Flüchtlingswelle, Flüchtlingsstrom. Ein genuin empathiehemmender Frame – Strategien zur Erzeugung und Dekonstruktion der Wirkung konzeptueller Metaphern

Nina Drewes, Università degli Studi di Firenze (nina.drewes@uni-bonn.de)
Karolina Küsters, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn (karolina.kuesters@uni-bonn.de)

Abstract


The present paper analyses frame-structures of conceptual metaphors based on the CMT by George Lakoff and Mark Johnson (1980/2007) and its methodological development by Gilles Fauconnier and Marc Turner (1998).
Our aim is to show the traceability and the possibility to deconstruct the effect of metaphorically conceptualized phenomena in politics and society. Slots and fillers of the frames are defined by the four Aristotelian categories QUANTITY, QUALITY, TIME and SPACE. The frame-structure is inspired by Marvin Minsky (1975) and George Fillmore (1976). Also, the method to identify Matrixframes proposed by Klaus-Peter Konerding (1993) is taken into account.
The methodical approach will be presented analysing the metaphor MIGRATION as WATER MOVEMENT and its peculiar effect to inhibit empathy. The analysis proceeds on a synchronic level as a German-Italian comparison and on a diachronic level regarding developments between 2015 and 2018. The corpus consists of articles of the Italia Oggi and Die Welt.


Die vorliegende Studie untersucht auf der Grundlage der Konzeptuellen Metapherntheorie von George Lakoff und Mark Johnson (1980/2007) sowie deren Weiterentwicklung durch Gilles Fauconnier und Marc Turner (1998) die Frame-Struktur konzeptueller Metaphern.
Hierdurch soll die Wirkung metaphorisch konzeptualisierter Phänomene in Politik und Gesellschaft nachvollziehbar und dekonstruierbar gemacht werden. Hauptaugenmerk liegt auf den slots und fillers der aktivierten Frames. Diese werden anhand der vier aristotelischen Kategorien QUANTITÄT, QUALITÄT, RAUM und ZEIT bestimmt. Die verwendete Framestruktur basiert auf den Überlegungen von Marvin Minsky (1975) und George Fillmore (1976), es wird außerdem auf die Ermittlung von Matrxiframes nach Klaus-Peter Konerding (1993) eingegangen.
Der methodische Ansatz soll anhand der Metapher MIGRATION als WASSERBEWEGUNG und ihrer genuin empathiehemmenden Wirkung vorgestellt werden. Die Analyse verfährt synchron in Form eines deutsch-italienischen Vergleichs und diachron durch das Aufzeigen einer Entwicklung von 2015 bis 2018. Analysiert wird ein Korpus, das aus Zeitungsartikeln aus Italia Oggi und Die Welt erstellt wurde.

Ausgabe: 

Téléchargement article complet (PDF): 

Jahrgang: 

Seite 203

203
Flüchtlingswelle, Flüchtlingsstrom. Ein genuin
empathiehemmender Frame – Strategien zur Erzeugung und
Dekonstruktion der Wirkung konzeptueller Metaphern
Nina Drewes, Università degli Studi di Firenze (nina.drewes@uni-bonn.de)
Karolina Küsters, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
(karolina.kuesters@uni-bonn.de)
Abstract
The present paper analyses frame-structures of conceptual metaphors based on the CMT by
George Lakoff and Mark Johnson (1980/2007) and its methodological development by Gilles
Fauconnier and Marc Turner (1998). Our aim is to show the traceability and the possibility to
deconstruct the effect of metaphorically conceptualized phenomena in politics and society.
Slots and fillers of the frames are defined by the four Aristotelian categories QUANTITY,
QUALITY, TIME and SPACE. The frame-structure is inspired by Marvin Minsky (1975) and
George Fillmore (1976). Also, the method to identify Matrixframes proposed by Klaus-Peter
Konerding (1993) is taken into account. The methodical approach will be presented analysing
the metaphor MIGRATION as WATER MOVEMENT and its peculiar effect to inhibit empathy. The
analysis proceeds on a synchronic level as a German-Italian comparison and on a diachronic
level regarding developments between 2015 and 2018. The corpus consists of articles of the
Italia Oggi and Die Welt.
Die vorliegende Studie untersucht auf der Grundlage der Konzeptuellen Metapherntheorie
von George Lakoff und Mark Johnson (1980/2007) sowie deren Weiterentwicklung durch
Gilles Fauconnier und Marc Turner (1998) die Frame-Struktur konzeptueller Metaphern.
Hierdurch soll die Wirkung metaphorisch konzeptualisierter Phänomene in Politik und
Gesellschaft nachvollziehbar und dekonstruierbar gemacht werden. Hauptaugenmerk liegt
auf den slots und fillers der aktivierten Frames. Diese werden anhand der vier aristotelischen
Kategorien QUANTITÄT, QUALITÄT, RAUM und ZEIT bestimmt. Die verwendete Framestruktur
basiert auf den Überlegungen von Marvin Minsky (1975) und George Fillmore (1976), es wird
außerdem auf die Ermittlung von Matrxiframes nach Klaus-Peter Konerding (1993) eingegangen.
Der methodische Ansatz soll anhand der Metapher MIGRATION als WASSERBEWEGUNG
und ihrer genuin empathiehemmenden Wirkung vorgestellt werden. Die Analyse
verfährt synchron in Form eines deutsch-italienischen Vergleichs und diachron durch das
Aufzeigen einer Entwicklung von 2015 bis 2018. Analysiert wird ein Korpus, das aus
Zeitungsartikeln aus Italia Oggi und Die Welt erstellt wurde.
1. Einleitung
Die konzeptuellen Metaphern, die verwendet werden, um die Zuwanderungsbewegungen
nach Europa zu verstehen und zu konzeptualisieren, wurden in
den vergangenen Jahren, vor allem seit den Berichterstattungen aus Lampedusa
im Sommer 2015, zunehmend durch die öffentlichen Medien weitergetragen
und modifiziert. So wie die „Das Boot ist voll“-Metapher aus den 1990er Jahren
metaphorik.de 32/2022
204
bestehen auch andere Darstellungen wie die Flüchtlingsflut, der Flüchtlingstsunami
oder die Darstellung von MIGRANTEN als FREMDKÖRPER bereits seit
einigen Jahren und sind keine Neuschöpfungen der 2000er Jahre (cf. u.a.
Wehling 2016). Sie sind ganz im Gegenteil konstitutiver Bestandteil der
linguistischen Diskursgeschichte in Bezug auf den „Wandel kollektiven
Wissens“, wie ihn unter anderem Martin Wengeler beschreibt (Wengeler 2018).
Im Gegensatz zu Metaphern, die beispielsweise zu einem empathischen
Umgang in der Zuwanderungsdebatte aufrufen, wie zum Beispiel das MEER als
FRIEDHOF/MARE come CIMITERO (cf. Colombo und Pirazzini 2018), haben die
oben genannten Metaphern eine empathiehemmende Wirkung (cf. u.a. Agnetta
2018: 31; Wehling 2016: 175).
Der vorliegende Beitrag hat zum Ziel exemplarisch darzustellen, wie ebendiese
empathiehemmende emotionale Aufladung des sogenannten Flüchtlingsdiskurses
durch die Konstitution der verwendeten Metaphern nachvollzogen
und dekonstruiert werden kann. Es sollen zwei Strategien aufgezeigt werden,
die auf die De-Individualisierung, die De-Personalisierung sowie auch auf eine
Darstellung der Flüchtenden und Geflüchteten als Bedrohung und Gefahr
hinauslaufen. Diese betreffen zum einen die diskursive Modifikation der
konstitutiven Füllwerte der Metaphern, zum anderen sollen auch Kategorienwechsel
der verwendeten Matrixframes aufgezeigt werden. Zu diesem Zweck
soll ein mikrodiachroner Vergleich der konzeptuellen Metapher MIGRATION als
WASSERBEWEGUNG in deutschen und italienischen Zeitungsartikeln aus den
Jahren 2015 und 2018 erfolgen, bei dem vor allem auf die Struktur der
Wissensrahmen (frames) der jeweils ausgewählten Metapher eingegangen wird.
Die Leerstellen innerhalb der Frames werden nach den aristotelischen
Kategorien QUANTITÄT, QUALITÄT, RAUM und ZEIT beschrieben und durch
weitere jeweils relevante Segmente ergänzt. So beinhaltet der Frame BEWEGUNG
beispielsweise immer Akteur:innen oder zumindest eine Substanz in Bewegung,
er lässt sich außerdem zeitlich, räumlich, in seiner Qualität und in seiner
Quantität näher bestimmen. Die Darstellung der konzeptuellen Metaphern
wird größtenteils dem Blendingmodell von Gilles Fauconnier und Marc Turner
(1998) folgen. Ausschlaggebend für die Zuordnung der Wissensrahmen sind
außerdem die Matrixframes von Klaus-Peter Konerding (1993).
Drewes/Küsters: Flüchtlingswelle, Flüchtlingsstrom
205
2. Korpus und Methoden
Das verwendete Korpus wurde der Datenbank lexisnexis entnommen. Wir
haben uns für die Medien Die Welt und Italia Oggi entschieden, da das durch die
Schlagwortsuche entstandene Material beider Zeitungen nach erster manueller
Durchsicht qualitativ am geeignetsten schien, um einen methodischen Vorschlag
zu präsentieren.1 Es ist an dieser Stelle darauf hinzuweisen, dass durch
den Vergleich zweier Zeitungen mit lediglich ähnlicher politischer Ausrichtung
und völlig verschiedenen Auflagezahlen (Italia Oggi hat eine Auflage von ca.
80.000, Die Welt kommt mit ca. 164.000 rund auf das Doppelte) keine
repräsentative Studie über die Wahrnehmung der Migration in Deutschland
und Italien erstellt werden kann. Der vorliegende Beitrag hat stattdessen zum
Ziel, eine beispielhafte Analyse vorzustellen: Die Ergebnisse sollen exemplarisch
für die methodische Herangehensweise stehen, es wird dabei keine
Aussage über die Konzeptualisierung der Zuwanderung nach Europa in
Deutschland und Italien im Allgemeinen getroffen, sondern lediglich im
Wirkungsbereich beider Zeitungen, zu den angegebenen Zeiträumen und in
Bezug auf die vorgestellte Methodik.
