Sprache und Ökologie: Von ökokritischer Diskursanalyse zu Digital Storytelling im Sprachunterricht

Hermine Penz

Universität Graz (hermine.penz@uni-graz.at)

Abstract

Die Ökolinguistik befasst sich mit der Rolle der Sprache in der Entstehung aber auch der Bewältigung von Umweltproblemen (Fill 1993). Stibbe (2015) legt den Fokus der Ökolinguistik auf die ‘lebenserhaltenden‘ Beziehungen zwischen Mensch, Umwelt und allen Lebewesen.

Der vorliegende Beitrag gibt einen kurzen Einblick in die ökologische Sprachkritik und ökokritische Diskursanalyse und diskutiert deren Anwendung auf unterschiedliche Bereiche des Umweltdiskurses. Anhand eines Beispiels um die Debatte zur Errichtung eines Wasserkraftwerkes im Bereich der Stadt Graz wird demonstriert, wie der Nachhaltigkeitsdiskurs von Befürwortern und Gegnern eingesetzt wird, um ihre jeweiligen Positionen zu vertreten und ihre Ziele zu erreichen. Zusätzlich wird die Methode des Digital Storytelling vorgestellt, die den Lernenden die Möglichkeit eröffnet, ihre Sicht auf die Umwelt in Form von kurzen persönlichen digitalen Geschichten zu präsentieren und Impulse für mehr Handlungsorientierung im Sinne eines nachhaltigeren Lebens zu bieten.

Ecolinguistics deals with the role of language in creating and solving environmental problems (Fill 1993). In his approach to ecolinguistics, Stibbe (2015) emphasizes the life-sustaining relations between humans, environment and all other beings. This contribution provides a brief insight into ecological discourse analysis and eco-critical analysis, in particular, and discusses its application to environmental discourses. The debate on the construction of a hydro-electric power plant in the south of the city of Graz serves as an example of how the discourse of sustainability is used both by the proponents and opponents of the project in order to present their positions and to achieve their goals. In addition, the method of digital storytelling (DS) is introduced to allow learners to present their views on the environment in the form of short and personal digital stories. This method serves to offer a more actionoriented approach to students in their learning environment and in achieving a more sustainable life.

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19
Sprache und Ökologie: Von ökokritischer Diskursanalyse zu
Digital Storytelling im Sprachunterricht
Hermine Penz, Universität Graz (hermine.penz@uni-graz.at)
Abstract
Die Ökolinguistik befasst sich mit der Rolle der Sprache in der Entstehung aber auch der
Bewältigung von Umweltproblemen (Fill 1993). Stibbe (2015) legt den Fokus der Ökolinguistik
auf die ‘lebenserhaltenden‘ Beziehungen zwischen Mensch, Umwelt und allen Lebewesen.
Der vorliegende Beitrag gibt einen kurzen Einblick in die ökologische Sprachkritik und
ökokritische Diskursanalyse und diskutiert deren Anwendung auf unterschiedliche Bereiche
des Umweltdiskurses. Anhand eines Beispiels um die Debatte zur Errichtung eines
Wasserkraftwerkes im Bereich der Stadt Graz wird demonstriert, wie der Nachhaltigkeitsdiskurs
von Befürwortern und Gegnern eingesetzt wird, um ihre jeweiligen Positionen zu
vertreten und ihre Ziele zu erreichen. Zusätzlich wird die Methode des Digital Storytelling
vorgestellt, die den Lernenden die Möglichkeit eröffnet, ihre Sicht auf die Umwelt in Form
von kurzen persönlichen digitalen Geschichten zu präsentieren und Impulse für mehr
Handlungsorientierung im Sinne eines nachhaltigeren Lebens zu bieten.
Ecolinguistics deals with the role of language in creating and solving environmental problems
(Fill 1993). In his approach to ecolinguistics, Stibbe (2015) emphasizes the life-sustaining
relations between humans, environment and all other beings. This contribution provides a
brief insight into ecological discourse analysis and eco-critical analysis, in particular, and
discusses its application to environmental discourses. The debate on the construction of a
hydro-electric power plant in the south of the city of Graz serves as an example of how the
discourse of sustainability is used both by the proponents and opponents of the project in
order to present their positions and to achieve their goals. In addition, the method of digital
storytelling (DS) is introduced to allow learners to present their views on the environment in
the form of short and personal digital stories. This method serves to offer a more actionoriented
approach to students in their learning environment and in achieving a more
sustainable life.
1. Einleitung
Das Thema Nachhaltigkeit hat seit einigen Jahren Einzug in die Lehrpläne an
Schulen gefunden. Unter anderem hat das österreichische Bundesministerium
für Wissenschaft und Forschung1 im Jahr 2013 bereits ein „Grundsatzpapier zur
Bildung für Nachhaltige Entwicklung in der PädagogInnenbildung Neu“
1 Das zuständige Ministerium wird immer unter dem Namen angeführt, der zum Zeitpunkt
des Erscheinens der jeweiligen Publikationen aktuell war. Der Bereich Bildung war teilweise
in einem eigenen Ministerium beheimatet, vorübergehend mit den Angelegenheiten für
Frauen zusammengelegt und ist derzeit in einem gemeinsamen Ministerium für Bildung und
Forschung angesiedelt.
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erstellt und in der Folge einen „Grundsatzerlass Umweltbildung für
nachhaltige Entwicklung“ (BMBF 2014) veröffentlicht. Laut diesem fördert
Umweltbildung „den Erwerb von Kompetenzen, um die natürlichen Lebensgrundlagen
und Ressourcen in ihrer Begrenztheit zu verstehen und Umwelt
und Gesellschaft vorausschauend, solidarisch und verantwortungsvoll mitzugestalten“
(BMBF 2014: 2). Da es sich hier um ein Unterrichtsprinzip handelt, ist
es fächerübergreifend, jedoch scheinen die sprachlichen Fächer nicht in den
Unterrichtsbeispielen auf, die in den „Kompetenzen von Pädagoginnen und
Pädagogen zur Umweltbildung für nachhaltige Entwicklung“ des BMBWF
2019 als Beispiel angeführt werden.
Die Ökolinguistik ist eine Disziplin, welche die Beziehungen zwischen Sprache
und Umwelt erforscht. Dieser Zweig der Sprachwissenschaft erscheint aus
diesem Grund besonders geeignet, das Unterrichtsprinzip Bildung für nachhaltige
Entwicklung im Unterricht für sprachliche Fächer umzusetzen. Schon in
den frühen 1990er Jahren hat die Ökolinguistik festgestellt, dass unsere Sprache
und deren Verwendung Umweltprobleme verschärfen bzw. zu deren Lösung
beitragen kann (siehe Halliday 1990; Fill 1993, 1998). Der aktuelle Beitrag gibt
einen kurzen Einblick in die Ökolinguistik, insbesondere in die ökologische
Sprachkritik und ökokritische Diskursanalyse, und zeigt deren Anwendung auf
den Umweltdiskurs. Als Beispiel für eine ökokritische Diskursanalyse dient die
Debatte um die Errichtung eines Wasserkraftwerkes am Murfluss im Stadtgebiet
von Graz, der zweitgrößten Stadt Österreichs. Zusätzlich wird die
Methode des Digital Storytelling vorgestellt und deren Anwendung im Unterricht
veranschaulicht. Dieser innovative Ansatz erlaubt es den Lernenden, ihre
persönliche Perspektive zum gewählten Thema einzubringen und verstärkt
somit den Aspekt des eigenen Handelns. Abschließend werden Vorschläge für
eine Ausweitung des Projekts gemacht und Schlussfolgerungen im Sinne einer
Bildung für nachhaltige Entwicklung gezogen.
2. Ökolinguistik − Ökokritische Diskursanalyse
Der Konnex zwischen Sprache und Ökologie wurde bereits vor ca. 50 Jahren
vom norwegisch-amerikanischen Sprachwissenschaftler Einar Haugen hergestellt,
indem er die Ökologiemetapher auf Sprache anwendete. Haugen
definiert die Ökolinguistik als „the study of the interactions between any given
language and its environment” (Haugen 1972: 325). Unter Umwelt versteht
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Haugen die soziale und psychologische Umgebung von Sprache(n), d.h. die
Gesellschaft, die diese Sprache verwendet, aber auch die Interaktion mehrerer
Sprachen im Gehirn mehrsprachiger Menschen. Diese Definition der Ökolinguistik
wurde insbesondere während der 1980er Jahre – aber auch bis heute –
auf den Bereich der Mehrsprachigkeit und des Sprachkontakts sowie der
Erhaltung von regionalen Sprachen angewendet und bildet einen der drei
Forschungsstränge, die in der Ökolinguistik konstatiert wurden (Fill 1998). Der
Bereich der ökologischen Linguistik wendet die analytischen Konzepte der
Ökologie auf die Sprache an und findet sich in der ökosystemischen Sprachwissenschaft
von Trampe (1990) aber auch der entsprechenden brasilianischen
Ausprägung von Couto (2018).
