch ihren Referenzbereich: Spricht man bei der Metapher von der Erschließung eines anderen Konzepts, so verweilt die Metonymie innerhalb eines Konzepts.

Wir freuen uns darüber, für den vorliegenden thematischen Band wichtige Beiträger aus der internationalen Metonymiendiskussion gewonnen zu haben. metaphorik.de lebt davon, dass die Möglichkeiten eines offenen wissenschaftlichen Diskussionsforums nicht nur grundsätzlich geboten werden, sondern auch von den fachlich Interessierten aufgegriffen und genutzt werden. In diesem Sinne gilt unser Dank all denjenigen, die sich an dieser Diskussion aktiv beteiligen.

In dem vorliegenden Themenheft wird das Verhältnis bzw. die enge semantische Verbindung zwischen Metapher und Metonymie besonders in den Beiträgen von Wendy Faith und Celia Martín de León diskutiert. Dass metonymische Prozesse nicht nur auf der semantischen Ebene eine Rolle spielen, sondern sehr stark mit pragmatischen Bedingungen interagieren, zeigen die Beiträge von Klaus-Uwe Panther/Linda L. Thornburg, Markus Egg und Richard Waltereit. Der Aufsatz von Klaus-Uwe Panther und Linda L. Thornburg und der Beitrag von Markus Egg diskutieren grundsätzliche Fragen zur Metonymie, während Richard Waltereit den pragmatisch motivierten Ablauf des metonymischen Bedeutungswandels von frz. quand même untersucht. Ulrich Detges Beitrag beleuchtet den metonymischen Charakter der Argumentvererbung deverbaler Nominalisierungen. Die im vorliegenden Themenband versammelten Fallstudien und Grundsatzdiskussionen zur Metonymie verdeutlichen die zunehmende Relevanz und Notwendigkeit der Metonymienforschung, die die bisherige Metaphernforschung sinnvoll ergänzt.

Wir hoffen, mit dieser Nummer das Interesse unserer Leserinnen und Leser für das Themengebiet der Metonymie zu wecken und eine weitere Auseinandersetzung mit ihr anregen zu können. Aus diesem Grund sei noch einmal deutlich hervorgehoben, dass metaphorik.de sich als ein wissenschaftliches Forum versteht, in dem – metaphorisch gesprochenen – die ungleichen Schwestern Metonymie und Metapher eine angemessene Beachtung finden. Aus gegebenem Anlass rufen wir also dazu auf, weiterhin Beiträge einzureichen, die sich dem Themengebiet von Metonymie und Metapher widmen.

Eine anregende Lektüre wünscht das Redaktionsteam von metaphorik.de.

Bonn, im Juli 2004

 
Hildegard Clarenz-Löhnert
Martin Döring
Klaus Gabriel
Dietmar Osthus
Claudia Polzin-Haumann
Katrin Mutz
Nikola Roßbach

 

English

We are happy to announce that the second special issue of metaphorik.de is now available online. The present volume – the second special issue since the first volume of metaphorik.de appeared online in 2001 – focuses on the topic of metonymy, a linguistic and cognitive trope that has received increasing attention during the last decade. This provides us with the opportunity to emphasise – again – that metaphorik.de tries to offer an online forum for research on metaphor and metonymy. Despite the title of our journal, we have always been aware of the deep interrelation between metonymy and metaphor: they are two sides of a coin.

The close relation between metonymy and metaphor is investigated from different angles and perspectives in the articles of this volume. The authors address the fact that many cognitive processes, formerly understood as metaphoric projections, should nowadays be re-defined and re-conceptualised as metonymic shifts. Similarity and contiguity overlap in the way they motivate semantic shifts or transfers while they differ concerning their referential scope. Metaphor is a mechanism used to project aspects from one frame onto another frame while metonymic projections take place inside the same frame.

We are delighted that prominent colleagues in the field of metonymy have offered us their new findings and valuable work, and we are proud that metaphorik.de can provide the ‘online venue’ for publishing their research.

The following special issue opens with two papers by Wendy Faith and Celia Martín de León. Both authors investigate the close semantic link between metaphor and metonymy while the articles by Klaus-Uwe Panther/Linda L. Thornburg, Markus Egg and Richard Waltereit emphasise various pragmatic dimensions of metonymy: Panther/Thornburg and Egg address general questions concerning metonymy and pragmatics while Waltereit concentrates in detail on the metonymically motivated language change of quand même. Finally, Ulrich Detges’ paper sheds light on the character of metonymic processes underlying the argument inheritance of deverbal nouns. All papers show how important it is to study metonymy, an enterprise that can only complement and enhance research into metaphor.

We hope that this special issue will be well received by our readership and will stimulate further research into metonymy for which metaphorik.de will be happy to offer an online forum. We therefore invite authors to send us their manuscripts on metonymy and metaphor!

We hope that this volume will provide a good read and will stimulate discussion.

Bonn, July 2004


Hildegard Clarenz-Löhnert
Martin Döring
Klaus Gabriel
Dietmar Osthus
Claudia Polzin-Haumann
Katrin Mutz
Nikola Roßbach

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Seite 2