Die beiden analysierten Zeiträume betreffen das gesamte Jahr 2015 sowie den
Sommer 2018. Um die konzeptuelle Metapher MIGRATION als WASSERBEWEGUNG
in den Texten zu identifizieren, mussten mehrere sprachliche Realisierungen
bei der Schlagwortsuche bedacht werden. Die Zeitungsartikel aus Italia Oggi
wurden nach den italienischen Begriffen profughi, migranti und migratoria/o/i in
Verbindung mit onda/e, ondata/e und flusso/i durchsucht. Sowohl die onda
migratoria als auch die ondata ergaben jeweils nur einen Treffer, beide aus dem
Jahr 2018. Flusso migratorio und flussi migratori kamen dagegen auf insgesamt
39 Ergebnisse, davon 15 im Jahr 2015 und 24 allein im Sommer 2018. Auf
deutscher Seite wurde nach den Komposita Flüchtlingsflut, -strom und -welle
gesucht. Die Flut wird in Die Welt lediglich fünf Mal genannt, der Strom kommt
dafür insgesamt 282 Mal vor und die Suche nach Welle ergibt 88 Vorkommen,
davon 81 im Jahr 2015 und 7 im Sommer 2018. Hier ist zu beachten, dass der
Flüchtlingsstrom zwar sehr häufig genannt wird, für eine qualitative Analyse
aber dennoch nicht von großem Nutzen ist, da er in den meisten Fällen als stark
1 Karolina Küsters hat sich mit der Analyse des italienischen Korpus beschäftigt (Kap. 4),
während Nina Drewes für das deutsche Korpus zuständig war (Kap. 5). Alle weiteren Kapitel
ergeben sich aus einer gemeinschaftlichen Arbeit.
metaphorik.de 32/2022
206
lexikalisierter Begriff neben anderen Ereignissen und »Krisen« genannt wird.2
Spezifizierende Kollokationen wurden kaum gefunden.
In einem ersten Schritt wurden deshalb die Metaphern flusso migratorio und
Flüchtlingswelle als sprachliche Grundlage der Analyse ausgewählt. Es werden
also zwei metaphorische Ausdrücke mit verschiedenen Herkunftsbereichen in
den Blick genommen, wenn auch beide Konzeptualisierungen unter die
hyperonyme konzeptuelle Metapher der MIGRATION als WASSERBEWEGUNG zu
zählen sind. Für einen symmetrischen zweisprachigen Vergleich ist dies zwar
problematisch; für die Darstellung eines methodischen Analysevorschlags
lohnt es sich hingegen umso mehr, zwei verschiedene Metaphern in den Blick
zu nehmen. Durch diese zweifache Perspektivierung soll gezeigt werden, dass
die Dekonstruktion von Metaphern durch die Betrachtung der diskursiven
Modifikation ihrer Leerstellen und Füllwerte auch scheinbar marginale
Unterschiede zwischen mentalen Räumen sichtbar machen kann und in der
Analyse berücksichtigt.
Suchbegriffe
Italia Oggi Die Welt
“profughi”
“migranti”
“migratoria/o/i”
„Flüchtlings-“
onda: 1 volta (2018)
ondata: 1 volta (2018)
flusso/flussi: 39 (15 volte 2015, 24 volte 2018)
Flut: 5 Mal (2015)
Strom: 282 Mal (266 Mal 2015, 16 Mal 2018)
Welle: 88 Mal (81 Mal 2015, 7 Mal 2018)
Tab. 1: Suchbegriffe und Vorkommen im Korpus
Die zu den Metaphern-Tokens gehörigen Wissensrahmen werden zunächst in
das Blendingmodell von Fauconnier/Turner (1998) überführt. Das Blendingmodell
ermöglicht im Gegensatz zu dem Mappingmodell von Lakoff/Johnson
(1980) eine textimmanente Analyse aller genannter sowie auch durch
Wörterbücher vorgegebener konstitutiver Elemente.3 Während nämlich beim
Mappingmodell von lediglich zwei aktivierten Wissensrahmen (MIGRATION
2 Zur diskursiven Erzeugung politischer Krisen siehe auch Wengeler und Ziem (2014).
3 Zum Vergleich zwischen Blending und Mapping cf. u.a. Fauconnier und Turner (1998);
Grady et al. (1999).
Drewes/Küsters: Flüchtlingswelle, Flüchtlingsstrom
207
UND WASSERBEWEGUNG) ausgegangen wird, bei denen unidirektional Elemente
von einem in den anderen Rahmen projiziert werden, geht man im
Blendingmodell von vier mentalen Räumen aus. Den beiden Wissensrahmen
aus dem Mapping schließen sich ein sogenannter generic space und ein blended
space an. Der Prozess verläuft hier nicht unidirektional, vielmehr wird durch
das blending, das Hinzutreten weiterer Wissensrahmen und die Interaktion der
verschiedenen Elemente im blended space eine emergente Struktur erzeugt. Die
Struktur der mentalen Räume (mental spaces) im Blending wird einer an Marvin
Minsky (1975) und Charles Fillmore (1976) angelehnten Frame-Struktur entnommen.
Die mentalen Räume werden demnach, in Abgrenzung von
Herkunfts- und Zielbereich aus dem statischen Mappingmodell, als dynamische
Wissensrahmen (frames) verstanden. Deren potenzielle Leerstellen
(slots) werden konstituiert durch die bereits genannten aristotelischen Kategorien
und enthalten bestimmte Werte (fillers), welche den konkreten Textbeispielen
und Wörterbüchern entnommen sind. Durch das Verfahren der
Hyperonymreduktion (cf. Konerding 1993) werden außerdem die mentalen
Räume einem Matrixframe zugeordnet, um das Verhältnis zwischen den
mentalen Räumen bestimmen zu können und mögliche Framewechsel darstellbar
zu machen. Die Hyperonymreduktion ist ein Verfahren, bei dem
ausgehend von Wörterbucheinträgen von einem Begriff so lange nach Oberbegriffen
gesucht wird, bis kein Oberbegriff mehr ausfindig gemacht werden
kann. Der Begriff, von dem aus nicht weiter generalisiert werden kann, ist der
Matrixframe aller unter ihn fallenden Begriffe. Auf dieser Grundlage sollen
empathiehemmende Strategien ausfindig gemacht werden. Diese Suche muss,
um nicht in psychologischen Vermutungen zu versiegen, anhand von
sprachlichem Material vollzogen werden. Wie bereits erwähnt sind die
sprachlichen Strategien, die untersucht wurden, die der De-Individualisierung,
der De-Personalisierung und der Darstellung einer Gefahr, die auf die
Rezipient:innen zukommt. Ebendiese werden anhand der metaphorischen
Konstruktion des politischen Phänomens MIGRATION als WASSERBEWEGUNG
und anhand der im Korpus aktivierten Matrixframes analysiert.
3. MIGRATIONSBEWEGUNG als WASSERBEWEGUNG
Zunächst soll die eingeführte Terminologie anhand der übergeordneten
konzeptuellen Metapher MIGRATION als WASSERBEWEGUNG, unter die beide
metaphorik.de 32/2022
208
hier genannten sprachlichen Realisierungen zusammenzufassen sind,
angewandt werden.
Abb. 1: MIGRATIONSBEWEGUNG als WASSERBEWEGUNG im Blendingmodell4
Das Modell in Abbildung 1 zeigt die mentalen Räume 1 und 2. Hinzu kommen
der generische Raum, der die gemeinsamen Leerstellen und die übergeordnete
Kategorie aufzeigt, und der Blend, in dem gezeigt wird, welche Elemente aus
welchem Raum übernommen werden und ob Perspektivwechsel stattfinden (cf.
Fauconnier und Turner 1998). Das Modell von Fauconnier und Turner wurde
für die Zwecke des vorliegenden Beitrags leicht modifiziert und erweitert. So
deuten gestrichelte Linien die Übernahme der durch den Frame vorgegebenen
Leerstellen an, während durchgezogene Linien die Übernahme von Füllwerten
anzeigen. Klein gestrichelte Linien deuten eine lediglich latente Übernahme von
Füllwerten an. Die Begriffe in Großbuchstaben benennen den jeweiligen
übergeordneten Frame, der im generischen Raum in den hyperonymen Frame
BEWEGUNG mündet. Die Leerstellen beider mentaler Räume sind also die
gleichen und die Metapher kann demnach als mirror network nach Fauconnier/
Turner beschrieben werden (cf. Fauconnier und Turner 1998: 174). Es wird
dennoch deutlich, dass die konstitutiven Füllwerte hauptsächlich aus dem
4 Es ist an dieser Stelle darauf hinzuweisen, dass die Blends von MIGRATION mit STROM (it.
FLUSSO) und mit WELLE (it. ONDA / ONDATA) keine genaue Deckungsgleichheit aufweisen. Um
die hyperonyme Metapher dennoch darzustellen, wurden in Abb. 1 nur die gemeinsamen
Eigenschaften aufgenommen. Für die genauere Darstellung beider sprachlicher
Realisierungen und deren Unterschiede siehe Abb. 2 und 3.
Drewes/Küsters: Flüchtlingswelle, Flüchtlingsstrom
209
mentalen Raum WASSERBEWEGUNG projiziert werden.5 Die Akteur:innen der
MIGRATION sind demnach im Blend keine Menschen oder Individuen mehr,
sondern eine homogene Wassermasse. Auch die übrigen Werte werden
größtenteils aus Raum 2 projiziert, wie aus der folgenden Korpusanalyse noch
deutlicher hervorgehen wird. Die evidente Dominanz von Raum 2 lässt an das
Mappingmodell (cf. Lakoff und Johnson 2007) zurückdenken, bei dem von einer
Unidirektionalität von Herkunfts- zu Zielbereich ausgegangen werden kann.
Um gerade den Kategorienwechsel von etwas Menschlichem zu etwas
Dinglichem zu verdeutlichen, ist das Blendingmodell dennoch vorzuziehen.