Eine weitere – und besonders einflussreiche - Ausrichtung der Ökolinguistik
wurde von Hallidays (1990) Vortrag bei der Internationalen Tagung der Angewandten
Linguistik (AILA) in Tessaloniki initiiert. Diese befasst sich mit der
Rolle der Sprache in der Entstehung, aber auch der Bewältigung von Umweltproblemen.
Halliday betonte den Beitrag der Sprache in der Entstehung und
Aufrechterhaltung von Ideologien, wie dem Wachstumsdenken, dem Anthropozentrismus,
dem Klassendenken, etc. und wies darauf hin, dass die Beschäftigung
mit Umweltproblemen eine zentrale Aufgabe der Angewandten
Linguistik sei. Sein Beitrag gab somit den Anstoß zur Entwicklung der ökokritischen
und ökologischen Diskursanalyse, welche wiederum auf unterschiedliche
Traditionen der Diskursanalyse zurückgreift und mehrere Ausprägungen
entwickelt hat.
Die ökokritische Diskursanalyse untersucht die Rolle der Sprache in der
Beziehung zwischen allen Lebewesen, d.h. Mensch, Tier, Pflanzen, und der
Umwelt. Von ökologischer Diskursanalyse spricht man, wenn der Fokus
zusätzlich auf dem Aspekt der lebenserhaltenden Beziehungen zwischen diesen
Akteuren liegt (Alexander/Stibbe 2014: 1). Untersucht werden dabei sprachliche
Kategorien wie das Lexikon, die Grammatik, aber auch rhetorische Aspekte
(wie die Schaffung von Kontrasten), Metaphern, narrative Strukturen, etc.
2.1. Das Umweltlexikon
Die Wörter einer Sprache sind besonders zugänglich für eine Analyse und
bilden jenen Aspekt der Sprache, der sich am raschesten an soziokulturelle aber
auch ökologische Veränderung anpasst. Daher wurde auch seit den Anfängen
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der ökokritischen Diskursanalyse Kritik an Begriffen und deren Aussagekraft
im Bereich der Umweltkommunikation geübt. Diese bezieht sich insbesondere
auf die folgenden drei Bereiche: semantische Vagheit, semantische Unterdifferenzierung
und irreführende Kodierung (Harré et al. 1999; Mühlhäusler 2003).
Semantische Vagheit führt einerseits dazu, dass unterschiedliche Personen
verschiedene Interpretationen haben können. Andrerseits werden semantisch
vage Begriffe genutzt, um mit Sprache zu manipulieren, zu indoktrinieren und
gesellschaftliche Ungleichheiten herzustellen und aufrecht zu erhalten. Als
negatives Beispiel dafür nennt Mühlhäusler (2003: 68) den Begriff sustainability/
Nachhaltigkeit, der sowohl im Sinne einer expansionistischen als auch einer
ökologischen Weltsicht verwendet werden kann. In der ökologischen Sicht
kann er die Vision einer besseren Gesellschaft projizieren, die auf Harmonie,
Wechselwirkungen und einem intrinsischen Wert aller Lebensformen beruht
und als Metapher für unsere Fähigkeit dazu gesehen werden kann, dass wir
unsere politischen, ökonomischen und sozialen Institutionen in diese Richtung
entwickeln können. Im negativen Sinn wird der Begriff eingesetzt, um die
schlimmsten Praktiken des expansionistischen Weltmodells fortzusetzen und
unter dem Schlagwort der Nachhaltigkeit zu verschleiern. Die inflationäre
Verwendung des Begriffs Nachhaltigkeit führt darüber hinaus zu einer
Beliebigkeit in der Bedeutung. Ähnlich verhält es sich mit Wörtern wie natürlich.
Dieses Adjektiv hat in seinen vielen Verwendungszusammenhängen wenig mit
der ursprünglichen Bedeutung zu tun und dient in vielen Fällen nur Werbezwecken.
Die semantische Unterdifferenzierung muss in Bezug dazu gesehen werden,
was Personen zu einem bestimmten Zeitpunkt wissen oder wissen müssen, d.h.
ob es notwendig ist, genaue Differenzierungen vorzunehmen oder nicht. Der
Begriff Wachstum/growth wurde kritisiert, weil er eine Weltsicht propagiert, in
der Wachstum als erstrebenswert und das Gegenteil als negativ dargestellt wird
(Halliday 1990/2001: 192). Darüber hinaus bezieht er sich auf viele qualitativ
unterschiedliche Phänomene, d.h. natürliches, wirtschaftliches, arithmetisches,
exponentielles, gefährliches, etc. Wachstum, welche sehr unterschiedliche
Bereiche und Bedeutungen umfassen.
Irreführende Kodierung kann entweder historisch zufällig entstanden sein, aber
auch gezielt eingesetzt werden. Als bewusste Irreführung wurden z.B. Wörter
wie fertilizer/Dünger oder herbicide/Pflanzenschutzmittel kritisiert, da sie weder
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den Boden fruchtbarer machen (auf lange Sicht führen Düngemittel zur Auslaugung
von Böden), noch Pflanzen schützen, sondern alle Lebewesen außer einer
bestimmten Monokultur schädigen bzw. töten (siehe Trampe 1990).
Kritische Betrachtungen des Umweltvokabulars (und von gesamten Diskursen
– siehe 2.3) haben versteckte Ideologien wie Wachstumsdenken, Ausbeutung
der Natur und Gewinnoptimierung auf Kosten der Umwelt aufgedeckt (siehe
u.a. Halliday 1990/2001; Schultz 2001; Alexander 2009).
2.2 Ökologie und Grammatik
Auch grammatikalische Aspekte der Sprache sind und waren Gegenstand der
ökokritischen Diskursanalyse. Dazu zählen Untersuchungen zur Frage, inwiefern
Mensch/Tier/Natur als aktiv oder passiv dargestellt werden (siehe Goatly
1996, 2018; Alexander 2009). Nominalisierungen in der Beziehung zwischen
Mensch und Umwelt stehen ebenfalls im Mittelpunkt der Kritik, da sie häufig
die Rolle der Menschen als AkteurInnen/BeherrscherInnen/NutzerInnen der
Umwelt verschleiern, wie z. B. im Begriff Waldmanagement. Relevant für die
Darstellung der Beziehungen zwischen Menschen, anderen Lebewesen und
Natur ist auch der Einsatz von Pronomen (Mühlhäusler 2003: 90-93). Die
unterschiedliche Verwendung von Pronomen für Menschen, Tiere und
Pflanzen (he/she vs. it) erzeugt eine größere Distanz zu diesen, die sich unter
anderem auch in einem Verlust von Respekt der Natur gegenüber ausdrückt
(siehe Kahn 1992 in Mühlhäusler 2003: 92).
2.3 Ökologie und Diskurs
Auf der diskursiven Ebene lag der Fokus von ökokritischen Studien bisher vor
allem auf Metaphern und der Verwendung von Frames (Deutungsrahmen),
aber auch Narrativen und rhetorischen Strategien. Hier soll nur ein kurzer
Auszug aus der vorhandenen Literatur angeführt werden. Arbeiten zu Naturmetaphern
in den letzten Jahrhunderten finden sich in Harré et al. (1999) und
Verhagen (2008). Letzterer stellt Metaphern, die eher eine anthropozentrische
Weltsicht ausdrücken (Natur als scala naturae mit dem Menschen als der
höchsten Stufe, Natur als MASCHINE) jenen gegenüber, die eine biozentrische
Sicht auf die Welt bieten (Natur als MUTTER, Natur als NETZWERK, Natur als
MAßSTAB). Eine sprachökologisch-diskursive Theorie wird von Döring (2005) in
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seiner Studie über Presseberichte zur Oderflut entwickelt, welche die metaphorische
Konstruktion von Natur und Nation in den Mittelpunkt stellt. Illustrativ
sind auch Nerlichs ökologische Analysen von Metaphern, wie etwa ihre Untersuchung
zur Silent Spring Metapher in den britischen Medien (Nerlich 2003)
sowie ihre Arbeiten zu Metaphern im Klimawandeldiskurs (Nerlich/Jaspal
2012). Reisigl (2020) unterstreicht die kommunikative Dimension des Klimawandels
und kritisiert, dass der Begriff des Narrativs in den Sozialwissenschaften
zu weit gefasst ist, um Menschen zu einer Änderung ihres Lebensstils
zu motivieren. Es sei wichtig aufzuzeigen, in welchen Kontexten der Begriff des
Narrativs sinnvoll ist und wo andere Formen des kommunikativen Handelns
wie das Beschreiben, Erklären, Argumentieren und Instruieren relevant sind.