Demnach ist die Metapher – auch unabhängig von ihrem Kontext – als genuin
empathiehemmend zu begreifen, da im Prozess des Blendings ein entpersonalisierender
Kategorienwechsel festzustellen ist. Dieser in der Öffentlichkeit
vieldiskutierte Aspekt der Verdinglichung von geflüchteten Menschen lässt es
bereits offensichtlich erscheinen, dass die Rede von Flüchtlingswellen und
Flüchtlingsfluten einen empathischen Umgang mit dem Migrationsdiskurs
geradezu unmöglich macht, oder wie Wehling es ausdrückt: „Der Frame nimmt
uns damit die gedankliche Grundlage zu Empathie […]“ (Wehling 2016: 176).
Im Folgenden sollen die Analysen des flusso migratorio und der Flüchtlingswelle
zeigen, welche der Metapher inhärenten empathiehemmenden Strategien
beide sprachlichen Realisierungen enthalten und wie durch die Betrachtung der
oben beschriebenen Füllwerte ein diachroner Vergleich der emotionalen
Aufladung durchgeführt werden kann.
4. Der flusso migratorio in Italia Oggi
Zunächst soll die Konzeptualisierung der Metapher MIGRAZIONE als FLUSSO
geklärt werden. In lo Zingarelli wird flusso als „movimento scorrevole di un
liquido o di un gas”, „grande quantità” und als „movimento incessante” (lo
Zingarelli, Hervorhebungen K.K.) beschrieben. Der Begriff der migrazione
hingegen ist ein „spostamento di popolazioni, tribù, gruppi sociali e sim. per
un periodo molto lungo o in forma definitiva” (lo Zingarelli, Hervorhebungen
5 Die Begriffe Migration (it. migrazione) und Immigration (it. immigrazione) werden im
Folgenden synonym verwendet, da sich die aktivierten Frames in den analysierten
sprachlichen Realisierungen nicht voneinander unterscheiden; d.h., dass in der sogenannten
Flüchtlingsdebatte keine ausschlaggebenden semantischen oder pragmatischen Differenzen
zwischen beiden Konzepten und ihren Leerstellen festzustellen sind.
metaphorik.de 32/2022
210
K.K.). Die im Wörterbuch aufgeführten konstitutiven Werte beider Konzepte
werden in Abbildung 2 und Tabelle 2 dargestellt.
Abb. 2: MIGRAZIONE als FLUSSO im Blendingmodell
Raum 1 MIGRATION Raum 2 STROM
Akteur:innen /
Gegenstände
Menschen (-gruppen) Substanz Wasser / Gas
Zeit zeitlich begrenzt Zeit kontinuierlich
Raum von Herkunfts- zu
Ankunftsort
Raum in/zu einem Ankunftsort
Qualität nicht definiert Qualität homogen,
unkontrollierbar
Quantität große oder kleine
Anzahl von Individuen
Quantität große Masse
Tab. 2: Slots und Fillers von MIGRATION als STROM
Auch hier fällt auf, dass die ausschließlich in Raum 2 auftretenden Füllwerte –
Wassermasse und Kontrolllosigkeit – in den Blend projiziert werden, während
die exklusiven Werte aus Raum 1 – einzelne Individuen/Personen, zeitliche Begrenzung
und ein determinierter Herkunftsort – nicht aufgenommen, sondern
geradezu von den ihnen entgegengesetzten Werten aus Raum 2 ersetzt werden.
Nach Fauconnier/Turner könnte man hier also schon eher von einem
asymmetric double-scope network sprechen, da einige Elemente von beiden mental
spaces übernommen werden, Raum 2 aber stark dominiert und die Struktur von
Raum 1 mit konstituiert (cf. Fauconnier und Turner 1998: 179).
Drewes/Küsters: Flüchtlingswelle, Flüchtlingsstrom
211
Im Eintrag zu flusso aus dem GDLI ist zu beobachten, dass Beispiele einer
Lexikalisierung des Menschenstroms bereits aus der Literatur des 16. Jahrhunderts
angegeben werden. So wird beispielsweise zitiert:
Goldoni, VII-810: In casa mia flusso e riflusso; chi va, chi viene.
Consumano le scale, rovinano i pavimenti, e guai se parlo (GDLI).
Auch hier sind die konstitutiven Füllwerte des in Abbildung 2 gezeigten Blends
vertreten: Eine Gruppe von Menschen wird zu einer homogenen Masse, die
ständig in Bewegung ist, auf den Berichtenden zukommt, sein Haus regelrecht
überschwemmt, Schaden anrichtet. Der Berichtende steht all dem macht- und
kontrolllos gegenüber.
Besonders auffällig ist, dass der flusso migratorio räumlich nur an seinem
Ankunftsort, also aus der Rezipient:innenperspektive existiert. Die Leerstelle
des mentalen Raumes ändert also nicht seine Füllwerte, sondern es fehlt ihm
ein Wert – und damit auch dessen mögliche Wahrnehmung – gänzlich, wodurch
der Fokus sich auf den verbliebenen Füllwert des Ankunftsortes verschiebt.
Auch hier ist bereits zu erkennen, wie durch die im Blending
vorkommenden Kategorien ein Diskurs produziert wird, der keine empathische
Reaktion zulässt, denn der Raum, in dem sich die Fluchtursachen
abspielen, ist in der öffentlichen Diskussion über flussi migratori schlichtweg
inexistent.6 Die geflüchteten Menschen haben in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit
nichts Individuelles oder Menschliches, stattdessen werden sie zu etwas
Leblosem, Homogenen, das nur in der Rezipient:innenperspektive existiert und
kontrolllos, ohne abzusehendes Ende auf seinen Ankunftsort zufließt.
4.1 Die diskursive Modifikation der Metapher flusso migratorio von
2015 - 2018
Im Folgenden werden die diskursiven Modifikationen des flusso migratorio
von 2015 - 2018 beschrieben, zunächst anhand der oben genannten Kategorien
QUANTITÄT, QUALITÄT und RAUM, darauffolgend anhand der im Diskurs
integrierten Matrixframes. Es fällt auf, dass die zeitliche Komponente der
continuazione in den analysierten Textpassagen überhaupt nicht erwähnt wird.
Dies deutet daraufhin, dass die konstitutive Eigenschaft des flusso,
6 Cf. auch Wehling (2016: 175); Agnetta (2018: 31).
metaphorik.de 32/2022
212
kontinuierlich zu fließen, bereits 2015 so stark lexikalisiert ist, dass sie nicht
mehr erwähnt werden muss und bereits Schlussregelcharakter angenommen
hat.7
4.1.1 QUANTITÄT: dall’aumento alla riduzione
Die Kategorie der Quantität nimmt in den Artikeln von 2015 einen hohen
Stellenwert ein. Folgende Beispiele sollen als Illustration dessen dienen:
(1) i flussi migratori sono in forte aumento (Italia Oggi, 2015).
(2) un aumento dei flussi (Italia Oggi, 2015).
(3) ridimensionare i flussi sulle reali possibilità di ricevimento (Italia
Oggi, 2015).
(4) Con i flussi migratori siamo di fronte a fenomeni epocali di
dimensioni immense (Italia Oggi 2015).
Diskursiv verhandelt wird hier sowohl ein Ansteigen der flussi, als auch bereits
eine gewünschte Reaktion. Beispiel (3) und (4) zeigen deutlich, dass die
Dimensionen als unrealistisch und nicht zu bewältigen dargestellt werden. Im
Vergleich hierzu geht die Bedeutung der Quantität im Sommer 2018 stark
zurück:
(5) afflusso massiccio (Italia Oggi, 2018).
(6) […] si può intervenire per ridurre i flussi (Italia Oggi, 2018).
(7) […] un blocco o almeno di una drastica riduzione dei flussi
migratori (Italia Oggi, 2018).
An dieser Stelle muss daran erinnert werden, dass aus dem Jahr 2015 insgesamt
15 Artikel analysiert wurden, und sich darunter vier Nennungen der
QUANTITÄT finden lassen, während solche in den 25 Artikeln aus dem Sommer
2018 lediglich dreimal vorkommen, das Vorkommen ist also von einem
knappen Drittel zu einem knappen Achtel gesunken. Die bereits 2015
vorbereitete Konzentration auf das vermeintlich notwendige Reduzieren der
flussi tritt dafür nun stärker zum Vorschein, während von einem Ansteigen der
flussi nicht mehr die Rede ist. Begriffe wie massiccio lassen außerdem darauf
schließen, dass die Kategorie der QUANTITÄT hier bereits in Verbindung mit
7 Zum Schlussregelcharakter konzeptueller Metaphern cf. Pielenz (1993). Auch Wehling geht
in ihrem Text auf die Differenzen der zeitlichen Komponente der Metaphern Flüchtlingswelle
und Flüchtlingsstrom ein, cf. Wehling (2016: 175 f.).
Drewes/Küsters: Flüchtlingswelle, Flüchtlingsstrom
213
einer qualitativen Bewertung genannt wird. Man kann vermuten, dass die
empathiehemmende Darstellung von geflüchteten Menschen als einer enormen,
homogenen Masse im Jahr 2018 bereits in den Lexikalisierungsprozess aufgenommen
wurde und darum nicht mehr explizit, sondern nur noch in Verbindung
mit einer qualitativen Bewertung oder sogar einer vorgeschlagenen
Reaktion vorkommt. Die Analyse der Kategorie der QUALITÄT verfestigt diesen
Eindruck.
4.1.2 QUALITÄT: il flusso incontrollato
Die Artikel aus dem Jahr 2015 gleichen, was eine qualitative Aussage über die
flussi betrifft, größtenteils neutralen Berichterstattungen, eine qualitative Bewertung
erfolgt selten:
(8) […] la Turchia è uno stato organizzato e quindi i flussi che
partono dalle sue coste sono una vera e propria forma di
aggressione demografica (Italia Oggi, 2015).
(9) l’aumento incontrollato dei flussi (Italia Oggi, 2015).
Das erste Beispiel beschreibt den Einzelfall der Türkei und stellt eher die
Kontrolle des türkischen Staates als Gefahr dar als die flussi selbst. In (9) wird
außerdem deutlich, dass die Kategorie der QUALITÄT hier noch eindeutig mit
der QUANTITÄT zusammenhängt. Im Sommer 2018 ändert sich dies:
(10) […] «l'Italia non va lasciata da sola» a fronteggiare l'onda d'urto
dei migranti. Ammettendo dunque che, finora, siamo stati
negletti e abbandonati […] (Italia Oggi, 2018).