Penz (2022) diskutiert sprachliche Strategien und Interpretationen im Zusammenhang
mit (Un)Sicherheiten im Klimawandeldiskurs. Die Betonung von
(Un-)Sicherheit bildet einen von mehreren Deutungsrahmen, die im Klimawandeldiskurs
identifiziert wurden (Penz 2018). Deutungsrahmen werden vielfach
durch Wörter und Metaphern aktiviert und führen dazu, dass bestimmte
Sichtweisen privilegiert werden. So betonten amerikanische Medien die Unsicherheit
bezüglich der Frage, ob der Klimawandel weitgehend auf menschliches
Handeln zurückzuführen ist, lange Zeit viel zu stark, indem sie
ForscherInnen, die den Klimawandel negierten, ebenso viel Raum gaben, wie
der großen Mehrheit der WissenschaftlerInnen, die den menschlichen Einfluss
auf das Klima als äußerst wahrscheinlich einstuften (Boykoff 2007).
Das Thema Framing steht auch im Mittelpunkt von Alexanders (2009) Arbeit
zum strategischen Framing in der Ölindustrie. Auch Stibbe (2015) befasst sich
mit Metaphern und Framing im Bereich der Klimadebatte, wobei er diese als
Typen von Narrativen sieht, ebenso wie Ideologien oder Evaluierungsstrategien.
Die Verwendung von Wissenschaftsrhetorik in der Umweltkommunikation
wird in Harré et al. (1999) diskutiert. Rhetorische Strategien,
wie die Schaffung von Gegensätzen, werden dort ebenfalls beschrieben.
2.4 Greenwashing und die diskursive Konstruktion der Wirklichkeit/
Discourse engineering
Die Verharmlosung von umweltschädlichem Verhalten und/oder dessen
Darstellung als umweltfreundlich wird als greenwashing bezeichnet. Hier geht
es vor allem um die Verwendung von Umweltvokabular und -rethorik sowie
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Bildern von (unberührter) Natur in Werbung und Industrie, um ein umweltfreundliches
Image zu vermitteln (Alexander 2009, 2018; Stöckl/Molnar 2017).
Als Beispiel dazu dient die Verwendung von Wörtern, die positive Assoziationen
hervorrufen. So bevorzugen Firmen, die Gentechnik anwenden, z.B.
Monsanto, den Begriff Biotechnologie statt Genmanipulation (Cook 2005). Umdeutungen
werden etwa von der Firma Coca-Cola verwendet, indem sie die Ausbeutung
der Grundwasserreserven im Sinne von Wasserschutz und Klimaschutz
darstellt. Dies erfolgt u.a. durch positiv assoziierte Wörter wie nachhaltig,
Wasserressourcen, Entwicklung sowie die Verwendung von Euphemismen und
Nominalisierungen (siehe MacDonald 2018).
2.5 Fragestellungen für eine ökokritische Diskursanalyse
Aus den bisherigen Studien lassen sich folgende Fragestellungen für eine ökologische
Diskursanalyse ableiten, die auch im Schulunterricht Anwendung finden
können:
• Wie wird die Beziehung zwischen Menschen, anderen Lebewesen und
Umwelt sprachlich dargestellt?
• Welche Besonderheiten zeigt die Wortwahl: Erderwärmung oder Klimawandel?
Atomenergie oder Kernenergie?
• Wer sind die AkteurInnen in Texten (Mensch/Natur/Tiere)?
• Wer kann/soll/muss handeln (wir als Einzelpersonen, andere, die Wirtschaft,
die Industrie, etc.). Wie werden die AkteurInnen sprachlich dargestellt
(aktiv oder passiv)?
• Welche Metaphern werden verwendet? (z.B. für Klimawandel: Katastrophe
und Untergang, Krieg und Revolution, religiöse Metaphern wie Sintflut)
• Framing: Welche Deutungsrahmen werden geschaffen?
• Was wird gesagt, was wird nicht gesagt?
• Wie interagieren sprachliche und visuelle Kommunikation, d.h. Sprache
und Bild in der Umweltkommunikation?
Die genannten Fragen sind als Impulse für mögliche Fragestellungen
aufzufassen, die in der ökokritischen Analyse von Texten eine Rolle spielen
können. Sie sollen darüber hinaus den Blick für weitere Aspekte der sprachlichen
und visuellen Analyse von Umweltdiskursen schärfen. Eine ökokritische
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Diskursanalyse ermöglicht eine kritische Sicht darauf, wie die Beziehung
zwischen Menschen, anderen Lebewesen und ihrer Umwelt in diversen Diskursen
dargestellt und konstruiert wird und schafft somit ein Bewusstsein für
die Rolle, die die Sprache in der Entstehung und Bewältigung von Umweltproblemen
spielen kann. Um jedoch die persönliche Sicht der SchülerInnen und
Studierenden auf diverse Umweltthemen einbringen zu können, wurde als
zusätzliche Methode in meinen Lehrveranstaltungen zur Ökolinguistik/
Sprache und Ökologie die Methode des Digital Storytelling eingesetzt. Das
folgende Kapitel führt zunächst in diese Methode ein. In der Folge werden die
Methoden der kritischen Diskursanalyse und des Digital Storytelling anhand
eines Beispiels illustriert, in dem es um die Errichtung eines Wasserkraftwerks
in der Stadt Graz und den damit verbundenen Diskursen und Auseinandersetzungen
der Kraftwerksbefürworter und -gegner geht. Das Beispiel soll dazu
anregen, Umweltdiskurse aus dem lokalen Umfeld der Lernenden in den
Unterricht einzubinden, einer kritischen Analyse zu unterziehen und Anregungen
für die Entwicklung einer eigenen Perspektive zu geben.
3. Digital Storytelling
Die Methode des ‘Digital Storytelling‘ wurde in den 1990er Jahren entwickelt
und kombiniert mündliches Erzählen mit digitalen Technologien. Das hier
vorgestellte Format wurde vom Story Telling Center in Kalifornien entwickelt,
ursprünglich vor allem in der gemeinnützigen Arbeit in Gemeindezentren
verwendet und hat seither internationale Verbreitung gefunden (siehe Lambert
2013; Lundby 2008). Das Erzählen von Geschichten ist Teil unseres Alltags und
diente seit jeher der Vermittlung von Erlebnissen und Erfahrungen auch im
Schulunterricht. Es ist nicht verwunderlich, dass Erzählen auch im digitalen
Zeitalter nicht an Bedeutung verloren und Eingang in die sozialen Medien
gefunden hat. Der Begriff Digital Story (DS) hat in den letzten Jahren vor allem
durch die steigende Bedeutung der sozialen Medien vielfältige Interpretationen
erfahren. Die Art des Digital Storytelling, die hier vorgestellt wird, hat sich als
erfolgreiches und einfach zu erstellendes Modell erwiesen, das in unterschiedlichsten
Kontexten angewandt werden kann.
Die Methode wird hier nur kurz vorgestellt, genauere Instruktionen für die
Erstellung der Digital Stories können von der Webseite des Erasmus+ Projektes
„My Digital Story (MYSTY)“ (www.mysty.eu) abgerufen werden, die eine
Penz: Sprache und Ökologie
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genaue Anleitung für Lehrende und SchülerInnen zur Verfügung stellt. Das
Projekt wurde mit SchülerInnen der beteiligten Schulen in Ungarn, Italien,
Österreich und dem Vereinigten Königreich durchgeführt (siehe Gardner et al.
2019; Pölzleitner et al. 2019). Die Methode basiert auf sehr einfachen digitalen
Technologien, die problemlos zu handhaben sind und daher ab dem Volkschulalter
eingesetzt werden können. SchülerInnen oder TeilnehmerInnen erstellen
ein kurzes Video (=digitale Geschichte) in der Länge von 2-5 Minuten, in dem
sie einen Aspekt in ihrem Leben herausgreifen und diesen auf sprachlicher und
medialer Ebene aufbereiten. Das Einbringen der persönlichen Perspektive – oft
auch mit emotionaler Beteiligung – ist elementarer Bestandteil des Digital
Storytelling. Eine Geschichte basiert im Allgemeinen auf 3-5 Bildern, die als
Grundlage für das Verfassen eines schriftlichen Story-Skripts dienen. Die Ideenfindung
startet mit einer gemeinsamen Diskussion, die Feedback zu den jeweiligen
Vorschlägen erlaubt. Die Produktion der Geschichte erfolgt auf Basis der
Bilder, die mit einem Voiceover versehen und mit einfachen Programmen (PPT
Voiceover [Stimmaufnahme + exportieren als Video], Tik Tok, inShot, Com-
Phone Story Maker (Android), Shadow Puppet Edu (IOS) etc.) am Handy oder
Notebook erstellt werden. Ein wesentliches Element ist die Präsentation der
Digital Stories in der Gruppe. Danach können diese auf Internetseiten hochgeladen
und einem breiteren Publikum zur Verfügung gestellt werden, wenn
die AutorInnen der Geschichten dazu ihr Einverständnis erteilen.