(11) i flussi erano controllati; il mondo era diverso (Italia Oggi, 2018).
(12) gestione scoordinata di questi flussi migratori (Italia Oggi,
2018).
(13) In caso contrario i flussi diventeranno destabilizzanti (Italia
Oggi, 2018).
(14) immigrati irregolari (Italia Oggi, 2018).
(15) Oggi viviamo in un'Europa depressa, spompata, afflitta e
musona […] e l'immigrazione selvaggia […] è tutt'altro che
«poco». Quindi è giusto temere che flussi migratori non
regolamentati mettano le istituzioni del continente in un angolo
(Italia Oggi, 2018).
metaphorik.de 32/2022
214
Wir haben in diese Reihe die einzige Nennung der onda im gesamten Korpus
mit aufgenommen, da sie illustriert, wie das plötzliche Auftreten einer starken
Kraft in den Diskurs mit eingeht. Es wird auch explizit das chaotische JETZT von
dem kontrollierbaren FRÜHER abgegrenzt. An diesen wenigen Beispielen lässt
sich demnach doch eine explizite Nennung der zeitlichen Kategorie ablesen,
diese erfolgt jedoch immer in engster Verbindung mit einer qualitativen
Bewertung. Andere Artikel prognostizieren einen bevorstehenden Kontrollverlust,
bezeichnen die Migrant:innen selbst als irregolari (14) oder beschreiben
sie als etwas Wildes, das die Europäischen Institutionen in eine Ecke drängt
(15). So wird die bereits 2015 vollzogene Blockierung eines empathischen
Framings des Flüchtlingsdiskurses im Jahr 2018 dazu genutzt, die Migration als
etwas Fremdes, Homogenes und dazu noch Gefährliches und Unkontrollierbares
darzustellen.
4.1.3 RAUM: La porta d’ingresso dei flussi / Il luogo in cui la massa accorre
Ein ähnlicher Verlauf kann in Bezug auf die Kategorie des RAUMS festgestellt
werden, bei welcher der Fokus wie bereits erwähnt fast ausschließlich auf dem
Ankunftsort liegt. Im Jahr 2015 wird zwar bereits auf Italien als die porta
d’ingresso hingewiesen, die Beispiele finden sich jedoch in lediglich zwei
Artikeln. Auch hier wird deutlich, dass die flussi auf konzeptueller Ebene nur
einen Ankunftsort haben, welcher in der Perspektive Italiens und Europas
besteht. Dies zeigt, dass die entscheidende Angabe zur migrazione aus dem
Wörterbuch, dass es sich um ein spostamento von einem Ort zum anderen
handelt, nicht aus Raum 1 in den Blend aufgenommen wurde:
(16) […] che l’Italia diventasse la porta d’ingresso dei flussi (Italia
Oggi, 2015).
(17) l’Italia sta in mezzo e ne soffre. […] L’Italia è appunto un luogo
di passaggio […] (Italia Oggi, 2015).
2018 gewinnt der Ankunftsort Italien als Füllwert im Blend an Relevanz. Es
wird außerdem auch hier deutlich, wie der Diskurs emotional aufgeladen wird:
(18) […] nostro ingrato destino di paese di frontiera e di trincea
(mediterranea) (Italia Oggi, 2018).
(19) Bene, occorre fare i conti con la geografia che disegna una
nazione […] (Italia Oggi, 2018).
Drewes/Küsters: Flüchtlingswelle, Flüchtlingsstrom
215
(20) Cioè non applicare Dublino per le frontiere marittime e
applicarlo per quelle terrestri? (Italia Oggi, 2018).
(21) Occorre inoltre «superare il criterio del Paese di primo arrivo,
affermando il principio che chi sbarca in Italia sbarca in Europa
(Italia Oggi, 2018).
(22) Italia è il paese di primo approdo per i migranti […]. Nel caso che
i paesi europei abbiano dei confini terrestri […] il flusso è
facilmente bloccabile. Nel caso invece che i confini siano
marittimi […] (Italia Oggi, 2018).
Vor allem der Fokus auf den Grenzbegriff wird verstärkt. Italien wird einerseits
metonymisch mit ganz Europa gleichgesetzt, andererseits wird es aber auch
etwas isoliert und als unter einem ingrato destino stehend dargestellt, da es keine
Grenzen in Form eines Festlandes zur Verteidigung besitzt. Dadurch wird das
Land als geöffneter, schutzloser Raum dargestellt. Auch der Wegfall eines
Herkunftsortes kann eindeutig als empathiehemmende Strategie angesehen
werden, denn so existieren geflüchtete Menschen lediglich innerhalb des
Frames einer WASSERBEWEGUNG, in dessen Rahmen sie keine Herkunft,
Vorgeschichte oder Individualität haben, sondern als leblose, homogene und
gefährliche, weil unkontrollierbare, Masse auf die Rezipient:innen zufließen.
All diese Beispiele zeigen, wie der sogenannte Flüchtlingsdiskurs in Italien von
2015 bis 2018 an emotionaler Aufladung gewinnt. In Hinblick auf die
Kategorien RAUM und ZEIT wird auch verständlich, dass der Begriff flusso öfter
verwendet wird als die onda, denn das Blending von FLUSSO und MIGRAZIONE
erlaubt schon durch den hohen Lexikalisierungsgrad der Metapher den Wegfall
eines Herkunftsortes, die exklusive Existenz der Metapher in der Perspektive
der Rezipient:innen sowie die Darstellung eines infiniten Prozesses (cf. zu
WELLE Kap. 5). Der zeitliche Aspekt gilt, so die Hypothese, als stark lexikalisiert
und muss keine Erwähnung mehr finden, um mitgedacht zu werden. Die
Kategorie der QUANTITÄT verliert zwischen 2015 und 2018 stark an Relevanz.
Es kann davon ausgegangen werden, dass auch die Füllwerte, die zur
Konzeptualisierung der immensen Dimensionen der flussi dienen, bereits
akzeptiert wurden und sich in der Lexikalisierungsphase befinden. Der forte
aumento der flussi von 2015 hat seine Klimax im Diskurs anscheinend bereits
erreicht und muss nicht mehr als Zukunftsszenario prognostiziert werden.
Gleichzeitig haben auch die empathiehemmenden Strategien bereits ihre
Wirkung gezeigt. Daran anknüpfend wird im Sommer 2018 vermehrt die
metaphorik.de 32/2022
216
qualitative Bewertung dieser bereits als politische Realität wahrgenommenen
Metapher betont und eine Re-AKTION gefordert.
In der Tat finden sich im Umfeld der analysierten Metapher im Vergleich zu
den ansonsten eher gering ausfallenden Kollokationen viele Handlungsverben.
Diese werden im Folgenden analysiert, um mögliche depersonalisierende
Frames zu bestimmen, in die der flusso migratorio eingebettet wird.
4.2 Matrixframe HANDLUNG: dall’azione alla reazione
Klaus-Peter Konerding hat in einer Studie aus dem Jahr 1993 mithilfe der
Hyperonymreduktion eine Typologie aus 12 Matrixframes erstellt, dazu zählen
unter anderem Handlung, Ereignis, Zustand, Person, Relation etc.8 In dem oben
dargestellten Blendingmodell (cf. Abb. 2) wird der flusso migratorio
entsprechend den Wörterbucheinträgen als BEWEGUNG beschrieben. In den
konkreten Textbeispielen wird diesem Frame noch ein weiterer hinzugefügt,
nämlich der HANDLUNGS-Frame. Der flusso wird zwar nicht explizit personalisiert
oder zu einem AKTEUR erklärt, allerdings macht die ständige
Erwähnung einer REAKTION deutlich, dass die Migration als eine AKTION
konzeptualisiert wird. Die verwendeten Verben lassen sich in zwei semantische
Felder aufteilen. Tabelle 3 zeigt, welche Verben in welcher Phase vermehrt
vorkommen.
2015 2018
Frame
VERTEIDIGUNG
Frame
MANAGEMENT
Frame
VERTEIDIGUNG
Frame
MANAGEMENT
fermare
scoraggiare
controllo dei… (2x)
distribuire
gestione dei…
governare
governo dei…
monitorare
programmare
regolare
ridimensionare
bloccare (3x)
blocco dei…
contrastare
fare fronte (2x)
far restare
fronteggiare (2x)
intervenire per
ridurre
(temere)
coordinare
controllare
gestire (7x)
governo dei…
Tab. 3: HANDLUNGS-Frame
8 Cf. Konerding (1993). Einen guten Überblick bietet auch Ziem (2005).
Drewes/Küsters: Flüchtlingswelle, Flüchtlingsstrom
217
2015 wird vor allem eine Art MANAGEMENT- oder VERWALTUNGS-Frame
evoziert. Die flussi sollen reguliert, vorprogrammiert, verwaltet werden. Auch
Verben der Verteidigung kommen bereits vor, allerdings nur an zwei Stellen.
Es wird deutlich, dass hier eine Art Basis-Konzeptualisierung der Metapher
vollzogen wird, die zum Effekt hat, dass Geflüchtete nicht als Personen,
sondern als eine reine Verwaltungsangelegenheit wahrgenommen werden.
Jede Empathie der homogenen, nicht aus menschlichen Individuen bestehenden
Masse gegenüber wird blockiert und unmöglich gemacht. 2018 wird diese
Vorbereitungsphase abgelöst durch ein starkes Vorkommen an Verteidigungsvokabular
sowie der Aufforderung, die flussi zu fürchten (temere, cf. Tab. 3).
Nachdem der flusso migratorio also in einer ersten Phase zu einer unpersönlichen,
fast bürokratischen Angelegenheit gemacht wird, wird in einer
zweiten Phase verstärkt auf die für die Rezipient:innen bestehende Gefahr
dieses flusso aufmerksam gemacht. Dieser Wechsel von einem VERWALTUNGSzu
einem VERTEIDIGUNGS-Frame bestätigt denselben Übergang von einem
unpersönlichen Framing zu einem angsterfüllten, emotional aufgeladenen
Umgang im Migrationsdiskurs, der auch durch die Modifikationen der
einzelnen Kategorien ablesbar wird.
Im vorangegangenen Text wurden so zwei methodisch eng verknüpfte
Strategien zur emotionalen Aufladung eines Diskurses mithilfe von konzeptuellen
Metaphern vorgestellt, die zu ähnlichen und sich gegenseitig
ergänzenden Ergebnissen geführt haben.