4. Das Projekt: Das Murkraftwerk in Graz
Die Debatte um die Errichtung eines Wasserkraftwerkes an der Mur im Bereich
der Stadt Graz, der zweitgrößten Stadt Österreichs, bildet die Grundlage für das
folgende Projekt. Dieses dient als Beispiel dafür, wie aktuelle Umweltdiskurse
mithilfe der Methoden der ökokritischen Diskursanalyse und des DS für
SchülerInnen und Studierende didaktisch nutzbar gemacht werden können.
Die Mur, der Hauptfluss der Steiermark, fließt durch Slowenien, Ungarn und
Kroatien und bildet in Teilen seines Verlaufs auch die Grenze zu diesen Staaten.
Sie trennt die Stadt Graz in zwei Teile, die bis heute ein soziales Gefälle
zwischen linkem und rechtem Murufer sichtbar werden lassen. Die Mur diente
über Jahrhunderte als wichtige Handelsader und wurde vom 14. – 19. Jahrhundert
auch beschifft. Zahlreiche Hochwasser führten immer wieder zu Überschwemmungen
weiter Teile der Stadt, insbesondere im 19. Jahrhundert. Durch
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die Regulierung Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Fluss verkürzt und das
Bett der Mur vertiefte sich. Bis 1925 wurden Fäkalien im Fluss entsorgt. Damals
wurde erstmals eine Kanalisation gebaut. Industrieabwässer landeten bis in die
1980er in der Mur und machten sie zu einem der schmutzigsten Flüsse Europas
(siehe Dienes 2016). Gemeinsame Aktionen einer Lokalzeitung (Kleine Zeitung)
und Bürgerinitiativen, die durch aktive Kampagnen lokale und nationale Politiker
für ihr Anliegen gewinnen konnten, bewirkten schließlich, dass die örtlichen
Industrien ihre Abwässer reinigen mussten. Durch diese Maßnahmen
stieg die Wasserqualität ab Ende der 1980er Jahre deutlich an, sodass sich
wieder Fische ansiedelten und die Mur auch im Bereich der Stadt Graz als
ökologisch wertvolles Gewässer eingestuft werden konnte.
Bereits Mitte der 1990er Jahre wurde die Idee eines Wasserkraftwerks im Süden
der Stadt Graz projektiert, im Jahre 2001 wegen zu hoher Kosten jedoch wieder
verworfen. Von Beginn an wurde das Murkraftwerk sowohl als Projekt zur
Gewinnung von ‘grüner‘ Energie als auch für die Stadtentwicklung angepriesen,
das die Erschließung neuer Erholungs- und Freizeiträume für die
Grazer Bevölkerung im Bereich des Murufers inkludierte. Als der lokale
Energieanbieter „Energie Steiermark“2 2009 die Projektpläne erstmals öffentlich
vorstellte, formierten sich sofort BefürworterInnen und GegnerInnen bei den
politischen Parteien und in der Bevölkerung. Die ÖVP (Österreichische Volkspartei),
SPÖ (Sozialdemokratische Partei Österreichs) und FPÖ (Freiheitliche
Partei Österreichs) waren dafür, während die Grünen und die KPÖ (Kommunistische
Partei Österreichs) gegen das Kraftwerk auftraten. In der Folge
formierte sich auch die Plattform „Rettet die Mur“ und wurde gegen die Kraftwerkspläne
aktiv. Nach einigen Jahren des Hin und Her, in denen auch die
Wirtschaftlichkeit des Kraftwerks angezweifelt wurde, fasste der Grazer
Gemeinderat im Jahr 2016 den Beschluss für das Kraftwerk (Winter-Pölsler
2017). Von 2017-2019 wurde das Wasserkraftwerk im Süden der Stadt Graz
gebaut, war jedoch bis zu seiner Fertigstellung heftig umstritten.
Der Konflikt um den Kraftwerksbau und die Argumentation der Befürworter
und Gegner bildet den Ausgangspunkt für die Veranschaulichung der Methode
der ökokritischen Diskursanalyse. Das Thema Murkraftwerk liefert auch die
Inspiration für zwei Digital Stories, die Studierende in Lehrveranstaltungen der
2 „Energie Steiermark“ ist das viertgrößte Energieunternehmen Österreichs mit Sitz in der
Stadt. Der Mehrheitseigentümer ist das Land Steiermark.
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Autorin produzierten. Sowohl die ökokritische Diskursanalyse als auch das
Digital Storytelling werden in den sprachwissenschaftlichen Seminaren der
Autorin zur Ökolinguistik am Institut für Anglistik gelehrt und angewendet.
Das hier gezeigte Beispiel würde sich besonders für den schulischen Unterricht
im Fach Deutsch anbieten. Am Ende des Beitrags werden Möglichkeiten aufgezeigt,
wie lokale ökologische Probleme auch als fächerübergreifendes Projekt
im Rahmen des Deutschunterrichts weitergeführt werden könnte und als Fallbeispiel
für ähnliche Projekte dienen kann.
4.1 Ökokritische Analyse zum Murkraftwerk in Graz
Für die folgende Analyse von umweltrelevanten Texten wurden die Veröffentlichungen,
vor allem das Informations- und Werbematerial der Kraftwerksbetreiber,
aber auch Texte der Kraftwerksgegner ausgewählt und exemplarisch
untersucht.
4.1.1 Strategien der Kraftwerksbetreiber
Für die Analyse der Kommunikation der Kraftwerksbefürworter wurden
primär die Texte der „Energie Steiermark“ herangezogen, welche diese zu
Informations- und Werbezwecken auf ihrer Webseite3, in zahlreichen Medien
sowie in Form von (großformatigen) Plakaten im Bereich der Baustelle
veröffentlichte. Hier werden einige Ausschnitte präsentiert und mittels
ökokritischer Diskursanalyse genauer untersucht.
3 Siehe https://www.e-steiermark.com/erzeugung/Wasserkraft/MurkraftwerkGraz/Ja.
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Öko-Strom statt Atom: ‘Ja‘ zum Murkraftwerk!4
• Strom soll sauber sein und ohne Schadstoffe erzeugt werden. Aus Sonne,
Wind oder Wasser. 20.000 Familien kann das geplante Murkraftwerk
Graz-Puntigam mit reiner Öko-Energie versorgen.
• Das Murkraftwerk Graz leistet viel!
• Wichtiger Beitrag, um die Klimaziele von Paris zu erreichen
• Beitrag zur Unabhängigkeit von Energieimporten, Graz wird energieautarker
• Beitrag zur Ökologisierung der Grazer Fernwärme-Versorgung
• Sicherung von 1.800 Arbeitsplätzen während der 2jährigen Bauphase
• Steigerung der Versorgungssicherheit nach Blackouts
• Bau des Speicherkanals (Investment: 80 Mio. Euro) mit der Stadt Graz,
führt zu einer Verbesserung der Wasserqualität in der Mur.
• Die Mur kehrt zurück in das Stadtbild und wird neu belebt (Radwege,
Naturerlebnispfade, Promenade, Badeplätze etc.).
• 99 einzelne Öko-Maßnahmen (z.B. Fischleiter, Seichtwasserzonen,
Fledermauskästen, Würfelnatterhabitate, …) sorgen für einen sensiblen
und verantwortungsvollen Umgang mit der Natur
• Graz erhält rund 3000 zusätzliche, neue Bäume: Wo heute 2 Büsche oder
Bäume stehen, müssen während der Umsetzung des Projekts 3 nachgepflanzt
werden.
• Es wird ein Naherholungsgebiet für zahlreiche Freizeit- und Wassersport-
Aktivitäten geschaffen.
Abb. 1: Text einer Werbeanzeige der Kraftwerksbetreiber
Wie eingangs beschrieben, ermöglicht die Untersuchung des Wortschatzes eine
kritische Sicht darauf, wie das Projekt sprachlich konstruiert, gerahmt und
teilweise geschönt wird. Bei der Wortwahl spielen Konnotationen, d.h. Assoziationen,
die mit den Wörtern verbunden sind, eine wesentliche Rolle. Hayakawa
4 Abgesehen von den Überschriften erfolgten die Hervorhebungen in Fettdruck durch die
Autorin.
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(1964) spricht von Schnurrwörtern (purr words), die positiv aufgeladen sind, und
Knurrwörtern (snarl words), die negative Assoziationen aufweisen. Der Text der
„Energie Steiermark“ enthält eine Vielzahl von positiv konnotierten Wörtern
aus thematischen Bereichen, die der Bevölkerung wichtig sind, d.h. Arbeit,
Versorgung mit Energie, Umweltschutz, Freizeit.
In Bezug auf Energie werden die Adjektive sauber, rein und die Nominalphrase
ohne Schadstoffe gewählt. Energie aus Sonne, Wind und Wasser wird als sauber
angeführt. Zudem erzeugen Wörter wie unabhängig, autark, sicher positive Resonanzen,
wie die folgenden Phrasen illustrieren: Unabhängigkeit von Energieimporten,
Graz wird energieautarker, Sicherung von Arbeitsplätzen, Steigerung der
Versorgungssicherheit.
Ein wesentlicher Aspekt der Werbestrategie liegt in der Darstellung des
Projektes als umweltfreundlich und in der Verwendung von sogenannten
‘grünen’ Wörtern, insbesondere dem Wort ökologisch und diversen Zusammensetzungen
mit dem Morphem/Wortteil öko, wie z. B. in: Öko-Strom, Ökologisierung,
Öko-Energie, Öko-Maßnahmen, nachhaltige und ökologische Aufwertung, 99
ökologische Maßnahmen zum Schutz der Umwelt (inkl. detaillierter Aufzählung
von Einzelmaßnahmen).
Neben den positiv besetzten Ökowörtern fällt auch die strategische Anwendung
von Ambiguität im Satz „Die Mur wird neu belebt“ auf. Der Begriff belebt
wird hier geschickt in einer Doppeldeutigkeit verwendet: Einerseits wird das
Wort mit (Freizeit-)Aktivitäten und Angeboten verbunden, die nach Fertigstellung
des Kraftwerkes im Bereich des Flussufers möglich sein sollen (Radwege,
Promenade, Badeplätze, Naherholungsgebiet für Freizeit- und Wassersportaktivitäten).
Beleben kann andrerseits verstanden werden als mit Leben oder
Natur bzw. natürlicher Energie versehen, wie in belebtes Wasser – angereichert mit
natürlicher Energie.
Zusätzlich werden rhetorische Mittel, wie etwa die Schaffung von Kontrasten
und Reimen, eingesetzt. Bereits die Überschrift zum ersten Textausschnitt stellt
den Kontrast „Öko-Strom statt Atom“ in den Mittelpunkt, gefolgt von einem
stark betonten „‚Ja‘ zum Murkraftwerk“. Zusätzlich reimen sich Strom und
Atom.
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Wie bereits erwähnt, stellt im Diskurs der „Energie Steiermark“ die Betonung
der ökologischen Aspekte des Murkraftwerks eine besondere Auffälligkeit
dar5).
Die folgende Liste bietet nur einen Ausschnitt aus den 99 ökologischen
Maßnahmen, die aufgezählt werden.6
99 Ökologische Maßnahmen
• Im Rahmen des Projekts wird in nachhaltige und ökologische Aufwertung
investiert!
• Insgesamt 99 ökologische Maßnahmen wurden zum Schutz der
Umwelt entwickelt. Die Maßnahmen betreffen die Bereiche Forst und
Pflanzen, Ausgleichsflächen am und im Gewässer, Tiere am Land sowie
allgemeine ökologische Maßnahmen.
• In der Stadt Graz werden neue Auwaldflächen im Ausmaß 1: 1,4
geschaffen, im Stadtgebiet und südlich der Stadt werden in Summe 7 ha
neu angelegt
• 100 Nistkästen und Spalierbegrünung für Fledermäuse
• 60 Vogelnistkästen
• Extensivwiese für Schmetterlinge
• Versteckplätze und Eiablageplätze für die Würfelnatter
Abb. 2: Auflistung ökologischer Maßnahmen durch die Kraftwerkbetreiber
Zunächst fällt auf, dass 99 ökologische Maßnahmen genannt werden. Die Zahl
99 wurde hier wohl mit Absicht gewählt, ebenso wie die weiteren Zahlen im
Text. Hier handelt es sich um strategische Textarbeit, die dem Marketing und
Werbediskurs entstammt. Diese Maßnahmen werden im Text der Webseite
detailliert aufgezählt. Ausschnittsweise finden sie sich auch auf den Informationsplakaten
entlang der Baustelle (siehe auch Bild aus der DS). Der Fokus auf
Details spiegelt sich auch in der wiederholten Nennung von Zahlen wider,
5 Siehe https://www.e-steiermark.com/erzeugung/Wasserkraft/MurkraftwerkGraz/
Oekologie.aspx.
6 Diese Maßnahmen werden auf der Webseite der „Energie Steiermark“ einzeln aufgezählt
und beschrieben: http://www.murkraftwerkgraz.at/downloads/Massnahmenkatalog_
Murkraftwerk_Graz.pdf.
Penz: Sprache und Ökologie
33
indem von 100 Nistkästen für Fledermäuse und 60 Vogelnistkästen die Rede ist.
Im Zentrum stehen die Maßnahmen zum Schutz der Umwelt. Dies sind allerdings
Kompensationsmaßnahmen, die durchwegs nötig sind, um die Natur
und die Lebensgrundlagen für viele Tiere, die durch das Kraftwerk zerstört
werden, wieder einigermaßen herzustellen. Was die Schaffung neuer Auwaldflächen
betrifft, handelt es sich großteils um Baumpflanzungen, die südlich der
Stadt Graz und nicht im Stadtgebiet selbst bzw. im Areal um das Kraftwerk
geplant sind.
Neben den Texten auf der Webseite der „Energie Steiermark“ wurde massive
Werbung in Form von Plakaten und Medieninseraten mit Darstellung der
ökologischen Maßnahmen betrieben. Die oben präsentierten Textbeispiele
finden sich daher auf diversen Plakaten im Bereich der Baustelle wieder. Diese
werden oft in Verbindung mit Bildern von unberührter Natur – etwa einer
natürlichen Aulandschaft – präsentiert, d.h. es wird gerade jene Landschaft
präsentiert, die durch das Kraftwerk zerstört wird.
4.1.2 Der Diskurs der KraftwerksgegnerInnen
Die vorliegende Analyse basiert ebenfalls auf Daten von der Webseite, in
diesem Fall der Kraftwerksgegner, die unter dem Slogan „Rettet die Mur“
agierten (http://www.rettetdiemur.at/Fakten). Die Plattform „Rettet die Mur“
sieht sich als überparteiliche Organisation, die sich für „den Erhalt der
freifließenden Mur und ihrer Lebensräume“ einsetzt (siehe Facebook-Seite
https://www.facebook.com/rettetdiemur.at/ (letzter Zugriff am 28. Juni 2022;
die letzte Meldung wurde am 2.10.2021 gepostet). Die genannte Webseite
konnte zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Artikels nicht mehr aufgerufen
werden, während die Facebook-Seite noch zugänglich ist. Im folgenden Text
ruft die Plattform zu Initiativen gegen das Kraftwerk auf und veranschaulicht
mithilfe eines kommentierten Ausschnitts des Stadtplans die Veränderungen
durch den Bau des Kraftwerkes.
metaphorik.de 33/2023
34
Wähl die Mur, wähl das Leben MURKRAFTWERK - JETZT IST INITIATIVE
GEFORDERT
Mit dem Murkraftwerk verbaut die Grazer Politik ihren eigenen BürgerInnen die Zukunft.
Die Interessen Weniger werden vor das Wohl aller Menschen gestellt. Durch die
bevorstehenden Rodungen würde Graz einen gewaltigen Teil seiner grünen Lunge
verlieren, rund das Zehnfache der Stadtpark-Vegetation soll dem Projekt zum Opfer
fallen. Auch wirtschaftlich und politisch sieht die Realität gar nicht so rosig aus wie in den
Werbebroschüren der Kraftwerkswerber.
Hier die wichtigsten Fakten zu den Veränderungen durch das umstrittene Kraftwerks-
Projekt aus Sicht der Kraftwerksgegner (http://www.rettetdiemur.at/Fakten).