Der sogenannte Flüchtlingsdiskurs wurde zum einen durch eine veränderte
Gewichtung der Leerstellen und Füllwerte der Metapher modifiziert. Es konnte
zum anderen ein Frame-Wechsel von einer Phase zur nächsten festgestellt
werden, der den flusso migratorio in beiden Fällen als HANDLUNG
konzeptualisiert und 2018 verstärkt die geforderte REAKTION durch den
VERTEIDIGUNGS-Frame aktiviert. So kann für das italienische Korpus festgehalten
werden, dass die erste untersuchte Phase vor allem empathiehemmende
Strategien wie die Darstellung als homogene Masse, die Auslassung eines
Herkunftsortes und die Konzeptualisierung der Geflüchteten als reine Verwaltungsangelegenheit
aufweist. In der zweiten Phase wird diese Hemmung
von Empathie zur emotionalen Aufladung des Migrationsdiskurses und zur
Forderung einer Reaktion auf die vermeintliche Gefahr genutzt.
metaphorik.de 32/2022
218
Im Folgenden sollen diese oder ähnliche Strategien im deutschen Beispielkorpus
nachgewiesen werden.
5. MIGRATION als WELLE
Im Vergleich zum flusso migratorio aktiviert das Kompositum Flüchtlingswelle
nicht nur den Frame der MIGRATION, sondern nennt auch explizit die
Leerstelle AKTEUR:IN der MIGRATION. Im Folgenden werden darum die Begriffe
Migration, Flüchtling und Welle erläutert.
Im Duden Universalwörterbuch wird die Migration als „a.) Wanderung od.
Bewegung bestimmter Gruppen von Tieren od. Menschen; b.) Abwanderung
von jmdm. in ein anderes Land, in eine andere Gegend, an einen anderen Ort“
(Duden) beschrieben. Der Flüchtling hingegen ist „jmd., der aus politischen,
religiösen od. ethnischen Gründen seine Heimat eilig verlassen hat od.
verlassen musste u. dabei seinen Besitz zurückgelassen hat“ (Duden).
Die Welle wird beschrieben als „der aus der Wasseroberfläche sich für kurze
Zeit hervorwölbende Teil bei bewegtem Wasser“ oder „2a.) etw., was in großem
Ausmaß bzw. in mehr od. weniger dichter Folge in Erscheinung tritt [u. sich
ausbreitet, steigert]“ (Duden). Wie auch beim flusso wird gleich bei der zweiten
Bedeutung auf die QUANTITÄT eingegangen, es handelt sich außerdem auch
hier um eine Bewegung. Auffallender Unterschied zu flusso ist der zeitliche
Aspekt, so wird die Welle als etwas zeitlich Determiniertes, nur kurz
Verweilendes beschrieben. Das Blending der Flüchtlingswelle ist durch die
Metapher MIGRATION als WELLE in Abbildung 3 dargestellt.
Drewes/Küsters: Flüchtlingswelle, Flüchtlingsstrom
219
Abb. 3: MIGRATION als WELLE im Blending
Auch dieses zweite Beispiel zeigt eine eindeutige Dominanz von Raum 2.
Allerdings sind sich WELLE und MIGRATION durch ihre zeitliche Begrenzung
und die räumliche Linearität von Herkunfts- zu Ankunftsort ähnlicher als
STROM und MIGRATION.
In der sprachlichen Realisierung der konzeptuellen Metapher wird, wie bereits
erwähnt, explizit auf die Akteur:innen eingegangen (cf. Tab. 4). Trotz der
Nennung von Individuen wird im Blend deutlich, dass die Füllwerte der WELLE
die der MIGRATION eindeutig überlagern. Dies ist nicht zuletzt der Tatsache
geschuldet, dass die Welle als semantischer Kopf des Kompositums fungiert.
Diese und weitere konstitutive Füllwerte werden in der Korpusanalyse noch
verdeutlicht.
Raum 1 MIGRATION Raum 2 WELLE
Akteur:innen /
Gegenstände
Menschen (gruppen) Substanz Wasser
Zeit kurze oder lange Zeit,
begrenzt
Zeit kurz, begrenzt
Raum von Herkunftsort zu
Ankunftsort
Raum von Herkunftsort zu
Ankunftsort
metaphorik.de 32/2022
220
Qualität nicht definiert Qualität homogen
Quantität große oder kleine
Anzahl von
Individuen
Quantität große Masse
Tab. 4: Slots und Fillers von MIGRATION als WELLE
5.1 Die diskursive Modifikation der Metapher Flüchtlingswelle von
2015 - 2018
Bezüglich des deutschen Korpus ist zunächst noch einmal darauf hinzuweisen,
dass die Gebrauchshäufigkeit zwischen dem Jahr 2015 (81 Funde) und dem
Sommer 2018 (7 Funde) im Gegensatz zu dem italienischen Beispiel deutlich
abgenommen hat, wobei der stärker begrenzte Zeitraum hier mit in Betracht
gezogen werden muss. Diese Tatsache deutet bereits darauf hin, dass die
MIGRATION als WELLE 2015 einer der großen Diskurse in Die Welt war und
seither an Relevanz verloren hat. Die Kollokationen, die sich im Umfeld der
Flüchtlingswelle finden lassen, werden im Folgenden anhand der bereits
genannten Kategorien QUANTITÄT, QUALITÄT, RAUM und ZEIT analysiert. Eine
Vorbemerkung soll bezüglich der expliziten Nennung des FLÜCHTLING gemacht
werden. Wie bereits erwähnt wurde, wird der oder die AKTEUR:IN hier explizit
genannt und außerdem so besetzt, dass darunter laut Duden eindeutig ein unter
einem Schicksal leidendes Individuum zu verstehen ist. Im Gegensatz zu einem
Migrationsstrom könnte also vermutet werden, dass metaphorische Ausdrücke,
die das Lexem Flüchtling beinhalten, der Individualität und dem
Schicksal der geflüchteten Menschen mehr Bedeutung beimessen und so eine
empathiehemmende Wirkung gemindert wird. Dies ist jedoch, wie die im
Folgenden genannten Beispiele verdeutlichen werden, gerade nicht der Fall.
In den 88 untersuchten Artikeln finden sich lediglich drei Nennungen, in denen
deutlich wird, dass von Individuen gesprochen wird, und alle drei beziehen
sich gleichzeitig auf eine enorme Quantität oder eine qualitativ negative und
stark emotionale Bewertung:
(23) Eine Massenbewegung aus Millionen von Einzelschicksalen (Die
Welt, 2015).
(24) Und das langfristig, denn der ersten Flüchtlingswelle werden in
den kommenden Jahren weitere folgen, wenn im Zuge der
Drewes/Küsters: Flüchtlingswelle, Flüchtlingsstrom
221
Familienzusammenführung Frauen und Kinder den zunächst
geflüchteten Familienvätern nachfolgen (Die Welt, 2015).
(25) Sie trägt Angst in sich, Angst, ertränkt zu werden von dieser
Welle von Fremden (Die Welt, 2015).
Dieses geringe Vorkommen, welches im Einzelfall der Nennung von
Individuen auch deindividualisierende Elemente wie die Darstellung einer
Massenbewegung oder einer näher kommenden Gefahr nebenan stellt, ist ein
erster Hinweis auf die De-Individualisierung der Migrant:innen, die das
Blending mit WELLE erzeugt.
5.1.1 QUANTITÄT: Vom gewaltigen Ausmaß zum Nichts
In knapp einem Viertel der Verwendungen der Flüchtlingswelle wird auf ihre
großen Ausmaße Bezug genommen, oft unter Verwendung von Superlativen
oder unter Verweis auf ihre überraschende Größe. Es werden jedoch keine
genauen Größen oder absoluten Zahlen genannt, stattdessen werden die
Ausmaße durch Adjektive beschrieben. Folgende Beispiele sind hier
repräsentativ:
(26) Dem ersten politischen Tsunami vom Frühjahr 2011 folgt nun im
Sommer und Herbst 2015 der zweite: die riesige Flüchtlingswelle
(Die Welt, 2015).
(27) Seit der Invasion der IS-Terroristen im Irak im Juni 2014 nahm
die Flüchtlingswelle noch einmal ungekannte Ausmaße an (Die
Welt, 2015).
(28) Die Flüchtlingswelle ist zu groß, um sie nicht zu stoppen (Die
Welt, 2015).
(29) Die größte Flüchtlingswelle seit Ende des Zweiten Weltkriegs
(Die Welt, 2015).
In (28) ist auch bereits die Bedrohung und der Appell zum Handeln abzulesen.
Wo sich Angaben finden, die eine geringe Größe beschreiben, geschieht dies
bezogen auf und in Abgrenzung von vergangenen Migrationsbewegungen.
Hier kommt auch der Aspekt der wellenhaften Abfolge zum Ausdruck:
(30) Als ehemalige Deutschlehrerin und Kennerin der kleineren
Flüchtlingswellen der letzten Jahrzehnte […] (Die Welt, 2015)
Dem Konzept der WELLE entsprechend wird also ein in mehr oder weniger
regelmäßiger Abfolge auftretendes Phänomen dargestellt, wobei die WELLE aus
metaphorik.de 32/2022
222
dem Jahr 2015 dennoch als hervorstechend beschrieben wird. Auffallend ist
auch, dass die WELLE im Gegensatz zum STROM als ein zählbares EREIGNIS
konzeptualisiert wird (cf. hierzu auch 5.2). Bezogen auf die QUANTITÄT ist also
auch im deutschen Korpus die Blockierung von Empathie abzulesen, da auch
die WELLE als eine homogene Masse dargestellt wird.
Im Jahr 2018 wird hingegen in keinem der Artikel explizit auf die QUANTITÄT
Bezug genommen, die Relevanz dieser Kategorie nimmt also auch hier drastisch
ab.
5.1.2 QUALITÄT: anhaltend und dramatisch
Die qualitative Bewertung der Flüchtlingswelle ist im Jahr 2015 nicht
abgeschlossen, sondern wird teilweise explizit offengelassen:
(31) Ob gut oder schlecht, erfreulich oder nicht (Die Welt, 2015).