Abb. 3: Initiativen der Kraftwerk-Gegner
Auch die KraftwerksgegnerInnen verwenden rhetorische Strategien, um ihre
Sichtweise auf das geplante Kraftwerk möglichst eindringlich und plakativ zu
vermitteln. Der Slogan zu Beginn des Textausschnittes „Wähl die Mur – Wähl
das Leben“ verbindet den Fluss mit dem Leben, d.h. der Fluss steht hier für das
Leben. Abgesehen von dieser positiven Bewertung des Flusses enthält der Text
in der Folge vor allem negativ assoziierte Wörter in Verbindung mit dem Bau
des Kraftwerks, d.h. Knurrwörter. Wörter wie verlieren, zum Opfer fallen, Raub (der
Stadtlunge) stellen den Bau als Raub an der Stadt dar.
Der Text verwendet vor allem rhetorische Strategien wie Metaphern: Raub der
Stadtlunge oder die Zukunft verbauen (wörtlich und als Metapher zu verstehen).
Ebenso werden Kontraste eingesetzt, z.B: Die Interessen Weniger werden vor das
Wohl aller Menschen gestellt.
Penz: Sprache und Ökologie
35
Der Text wird durch eine kommentierte schematische visuelle Darstellung des
Ausmaßes und der Folgen des Kraftwerksbaus ergänzt. Die Textfelder präsentieren
in Kürze einige ‘Fakten‘ zum geplanten Kraftwerk. Dazu zählen die
Verschlechterung der Wasserqualität, ein großer Rückstau des Flusses bis in das
innere Stadtgebiet, die Rodung von 16.000 ufernahen Bäumen sowie eine drei
Meter hohe Staumauer. Im Text der KraftwerksgegnerInnen wird die Zahl der
gerodeten Bäume genannt, während die Befürworter nur die Anzahl der
zusätzlichen Ersatzpflanzungen erwähnen. In einem Bericht der Kleinen Zeitung
vom 6.2.2018 wurde geschätzt, dass für das Kraftwerk zwischen 8000 und
16.000 Bäume gerodet werden mussten. Die Bandbreite der Zahlen ergibt sich
aus den unterschiedlichen Darstellungen der BefürworterInnen und GegnerInnen
zu diesem Zeitpunkt. Insgesamt wurde eine Fläche von 4,7 Hektar gerodet.
Laut „Energie Steiermark“ würden jedoch Wiederaufforstungen auf einer
Fläche von 6,8 Hektar (südlich des Kraftwerks) erfolgen.
Trotz begleitender Aktionen wie regelmäßiger Information auf der Facebook-
Seite zum Kraftwerksbau und der damit verbundenen Zerstörung der Natur,
der Errichtung von Protestcamps in der Nähe der (geplanten) Baustelle und
Medienmeldungen erschien die Kommunikation der KraftwerksgegnerInnen
wesentlich weniger öffentlich präsent als jene der BetreiberInnen. Die massiven
Werbekampagnen der KraftwerksbetreiberInnen mit dem Fokus auf den ökologischen
Maßnahmen waren durch Plakate und Schautafeln im gesamten Stadtgebiet
und im Baustellenbereich allgegenwärtig und dominierten die Kommunikation
in der Öffentlichkeit.
4.1.3 Ökologiefreundliche und saubere Energie oder Greenwashing?
Wie bereits erwähnt, erschien in der Zeit des Kraftwerksbaus der Diskurs der
GegnerInnen (inkl. Aktionen) in der Öffentlichkeit insgesamt weniger präsent
als jener der BetreiberInnen. Die Bewertung, welchen Nutzen das Kraftwerk
tatsächlich bringt und inwieweit das Projekt in seinen unterschiedlichsten
Aspekten als nachhaltig eingeschätzt werden kann, erfordert umfangreiche
Recherchen sowie die Sichtung von Diskursen aus Quellen, die weder den
ProponentInnen noch den GegnerInnen zuzuordnen sind und über die lokale
Berichterstattung hinausgehen. In Zeiten der Energiekrise, die durch Russlands
metaphorik.de 33/2023
36
Angriffskrieg in der Ukraine Gesamteuropa im Griff hat, wird das Murkraftwerk
zum Zeitpunkt seiner Fertigstellung (im Jahr 2019), aktuell (d.h. 3 Jahre
danach) und zukünftig wahrscheinlich unterschiedlich interpretiert werden.
Während von den BetreiberInnen in der Planungs- und Bauphase vor allem die
wirtschaftlichen Vorteile des Kraftwerksbaus hervorgehoben wurden und der
Aspekt des Klimaschutzes nur in einem Punkt erwähnt wurde, erfolgte nach
der Fertigstellung ein ‚Re-framing‘, in dem der Kraftwerksbau als ‘größtes
Klimaschutz-Investment‘ des Landes gepriesen wurde
Presseaussendung der Energie Steiermark vom 9. Oktober 2019
Murkraftwerk Graz: Größtes Klimaschutz-Investment des Landes
offiziell in Betrieb genommen
Energie Steiermark setzt mit 80 Millionen-Projekt ihre Offensive bei
Ausbau Erneuerbarer Energie-Erzeugung fort - Mur liefert ab sofort
CO2-freien Strom für 45.000 Menschen
„Dieses 80-Millionen-Euro-Investment ist ein konkreter und messbarer
Beitrag zur Klimawende und trägt darüber hinaus zur Versorgungssicherheit
bei…“
Das Kraftwerk setzt in Sachen Ökologie europaweit höchste Standards:
99 ökologische Ausgleichsmaßnahmen wurden und werden für Pflanzen,
Tiere und Menschen umgesetzt…
Der Lebensraum entlang der Mur wird durch zahlreiche Angebote für
Wassersportler und Erholungssuchende sowie Öko-Zonen für die kommenden
Generationen aufgewertet.
Abb. 4: Pressemitteilung In-Betrieb-Name Murkraftwerk
Der Text der obigen Presseaussendung stellt das Murkraftwerk beinahe ausschließlich
in den Deutungsrahmen des Klimaschutzes und der Ökologie. Dies
wird insbesondere durch die Häufung entsprechender Schnurrwörter und
positiv konnotierte Phrasen aus dem Bereich Klima und Ökologie sowie durch
Superlative und Modifizierungen deutlich:
größtes Klimaschutz-Investment, CO2-freier Strom, konkreter und
messbarer Beitrag zur Klimawende, Versorgungssicherheit, in Sachen
Penz: Sprache und Ökologie
37
Ökologie europaweit höchste Standards, 99 ökologische Ausgleichsmaßnahmen,
der Lebensraum entlang der Mur wird … aufgewertet,
Ökozonen für die kommenden Generationen
Der Klimaschutz wurde im Herbst 2019 ein vorrangiges Thema und bot den
idealen Deutungsrahmen für eine besonders positive Positionierung des Projekts
im Sinne des Klimaschutzes. Die Umdeutung zum Klimaschutzinvestment
kann vor dem Hintergrund der erstarkenden Dringlichkeit der Klimawandelthematik
und der vermehrten Präsenz dieses Themas in der Politik und den
Medien durch die Fridays for Future-Bewegung sowie den laufenden Verhandlungen
zum Europäischen New Green Deal im Herbst 2019 verstanden werden.
Eine kritischere Perspektive bietet erwartungsgemäß die Berichterstattung der
Salzburger Nachrichten, welche den Kraftwerksbau aus der räumlichen Distanz
und jener eines Mediums eines anderen Bundeslandes betrachtete:
Umfehdetes Grazer Murkraftwerk offiziell in Betrieb genommen
Das Grazer Murkraftwerk hat im Rahmen einer Eröffnungsfeier am
Mittwoch offiziell seinen Betrieb aufgenommen. Der 88 Mio. Euro teure
Bau begann im Jänner 2017 nach der Grazer Gemeinderatswahl und
sorgte für viele Proteste von Umweltaktivisten. Das Kraftwerk wird
Strom für rund 20.000 Haushalte beliefern. Neben Worten des Lobes von
Politik und Betreibern gab es auch Kritik von Umweltschützern. …
Laut Umweltdachverband habe das Kraftwerk nichts mit nachhaltigem
Klimaschutz zu tun. „Heute ist kein guter Tag für die österreichische
Ökobilanz - ,sauber‘ geht definitiv anders. Das Murkraftwerk beutet ein
Flussjuwel weiter aus, dessen ökologische Bedeutung gar nicht hoch
genug geschätzt werden kann. Die Mur ist ein einzigartiger Biodiversitätshotspot,
insbesondere für die Fischfauna“, hieß es in einer
Aussendung. Weiters wurde gefordert, kein weiteres Kraftwerk mehr an
der Mur zu errichten. Für das Kraftwerk Puntigam war umfangreich
gerodet worden, Aktivisten hatten sich u.a. an Bäume gekettet, um die
Bauarbeiten zu behindern. Die Energie Steiermark setzt nach eigenen
Angaben auf 99 Ausgleichsmaßnahmen, unter anderem die Pflanzung
tausender neuer Bäume.