Während die Qualität von FLÜCHTLING sich vor allem durch die individuellen
Gründe der Migration auszeichnet, eine Information, die sich nur in Ansätzen
in wenigen Zeitungsartikeln wiederfindet, wird die MIGRATION stattdessen
mehrfach als aus europäischer Sicht unrechtmäßig oder sogar gesteuert
dargestellt:
(32) die größtenteils illegale Flüchtlingswelle aus dem Kosovo (Die
Welt, 2015).
(33) Ist die jetzige Flüchtlingswelle ein spontanes Phänomen oder
organisiert durch Schmuggler? (Die Welt, 2015).
Die meisten wertenden Angaben beziehen sich jedoch auf die angenommene
Dauerhaftigkeit und Dramatik der Migrationsdynamik, wobei der
vorübergehende Charakter der WELLE in den Hintergrund tritt und dem Bild
eines dauerhaften, nicht von selbst versiegenden STROMS Platz macht. Der
Unterschied zwischen den in diesem Beitrag analysierten Metaphern wird
demnach gemindert:
(34) Die seit Monaten anhaltende Flüchtlingswelle stellt Städte und
Kommunen vor große Herausforderungen (Die Welt, 2015).
(35) Die Flüchtlingswelle wird andauern, sagt der frühere CDUVordenker
Kurt Biedenkopf (Die Welt, Überschrift).
(36) Angesichts dieser ungeheuren Flüchtlingswelle […] (Die Welt,
2015).
Drewes/Küsters: Flüchtlingswelle, Flüchtlingsstrom
223
Im Jahr 2018 finden sich Angaben zur Qualität überwiegend in Rückbezug auf
2015, wenn auf aktuelle Geschehnisse eingegangen wird:
(37) Der Zerfall Europas vollzieht sich in Etappen: […] gefolgt von
der Finanzkrise 2009 und schließlich der unkontrollierbaren
Flüchtlingswelle seit 2015 (Die Welt, 2018).
(38) Sein Ultimatum an Merkel erfolgte nicht wegen einer neuen
Flüchtlingswelle […] (Die Welt, 2018).
Die als dramatisch und unkontrollierbar dargestellten Ereignisse des Jahres
2015 sind ein politisches Schlagwort geworden, das sich einreiht in die großen
politischen Krisen der letzten Jahre. Die Flüchtlingswelle wird also zu einem
vergangenen EREIGNIS (5.2). Dies bringt zwar keine empathiefördernde Wirkung
hervor, die blockierte Empathie wird jedoch auch nicht in gleichem Maße wie
im italienischen Korpus zur Steigerung der emotionalen Aufladung genutzt.
5.1.3 RAUM: Aus dem Nahen Osten nach Europa
Die Raumqualifikatoren im Umfeld der Flüchtlingswelle lassen sich in drei
Felder einteilen: Herkunftsort (Afrika, Naher Osten), Ankunftsort (Deutschland,
Europa) sowie eine globale Perspektive. Die Bewegung wird demnach als
horizontal dargestellt, entsprechend der MIGRATION, wobei nicht nur der
Ankunftsort, sondern auch der Herkunftsort genannt wird. Beschrieben wird
also eine Bewegung in Richtung Europa. In diesem Punkt unterscheidet sich die
Flüchtlingswelle deutlich von dem flusso migratorio.
(39) Die zweite Flüchtlingswelle aus Nahost und Afrika war
ebenfalls vorhersehbar (Die Welt, 2015).
(40) Aus Libyen droht die nächste Flüchtlingswelle; Zerrissenes Land
Sammelbecken für Dschihadisten (Die Welt 2015, Überschrift).
(41) Die Flüchtlingswelle nach Europa reißt auch in den
Wintermonaten nicht ab (Die Welt, 2015).
(42) Die Probleme des internationalen Terrorismus und
Fundamentalismus, der dramatischen Flüchtlingswelle […] sind
nicht nur nicht gelöst; sie verschärfen sich: lokal, regional und
global (Die Welt, 2015).
In den Artikeln des Jahres 2018 findet sich eine Nennung in Bezug auf den
Balkankonflikt im Jahr 1991 sowie ein Verweis auf eine aktuelle Entwicklung in
metaphorik.de 32/2022
224
Syrien. Die Bewegung aus unterschiedlichen Herkunftsländern und Gegenden
nach Europa wird nicht mehr genannt.
(43) Wir haben dort mangels außenpolitischer Kapazitäten versagt.
Die jüngste Flüchtlingswelle im Süden Syriens bestätigt dies
einmal mehr (Die Welt, 2018).
Der Ankunftsort fällt also im Diskurs geradezu vollständig weg, wodurch die
Flüchtlingswelle in Die Welt in starkem Gegensatz zu dem flusso migratorio
aus dem Italia Oggi-Korpus steht. Die öffentliche Debatte über die Ereignisse in
den Herkunftsorten bleibt erhalten. Hier ist also eine Verringerung der
emotionalen Aufladung und gleichzeitig sogar eine Steigerung empathiefördernder
Elemente zu bemerken. Denn nur, wenn die geflüchteten
Menschen mit ihren Herkunftsländern und den Ursachen für ihre Flucht
gedacht werden, können sie als Individuen wahrgenommen werden.
5.1.4 ZEIT: Vom Inneren der Welle nach draußen
Die Zeitangaben im Jahr 2015 unterstreichen vor allem die Aktualität und
Dringlichkeit der Flüchtlingswelle, teilweise auch das plötzliche Auftreten. Auf
den Aspekt der Dauerhaftigkeit ist in Kapitel 5.1.2. bereits eingegangen worden.
Im Jahr 2015 wird außerdem häufig die akute Lage betont:
(44) Und nun die Flüchtlingswelle. […] Und nun droht eine neue
Flüchtlingswelle […] (Die Welt, 2015).
(45) Die Flüchtlingswelle kam plötzlich, aber keineswegs
überraschend (Die Welt, 2015).
(46) Durch die Flüchtlingswelle des Sommers und den Terror vom
November fühlen sie sich darin [in der Abschottung Frankreichs
nach außen] bestätigt (Die Welt, 2015).
Im Jahr 2018 beziehen sich Zeitangaben im Umfeld des Begriffs
Flüchtlingswelle nach wie vor auf die Ereignisse im Jahr 2015, die als Grenzlinie
zum einordnenden Vergleich anderer Daten herangezogen wird:
(47) Dennoch liegen die Zahlen weiter deutlich über dem Niveau von
2014, also vor dem Einsetzen der starken Flüchtlingswelle (Die
Welt, 2018).
Auch hier ist zu sehen, dass ein diskursives Austreten aus der akuten Situation
zu bemerken ist. Während die WELLE 2015 noch als auf die Rezipient:innen
zukommende Gefahr konzeptualisiert wird, wird 2018 vordergründig in der
Drewes/Küsters: Flüchtlingswelle, Flüchtlingsstrom
225
Vergangenheitsform über sie berichtet. An (44) ist zu erkennen, dass die WELLE
als etwas Zählbares konzeptualisiert wird.
Im Gegensatz zu dem italienischen Beispiel ist hier also eindeutig eine
Abnahme der Drastik zu vermerken. Anstatt einer bedrohlichen, kontrolllosen
und räumlich-zeitlich akuten Gefahr wie dem flusso migratorio zeichnet sich
im Welle-Korpus die Konzeptualisierung eines EREIGNISSES ab, das zeitlich und
räumlich bereits weit genug entfernt ist, um nicht mehr als akute Bedrohung
wahrgenommen zu werden. Sowohl in ihrer diskursiv erzeugten Quantität als
auch bezüglich ihrer tatsächlichen Erwähnung im politischen Diskurs,
wohlbemerkt nur in Bezug auf das aus Die Welt gewonnene Korpus, hat sie an
Relevanz verloren. 2015 wird noch von dem langen Anhalten und der Drastik
der Welle gesprochen, während 2018 auch qualitative Bewertungen vorwiegend
als Bewertungen von etwas Vergangenem vorkommen. Im Folgenden
soll neben dem HANDLUNGS-Frame auch auf den bereits mehrfach erwähnten
EREIGNIS-Frame eingegangen werden, in den die Flüchtlingswelle in dem
ausgewählten Korpus integriert wird.
5.2 Vom HANDLUNGS- zum EREIGNIS-Frame
In der ersten analysierten Phase, 2015, wird auch die Flüchtlingswelle
vorwiegend als HANDLUNG konzeptualisiert. Die meisten Kollokationen, die
sich in ihrer Umgebung ausmachen lassen, beschreiben ihr Wirken auf die
Rezipient:innen. Eine Spezifizierung dessen findet sich in 48 der 81
untersuchten Artikel aus dem Jahr 2015, also in mehr als der Hälfte der
absoluten Funde. Wenn eine Bewegung definiert wird, wird sie, ähnlich wie in
den italienischen Beispielen, aus der Perspektive des Ankunftsorts beschrieben.
Das Wirken der MIGRATION wird dementsprechend auch im deutschen Korpus
größtenteils durch Verben ausgedrückt, unter anderem durch Vorgangsverben
aus dem Bildbereich einer starken, unkontrollierbaren Wasserbewegung:
(48) Vincent Cochetel, bei UNHCR zuständig für Europa, rechnet
damit, dass die Flüchtlingswelle in den kommenden Monaten
anhält […] (Die Welt, Tauber 2015).
(49) Erst wenn sich die Kluft zwischen Arm und Reich, Rechtlosigkeit
und Gesetz, Dritter Welt und Europa ein wenig schlösse, würde
die größte Flüchtlingswelle seit dem Zweiten Weltkrieg abflauen
- und den Schleusern das Geschäft vermiest (Die Welt, 2015).
metaphorik.de 32/2022
226
(50) Diese Flüchtlingswelle wird noch wachsen (Die Welt, 2015).
Diese Verben besitzen kein Agens, sie beschreiben ein Geschehen, das gewissermaßen
„von allein“ passiert – es wird ein Vorgang beschrieben, der sich
jeglicher direkten Intention und Kontrolle entzieht.