Salzburger Nachrichten, 9.10.2019
Abb. 5: Berichterstattung Salzburger Nachrichten
metaphorik.de 33/2023
38
Der Bericht der Salzburger Nachrichten stellt klar, dass das Projekt in den Augen
des Umweltdachverbandes mit nachhaltigem Klimaschutz nichts zu tun hat.
Daraus müsste man schließen, dass die vielfach beworbenen ökologischen Maßnahmen
im Zuge des Kraftwerkbaus als Greenwashing zu interpretieren wären.
Betrachtet man das Projekt unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeitsziele
der Agenda 2030, die wirtschaftliche, soziale und ökologische Aspekte umfassen,
ergibt sich ein differenzierteres Bild: Obwohl das Kraftwerk von den GegnerInnen
als wirtschaftlich nicht rentabel bewertet wurde, bietet es doch einen
Beitrag zur lokalen Energieproduktion durch Wasserkraft, die im Vergleich zu
Energieformen wie Kohle, Erdöl, Erdgas und Atomenergie als sauber gilt.7
Ökologische Aspekte, wie die Erhaltung von bestehenden Auwäldern und die
Gewährleistung eines ausreichenden Lebensraumes für unterschiedliche
Spezies, werden hier offensichtlich wirtschaftlichen Überlegungen untergeordnet.
Ein Umstand, der zu Diskussionen darüber anregen kann, inwieweit die
Gewichtung der Nachhaltigkeitsziele in den Bereichen Wirtschaft, Soziales und
Umwelt offen für Interpretationen und/oder Kritik sein sollte.
4.2 Digital Stories zum Murkraftwerk
Da es sich bei dem Murkraftwerk um ein lokales Projekt handelt, zu dem sich
SchülerInnen und Studierende auch ihre eigene Meinung bilden, erschien es
ideal, das Thema nicht nur durch eine ökokritische Analyse von Diskursen zu
bearbeiten, sondern den Lernenden die Gelegenheit zu bieten, ihre eigene
Perspektive zu dem Thema einzubringen. In meinen Lehrveranstaltungen zu
„Sprache und Ökologie/Ökolinguistik“ verwende ich seit einigen Jahren die
Methode des Digital Storytelling, um eben diese Möglichkeit anzubieten. Die
folgenden zwei Digital Stories (DS) wurden in unterschiedlichen Lehrveranstaltungen
erstellt. Die Vorgabe war jeweils, dass die Studierenden ein (Umwelt)
Thema ihrer Wahl zum Thema ihrer DS machen sollten. Das Thema Murkraftwerk
war nicht vorgegeben, sondern wurde von einigen Studierenden frei
gewählt. Beide DS bieten eine kritische Perspektive auf den Kraftwerksbau. Die
Meinungen der Studierenden zum Murkraftwerk in den Kursen waren nicht
7 Allerdings ist anzumerken, dass im Jahr 2022 trotz der Proteste einiger Mitgliedsländer
auch Erdgas und Atomenergie von der Europäischen Kommission als nachhaltige bzw.
‚grüne‘ Energie eingestuft wurden (siehe Europäische Kommission 2022; EU Pressmitteilung
vom 6.7.2022).
Penz: Sprache und Ökologie
39
ausschließlich kritisch, jedoch wurden keine DS produziert, die eine positive
Sicht darstellten. Beide DS sind in der Unterrichtssprache Englisch.
4.2.1 Digital story 1: „Walk on the Mur” (von Hamed Tayebi und Xaver
Hergenröther)
Die DS „Walk on the Mur” wurde auf Basis von sechs Fotos erstellt, die die
beiden Studierenden während eines Spaziergangs Anfang Jänner 2018 entlang
der Baustelle zum Murkraftwerk aufgenommen hatten. Die Geschichte beginnt
mit einem Foto der Baustelle mit Spuren der gerodeten Bäume. Der Text zu den
Bildern ist durch eine außergewöhnlich hohe Poetizität gekennzeichnet und
stellt vor allem Fragen hinsichtlich des Dialogs mit der Natur, der auf einem
Informations- und Werbeplakat der KraftwerksbetreiberInnen propagiert wird.
Dies geschieht anhand der Baustellenfotos sowie der Abbildung eines verbliebenen
Protestcamps der KraftwerksgegnerInnen nahe der Abfallentsorgungsanlage
im Bereich der Baustelle.
BILD 1: Spazierweg am Murufer mit gerodetem Ufer und Baustelle
Story Skript:
Walking along the river Mur in Graz we were wondering about all the trees
that used to be there. We were wondering if the river’s direction has changed.
metaphorik.de 33/2023
40
BILD 2: Große Werbetafel der Energie Steiermark: Im Dialog mit der Natur
Suddenly a huge sign told us that the river Mur is in dialogue with nature.
The picture promised that nature is coming back to us soon as green as the
billboard. The river is going to be a power plant and the old soap factory “die
Seifenfabrik” is now an event centre. I wondered if there are going to be fish
in the river once the power station is in place. We are promised to even get a
beach here for us in the near future but today the construction site is scary in
its magnitude.
BILD 3: Foto der Baustelle mit gelben Rohren
In place of these yellow pipes the river was flowing only a few months ago.
We asked an elderly couple what the pipes were for. They had no idea at all
(too?). Many people were taking pictures of the construction site. At that
moment I felt that this ugly construction site is the most photographed
monument in Graz.
BILD 4: Selfie der beiden Studenten mit Baustelle im Hintergrund
We asked ourselves, “Who is in dialogue with nature here”? For us it was the
dialogue of humans and machines in what was formerly nature. We
wondered if this power station would ever help save the environment.
BILD 5: Gelände der Abfallentsorgung mit Bündeln von gepresstem Altpapier
We turned back towards Graz and came upon this waste process factory. Piles
of rubbish were packed in squares sitting on top of each other in perfect
discipline.
Penz: Sprache und Ökologie
41
BILD 6: MUR CAMP von KraftwerksgegnerInnen
Finally we approached this Mur camp where someone is living nowadays. A
placate says “Lieber mit der Wahrheit fallen, als mit der Lüge siegen.“ He’s
protesting for us but not many citizens like what he is doing. In a short stretch,
it smelled really gross there. The stench of the waste is his daily companion.
We got back to the city wondering if this is, in fact, a fair dialogue with nature.
Abb. 6: Beispiel Digital Story 1
4.2.2 Digital Story 2: “Our green walking path” (von Jelena Lukic-Mezin)
Die DS von Jelena Lukic-Mezin startet mit dem visuellen Kontrast zweier Bilder:
ein alter Baumriese am Murufer wird mit der aktuellen Baustelle an der Mur
kontrastiert. In dieser Geschichte wird vor allem der Spazierweg entlang des
Flussufers als Erholungsquelle für Familienausflüge beschrieben und seine
Zerstörung durch die Baustelle bedauert. Der erste Teil der Geschichte baut auf
Fotos mit den betroffenen Familienmitgliedern, d.h. der Studentin, deren Ehemann
und deren einjährigem Sohn bei Familienausflügen in den Murauen, auf.
Im Zentrum stehen die sinnlichen Naturerfahrungen der kleinen Familie
während ihrer Spaziergänge. Die Bilder der idyllischen Spaziergänge werden
in der zweiten Hälfte durch Baustellenfotos des Kraftwerksbaus abgelöst. An
die Stelle der grünen Natur mit bunten Blumen treten Baumaschinen auf der
Baustelle in tristem Grau. Die Sinneseindrücke wandeln sich zur Beschreibung
von Staub, Schmutz und Smog, die nun durch die Bautätigkeit am Flussufer zur
täglichen Erfahrung der Familie werden. Der letzte Teil der DS kontrastiert den
metaphorik.de 33/2023
42
angeblichen Nutzen, der in den umfangreichen Marketing- und Werbemaßnahmen
für die Grazer Bevölkerung unermüdlich propagiert wird, mit den
tatsächlichen Verlusten der Anrainer an Naturerfahrung und Naherholung
während des Kraftwerkbaus. Aufgrund der Länge der Geschichte werden hier
nur einige Ausschnitte präsentiert:
BILD 1: Kontrastbilder: Alter Baum am Flussufer und Baustelle Murkraftwerk
Story Skript (in Auszügen):
Our green walking path next to the Mur in Graz Liebenau became an ugly
construction site of the new power plant.
Penz: Sprache und Ökologie
43
BILD 2: Bild der Studentin mit ihrem Sohn im Kinderwagen am grünen Murufer
Our green walking path next to the Mur was an ideal relaxing trip for my
small family nearly every day for two years from the point our son was born
in 2015.