Die weitaus größte Gruppe qualifizierender Verben im Satzumfeld der
Flüchtlingswelle ist jedoch die der Tätigkeitsverben (cf. Tab. 5). Solche Verben
beziehen sich weder auf Transport noch auf Bewegung. Hier nimmt die
Flüchtlingswelle oft die Rolle des Agens ein:
(51) Wir müssen zudem sofort verhindern, dass Länder wie
Jordanien und Libanon, wo der Anteil der Flüchtlinge an der
Gesamtbevölkerung bereits bei 25 Prozent liegt, durch diese
Flüchtlingswelle destabilisiert werden (Die Welt, 2015).
(52) Einer dieser Hebel ist, weitere Flüchtlingswellen produzieren zu
können, von denen namentlich die europäische Stabilität
grundlegend erschüttert wird (Die Welt, 2015).
(53) […] die riesige Flüchtlingswelle […], sie verwandelt die
Bundesrepublik Deutschland in eine Art Buntenrepublik
Deutschland (Die Welt, 2015).
(54) Die Flüchtlingswelle wird die Wohnungsknappheit in vielen
deutschen Städten noch einmal verschärfen […] (Die Welt 2015).
(55) Die Flüchtlingswelle stellt die Kommunen vor große
Herausforderungen […] (Die Welt, 2015).
(56) Die aktuelle Flüchtlingswelle strapaziert die Solidarität in der
[Europäischen] Union aufs Äußerste (Die Welt, 2015).
(57) Die Flüchtlingswelle hat die Euro-Krise aus den Schlagzeilen
verbannt (Die Welt, 2015).
(58) So greifen Euro-Krise, Flüchtlingswelle und Neonationalismus
verhängnisvoll ineinander (Die Welt, 2015).
(59) Denn wenn die Flüchtlingswelle erst richtig losgeht, stehen ganz
andere Probleme an (Die Welt, 2015).
Mit Ausnahme von (59) beschreiben die Verben bereits eingetroffene negative
Effekte auf die politische und soziale Stabilität vor allem in Deutschland bzw.
der Europäischen Union. Die De-Individualisierung, die durch die Metapher
bewirkt wird, lässt eine semantische Verschiebung von flüchtenden Individuen
hin zu einer politisch agierenden Masse zu. Dadurch wird die Flüchtlingswelle
als eigenständige politische AKTEUR:IN konzeptualisiert, deren Auftauchen
Drewes/Küsters: Flüchtlingswelle, Flüchtlingsstrom
227
negative Konsequenzen für ein impliziertes deutsches oder europäisches
Kollektiv bedeutet. Die Ordnung und das Funktionieren der Gesellschaft
werden somit als gefährdet dargestellt. Diese Bedrohung wird in vielen
Artikeln auch explizit genannt, wobei die Flüchtlingswelle in diesen Fällen
meist in der Rolle des Stimulus auftritt:
(60) 40 Prozent der Deutschen macht die Flüchtlingswelle Angst (Die
Welt, 2015).
(61) Aber er gibt einen Eindruck davon, wie sehr die Flüchtlingswelle
viele Italiener ängstigt (Die Welt, 2015).
(62) Aus Libyen droht die nächste Flüchtlingswelle; Zerrissenes Land
Sammelbecken für Dschihadisten (Die Welt, 2015).
Im Beispiel (62) wird außerdem deutlich, wie FLÜCHTLINGE mit AKTEUR:INNEN
des islamistischen Terrorismus metonymisch gleichgesetzt werden. Die Verselbständigung
als politisch Agierende und die damit einhergehende Bedrohung
durch die Flüchtlingswelle werden teilweise auch gefolgt von einer
geforderten Reaktion. Anhand solcher Textstellen wird besonders deutlich,
dass die Flüchtlingswelle 2015 als etwas Nichtmenschliches, Gegenständliches
und vor allem als HANDLUNG konzeptualisiert wird. Sowohl eine empathiehemmende
Wirkung als auch eine emotionale Aufladung sind deutlich ablesbar.
(63) Zwar liegen die Ursachen der Flüchtlingswellen weit von
Deutschland entfernt, und sie müssen langfristig global bekämpft
werden. Ihre Folgen jedoch sind sehr kurzfristig und sehr
lokal zu bewältigen. […] Eine konsistente Politik kostet viel Geld
- weit mehr, als Deutschland bisher zur Vermeidung und Bewältigung
von Flüchtlingswellen ausgegeben hat (Die Welt, 2015).
Vorgangsverben Tätigkeitsverben: Aktion Tätigkeitsverben: Reaktion
abflauen
anhalten
wachsen
destabilisieren (Länder)
verwandeln (Bundesrepublik
Deutschland)
verschärfen (Wohnungsknappheit)
erschüttern (Europäische Stabilität)
strapazieren (Solidarität in der Union)
hereintragen (Nahost-Konflikt nach
Deutschland)
eindämmen
bewältigen
(Flüchtlingswelle)
produzieren
(Ursachen) bekämpfen
(Folgen) bewältigen
Tab. 5: Vorgangs- und Tätigkeitsverben im deutschen Korpus 2015
metaphorik.de 32/2022
228
Im Jahr 2018 finden sich hingegen keine Ausdrücke mehr, die das Wirken der
Flüchtlingswelle als HANDLUNG oder lediglich als aktuelles EREIGNIS
beschreiben. Ein Artikel bezieht sich erneut auf das überraschende Auftreten
(64), ein weiterer nennt eine aktuelle Flüchtlingswelle als Bestätigung für
politisches Versagen in Syrien (65):
(64) Glaubt man dem, was Politiker sagen, sind alle von der
Flüchtlingswelle überrascht worden, wie von einem Tsunami
mit einer extrem kurzen Vorwarnzeit (Die Welt, 2018).
(65) Wir haben dort mangels außenpolitischer Kapazitäten versagt.
Die jüngste Flüchtlingswelle im Süden Syriens bestätigt dies
einmal mehr (Die Welt, 2018).
Die Bedrohungen, die im Jahr 2015 so zahlreich evoziert werden, finden also im
Jahr 2018 keine Erwähnung mehr, sie werden dementsprechend im Nachhinein
weder bestätigt noch relativiert. Ganz im Gegenteil wird die Flüchtlingswelle
als ein abgeschlossenes EREIGNIS beschrieben:
(66) vor dem Einsetzen der starken Flüchtlingswelle (Crolly, 2018).
(67) Sein Ultimatum an Merkel erfolgte nicht wegen einer neuen
Flüchtlingswelle […] (Die Welt, 2018).
(68) Die jüngste Flüchtlingswelle im Süden Syriens bestätigt dies
einmal mehr (Die Welt, 2018).
(69) […], sind alle von der Flüchtlingswelle überrascht worden, wie
von einem Tsunami […] (Die Welt, 2018).
(70) Der Zerfall Europas vollzieht sich in Etappen: […], gefolgt von
der Finanzkrise 2009 und schließlich der unkontrollierbaren
Flüchtlingswelle seit 2015 (Die Welt, 2018).
(71) Noch vor dem Ausbruch der Finanzkrise und auch vor der
Flüchtlingswelle notierte die Bundesrepublik […] ganz vorn
(Die Welt, 2018).
(72) Die ersten Flüchtlingswellen 2005 und 2006 […] (Die Welt, 2018).
Die WELLE wird darüber hinaus, auf diesen Aspekt wurde bereits hingewiesen,
als ein zählbares, also endliches Phänomen konzeptualisiert. Das macht es, im
Gegensatz zum FLUSSO, zwangsläufig auch zu einem endlichen Diskurs, der
letztendlich nur noch in der Retrospektive verhandelt wird. Auch der Frame-
Wechsel von HANDLUNG zu EREIGNIS deutet hier, asymmetrisch zum
italienischen Beispiel, auf eine Verringerung der Drastik hin.
Drewes/Küsters: Flüchtlingswelle, Flüchtlingsstrom
229
Tatsächlich wird die Kategorie der QUANTITÄT hier vordergründig aus dem
mentalen Raum der WELLE projiziert. Auch die Konzeptualisierung einer
homogenen Masse überwiegt gegenüber der Darstellung von einzelnen
Individuen. Die QUALITÄT ist ebenfalls vor allem durch die Konzeptualisierung
von WELLE bestimmt, in Einzelfällen finden sich Angaben zur ethnischen
Herkunft oder zum rechtlichen Status, die aus dem MIGRATIONS-Frame
stammen, in ihrer Übertragung auf die Welle jedoch homogenisiert werden.
Das im eigentlichen Wortsinn herausragende Merkmal der Gründe für die
Flucht wird im Begriff der Flüchtlingswelle nicht aufgenommen. Die Kategorie
des RAUMS wird, zumindest auch, aus den Frames FLÜCHTLING und MIGRATION
übernommen. Die zeitlichen Eigenschaften entsprechen einerseits in ihrer
Konzeptualisierung denen einer WELLE, gleichzeitig wird oft explizit ein
anhaltender Zustand beschrieben, was wiederum den Charakter der Unkontrollierbarkeit
unterstreicht. Der HANDLUNGS-Frame, in den die Flüchtlingswelle
anfangs eingebettet wird, hat weder in der Definition von WELLE noch in
der von FLÜCHTLING eine Entsprechung. Auch das deutsche Korpus hat also
einen empathiehemmenden Effekt hervorgebracht: Indem die MIGRATION von
Individuen als unkontrollierbare und bedrohliche Massenbewegung konzeptualisiert
wird, ist es möglich, ihr negative Auswirkungen und eine
zerstörerische Kraft zuzuschreiben, die sie im Diskurs zu einer starken
politischen AKTEURIN werden lassen, gegen die es sich zu verteidigen gilt. Es
gibt hier jedoch einen markanten Wandel im 2018-Korpus. Hier wird die WELLE
als ein abgeschlossenes EREIGNIS konzeptualisiert. Dadurch wird zwar
rückwirkend sicher keine Empathie in den Diskurs wiederaufgenommen, die
Forderung nach Verteidigung wird aber ebenfalls nicht verstärkt.
6. Fazit
In den obigen Beispielen lassen sich auf mikrodiachroner Ebene zwei zueinander
asymmetrisch stehende Entwicklungen beobachten. So wird der
Migrationsdiskurs im italienischen Korpus von 2015 bis zum Sommer 2018 zu
einem emotional stärker aufgeladenen Phänomen, während sich im deutschen
Korpus eine gegensätzliche Tendenz abzeichnet. Während im italienischen
Korpus eine Steigerung der Bedrohung durch Fokussierung auf den Ankunftsort
ersichtlich ist, findet sich diese im deutschen Korpus nicht, es wird
metaphorik.de 32/2022
230
sogar vereinzelt auf den Herkunftsort und damit implizit auf die Fluchtursachen
eingegangen. Dadurch wird ganz im Gegenteil sogar die empathiehemmende
Wirkung verringert. Beide Konzeptualisierungen verhindern jedoch
bereits durch die ihr übergeordnete Metapher MIGRATIONSBEWEGUNG als
WASSERBEWEGUNG eine durchgehend empathische Debatte über den Migrationsdiskurs,
da Geflüchtete als homogene Wassermasse konzeptualisiert
werden. MIGRATION wird demnach als ein Eintritt von etwas Fremden in ein
Inneres konzeptualisiert, was an die MIGRATION als WASSERBEWEGUNG angrenzende
Metaphern wie EUROPA als HAUS (16) bestätigen und unterstützen.
Unser Ziel war es methodisch darzustellen, wie die bereits hinlänglich bekannte
empathiehemmende Wirkung der behandelten Metapher durch die vorgestellten
Strategien diskursiv und mithilfe der aktivierten Frames und Füllwerte erzielt
und dekonstruiert werden kann.
Der vorliegende Beitrag hat außerdem den Anspruch, einen methodischen
Vorschlag zur Analyse der diskursiven Konstitution politischer Phänomene
vorzustellen. Die Ergebnisse können, so punktuell und quantitativ eingeschränkt
die Studie durchgeführt wurde, nicht als repräsentativ für die
generelle Konzeptualisierung der jeweiligen Metaphern oder gar als eine
umfassende Studie zur diskursiven Wahrnehmung von Migration in Deutschland
und Italien angesehen werden. In einer weiterführenden Studie wäre es
jedoch lohnenswert zu untersuchen, ob sich die herausgearbeiteten Unterschiede
zwischen flusso und Welle auf die gewählten Medien zurückführen
lassen, oder ob sich die Metapher Flüchtlingswelle durch die konstitutiven
Füllwerte der WELLE So stark von dem STROM abgrenzen lässt, dass auch
innerhalb der verschiedenen Medien ähnliche Differenzen zu beobachten sind.
Auch auf komparatistischer Ebene könnte die Dekonstruktion von Metaphern
durch die beiden vorgestellten Strategien zu neuen Erkenntnissen führen, so
könnte beispielsweise eine Erklärung der Fokussierung auf ITALIEN/EUROPA als
HAUS von italienischer Seite aus darin liegen, dass Italien geographisch
betrachtet tatsächlich näher am Geschehen liegt als beispielsweise Deutschland.
Um eine belastbare Analyse zu gewährleisten, muss außerdem auf das Problem
der Mehrsprachigkeit bei Metaphern und Diskursen hingewiesen werden:
Einerseits werden auf lexikalischer Ebene Schwierigkeiten bemerkbar, wenn es
um den Schritt der Hyperonymreduktion geht; so kann nicht davon ausgegangen
werden, dass Begriffe und Metaphern, die in mehreren Sprachen zur
Drewes/Küsters: Flüchtlingswelle, Flüchtlingsstrom
231
Beschreibung eines Phänomens benutzt werden, auch auf die gleichen Typen
und Frames zurückzuführen sind und sich in ihrer semantischen Struktur keine
Unterschiede finden lassen. Die möglichen Variablen der Füllwerte müssten
hierzu in ein universales oder zumindest mehrsprachig anwendbares Modell
eingegliedert werden. Des Weiteren ist aus grammatikalischer Hinsicht problematisch,
dass Metaphern im deutschsprachigen Raum häufig durch
Komposita gebildet werden, während die oben genannte italienische sprachliche
Realisierung zum Beispiel aus der Verknüpfung von Substantiv und
Adjektiv besteht.
Für solche Vergleichsstudien erhoffen sich die Autorinnen des vorliegenden
Beitrags, einen fruchtbaren Vorschlag zur Verschränkung von Diskurs-,
Metaphern- und Frametheorien präsentiert zu haben, der für weitere diachrone
und komparatistische Analysen als methodischer Ansatz genutzt werden kann.
7. Literaturverzeichnis
7.1 Korpus
Die Welt: Die Welt aus LexisNexis (http://www.nexis.com/)
Italia Oggi: Italia Oggi aus LexisNexis (http://www.nexis.com/)
7.2 Wörterbücher
Battaglia, Salvatore (2002): Grande dizionario della lingua italiana, Torino: Unione
Tip.-Ed. Torinese.
Scholze-Stubenrecht, Werner/Peschek, Ilka (ed.) (2015): Duden - Deutsches
Universalwörterbuch. Bibliographisches Institut, 8., überarbeitete und
erweiterte Auflage, Berlin: Dudenverlag.
Zingarelli, Nicola (2018): Lo Zingarelli 2019. Vocabolario della lingua italiana:
[versione base]. Ed. v. Mario Cannella und Beata Lazzarini, Bologna: Zanichelli.
7.3 Sekundärliteratur
Agnetta, Marco (2018): „Die Entmachtung der Metapher. Zur Dekonstruktion
sprachlich vermittelter Feindbilder im europäischen Flüchtlingsdiskurs“,
in: metaphorik.de 28, 11–46.
Andreeva, Anna (2011): „Die gefährlichen Fremden: oder was verraten
Metaphern über den ethnischen Diskurs?“, in: metaphorik.de 20, 6–38.
metaphorik.de 32/2022
232
Aristoteles/Rath, Ingo W. (1998): Die Kategorien. Griechisch/deutsch, Stuttgart:
Reclam (Universal-Bibliothek, Stuttgart, Germany, Nr. 9706).
Black, Max (1962): Models and Metaphors. studies in language and philosophy, 2.
print., New York: Cornell Univ. Press.
Colombo, Sara/Pirazzini, Daniela (2018): „Diritti Annegati - Il Mediterraneo è
un cimitero”, in: metaphorik.de 28, 47–76.
Danesi, Marcel (ed.) (2001): Lingua, metafora, concetto. Vico e la linguistica
cognitiva. Unter Mitarbeit von Augusto Ponzi, Bari: Edizione dal sud
(Antropologia dell'alterità, vol. 12).
Fauconnier, Gilles/Lakoff, George (2009): „On Metaphor and Blending”, in:
Cognitive Semiotics 5, 1, 393–399.
Fauconnier, Gilles/Turner, Marc (1998): „Conceptual Integration Networks”,
in: Cognitive Science 22, 2, 133–187.
Fillmore, Charles (1976): „Frame Semantics and the Nature of Language”, in:
Annals of the New York Academy of Sciences 280, 1, 20–32.
Gibbs, Raymond W./Steen, Gerard (ed.) (1999): Metaphor in cognitive linguistics.
Selected papers from the Fifth International Cognitive Linguistics Conference,
Amsterdam, July 1997. International Cognitive Linguistics Conference,
Amsterdam: Benjamins (Amsterdam studies in the theory and history of
linguistic science Series 4, Current issues in Lingustic theory, 175).
Grady, Joseph/Oakley, Todd/Coulson, Seana (1999): „Blending and
metaphor“, in: Gibbs, Raymond W./Stehen, Gerard (eds.): Metaphor in
cognitive linguistics. Selected papers from the Fifth International Cognitive
Linguistics Conference, Amsterdam, July 1997, Amsterdam: Benjamins
(Amsterdam studies in the theory and history of linguistic science Series 4,
Current issues in Linguistic theory, 175), 101–24.
Kimmel, Michael (2010): „Why we mix metaphors (and mix them well):
Discourse coherence, conceptual metaphor, and beyond”, in: Journal of
Pragmatics 42,1, 97–115.
Konerding, Klaus-Peter (1993): Frames und lexikalisches Bedeutungswissen.
Untersuchungen zur linguistischen Grundlegung einer Frametheorie und zu
ihrer Anwendung in der Lexikographie, Berlin: de Gruyter (Reihe Germanistische
Linguistik, 142).
Krieger, Annette (2005): „'Ein Haus mit offenen Fenstern und Türen':
Metaphern im Einwanderungsdiskurs von 1998 bis 2001“, in: Wengeler,
Martin (ed.): Sprachgeschichte als Zeitgeschichte, Hildesheim: Olms
(Germanistische Linguistik, 180/181), 410–443.
Lakoff, George/Johnson, Mark (2007): Metaphors we live by. With a new afterword
[Nachdruck], Chicago, Ill.: Univ. of Chicago Press.
Drewes/Küsters: Flüchtlingswelle, Flüchtlingsstrom
233
Minsky, Marvin (1975): „A framework for knowledge Representation“, in:
Winston, Patrick (ed.): The psychology of computer vision, New York:
McGraw-Hill, 211–277.
Musolff, Andreas (2004): Metaphor and political discourse. Analogical reasoning in
debates about Europe [Nachdruck], Basingstoke: Palgrave Macmillan.
Pielenz, Michael (1993): Argumentation und Metapher, Tübingen: Narr (Tübinger
Beiträge zur Linguistik, 381).
Ponzi, Augusto (2001): „Presentazione“, in: Danesi, Marcel (ed.): Lingua,
metafora, concetto. Vico e la linguistica cognitiva. Unter Mitarbeit von Augusto
Ponzi, Bari: Edizione dal sud (Antropologia dell'alterità, vol. 12).
Warnke, Ingo H. (ed.) (2018): Handbuch Diskurs, Berlin/Boston: de Gruyter
(Handbücher Sprachwissen (HSW) Ser, vol. 6).
Wehling, Elisabeth (2016): Politisches Framing. Wie eine Nation sich ihr Denken
einredet - und daraus Politik macht, Köln: Herbert von Halem Verlag (Edition
medienpraxis, vol. 14).
Wengeler, Martin (ed.) (2005): Sprachgeschichte als Zeitgeschichte, Hildesheim:
Olms (Germanistische Linguistik, 180/181).
Wengeler, Martin (2018): „Diskurslinguistik als Argumentationsanalyse“, in:
Warnke, Ingo H. (ed.): Handbuch Diskurs, Vol. 6, Berlin/Boston: de Gruyter
(Handbücher Sprachwissen (HSW) Ser, vol. 6), 242–264.
Winston, Patrick (ed.) (1975): The psychology of computer vision, New York:
McGraw-Hill.