BILD 3: Foto des Ehemanns der Studentin, der Sohn im Kinderwagen schiebt (am
grünen Murufer)
The green trees gave us comfort and a hideaway from the heat in summer and
from the nasty wind in the winter months.
BILD 4: Sohn der Familie im Kinderwagen blickt interessiert in die Umgebung
André, our son, was amazed by the little birds, ducks swimming in the river
BILD 4: Grüne Wiese mit gelben Blumen
and the wild flowers we were picking up at the path.
metaphorik.de 33/2023
44
BILD 5: Spazierweg nach Rodung der Bäume
But in 2017 everything changed. On January the 2nd 2017 the Mur power plant
project started. They firstly started with the preparation of the construction
site, which meant they would firstly destroy our beautiful trees and our path.

BILD 11: Blick auf Baustelle durch Baustellengitter, Werbetafel der Energie
Steiermark direkt hinter dem Gitter zeigt grünes Gelände nach Fertigstellung des
Kraftwerks
Penz: Sprache und Ökologie
45
How much Graz and its citizens will get out of this project is presented on all
the ads next to the building site, or in the newspapers or on the websites about
of the power plant. But me and my family and I believe also other citizens of
Graz lost a lot.
BILD 12: Alter Baum am Ufer
We lost our woods which are the lungs of this part of Graz where we live.
BILD 13: Wiese mit Blume im Vordergrund
We lost our relaxing zone, our beautiful walks, nice meetings with other
people and encounters with little birdies, ducks and wild flowers.
Abb. 7: Beispiel Digital Story 2
metaphorik.de 33/2023
46
Beide DS beklagen den Verlust von Natur, wobei erstere zwar auch die
persönliche Perspektive der beiden Studierenden einbringt, die persönliche
Betroffenheit jedoch weniger stark in den Vordergrund stellt als die DS der
jungen Familie.
Die Methode des Digital Storytelling (DS) wurde hier als Erweiterung von
Lehrveranstaltungen eingesetzt, die es den Studierenden erlaubt, ihre persönliche
Perspektive zum gewählten Thema einzubringen. DS bietet jedoch unterschiedliche
Möglichkeiten, persönliche Betroffenheit darzustellen. Es liegt im
Ermessen der jeweiligen VerfasserInnen, welchen Grad der Distanz sie einnehmen
wollen.
Die hier gezeigten DS zu dem Thema repräsentieren einen kritischen Blick auf
die Errichtung des Kraftwerks. Es besteht jedoch ebenso die Möglichkeit, eine
DS mit der gegenteiligen Perspektive zu erstellen und die Fertigstellung des
Projektes zu feiern, u.a. ein neu gewonnenes zukünftiges Freizeit- und Erlebnisgelände
für sich sehen oder auch nur die Energiegewinnung als Vorteil zu
betrachten. Unterschiedliche Positionen könnten in der Folge als Grundlage für
weiterführende Diskussionen (auch zum Konzept der Nachhaltigkeit) genutzt
werden.
4.3 Diskussion und Vergleich der Methoden: Ökokritische
Diskursanalyse und Digital Storytelling
Ökokritische Diskursanalyse und Digital Storytelling stellen zwei unterschiedliche
Methoden dar, die sich im Unterricht für Nachhaltigkeit ideal
ergänzen. Während erstere die kritische Analyse von Texten ins Zentrum stellt
und den Blick der Lernenden auf Sprache als strategisches Werkzeug und Mittel
der Konstruktion der Wirklichkeit lenkt, erlaubt Zweiteres den distanzierten
Blickpunkt zu verlassen und die eigene Betroffenheit und persönliche Perspektive
zu einem Thema einzubringen. Dies bewirkt auch einen ersten Schritt in
Richtung Handlungsorientierung im eigenen Umfeld. Der Beitrag der Studierenden
erfordert eigene Textproduktion in Verbindung mit der Auswahl an
geeigneten Bildern. Das Verfassen der Texte kann im Sprachunterricht pädagogisch
unterstützt werden. Im vorliegenden Projekt war dies nicht der Fall.
Insbesondere im Fremdsprachenunterricht spielt die pädagogische Hilfestellung
jedoch eine größere Rolle. DS können bereits auf niedrigen Niveaustufen,
etwa ab A2 Niveau, erstellt werden. Ihre Produktion eröffnet jenseits der
Penz: Sprache und Ökologie
47
einfachen Textproduktion auch kreative Möglichkeiten, die im Sprachunterricht
sehr oft wenig Beachtung erfahren. Diese Kreativität kann sich in der
sprachlichen Gestaltung, aber auch im Umgang mit dem Digital Storytelling
und der Erstellung und Auswahl der Bilder (in Verbindung mit dem Text)
äußern. So besitzt die Methode das Potenzial, das kommunikative Repertoire
der Lernenden allgemein, aber auch speziell im Sinne der Nachhaltigkeit zu
erweitern.
4.4. Erweiterung des Projektes
Den Ausgangspunkt für die ökokritische Diskursanalyse im vorliegenden
Projekt lieferte das aktuelle Kraftwerksprojekt in der unmittelbaren lokalen
Umgebung. Die aktuelle Situation könnte jedoch auch zum Anlass genommen
werden, um Diskurse über den Fluss in der Vergangenheit mit den heutigen zu
vergleichen. Am Beispiel der Mur kann besonders gut gezeigt werden, dass sich
das Umweltbewusstsein seit den 1970er Jahren entscheidend verändert hat.
Dazu könnte ein Text aus dem Jahre 1973 dienen, der veranschaulicht, wie
verschmutzt der Fluss in jener Zeit war.
Kleine Zeitung, 5. Juli 1973
Die Mur – eine Kloake
TV Dokumentation ‚Kleiner Fluß – was nun?‘ gedreht
Mit dem Wasser der Mur in Graz kann man nicht einmal einen Dampfkessel
betreiben, dazu ist es zu schmutzig. Die Grazer sind darüber nicht mehr
erstaunt. Sie kennen das Bild: Statt eines Flusses, der blau oder gar grün ist,
sehen sie eine braune Suppe, an manchen Tagen und zu manchen Tageszeiten
sehen sie nur Schaumkronen, die sich an Engstellen zu Schaumbergen aufstauen,
die wie Schneehaufen aussehen. Dabei ist die Mur in Murau noch ein
reines Gebirgsflüsschen, in Graz ist sie zu einer cloaca maxima, einer Riesenkloake
geworden.
Wer ist Schuld an diesem Zustand, aber vor allem, wie kann ihm abgeholfen
werden? Damit beschäftigt sich eine Fernsehdokumentation, die gestern am
Lendkai in Graz und in Gratkorn an der Einmündung des Fabrikskanals der
Firma Leykam-Josefsthal aufgenommen wurde. …
Abb. 8: Berichterstattung über die Mur von 1973
metaphorik.de 33/2023
48
Der Zeitungstext aus den 1970er Jahren beschreibt den Zustand des Flusses in
der Zeit, als die Papierindustrie im Norden der Stadt sämtliche Abwässer
ungeklärt in die Mur leitete. Der Text könnte dazu verwendet werden, mit den
SchülerInnen zu recherchieren, wie es gelang, diesen Zustand dahingehend zu
ändern, dass die Mur im 21. Jahrhundert ein Gewässer wurde, das als ökologisch
wertvoll einzustufen ist. Dazu könnte die Berichterstattung der Lokalzeitung,
die sich für die Sanierung des Flusses einsetzte, als Datengrundlage
dienen.
In weiterer Folge könnte ein fächerübergreifendes Projekt entstehen, das zum
Beispiel das Thema „Die Mur in der Geschichte der Stadt Graz“ beleuchtet. Das
folgende Bild aus der Mitte des 19. Jahrhunderts bietet einen idealen Einstieg in
die historischen Beziehungen zwischen Mensch und Fluss.
Abb. 9: Jakob Alt, Ansicht von Graz in der Steiermark, um 1850, Steiermärkisches
Landesarchiv8
Darüber hinaus könnten weitere Fragestellungen ins Zentrum rücken. Hier
wäre es z.B. möglich, die Nutzbarmachung des Flusses durch den Menschen zu
untersuchen, die Flora und Fauna des Flusses in den naturwissenschaftlichen
8 https://www.museum-joanneum.at/kulturgeschichte-online/die-mur-einekultu...
soziale-praxis.
Penz: Sprache und Ökologie
49
Fächern zum Thema zu machen oder auch allgemeinere Fragen zu den Rechten
von Natur im Allgemeinen oder Flüssen im Besonderen zu stellen. So ungewöhnlich
dies für westliche Kulturen klingt, so erhielt der Whanganui River in
Neuseeland den Rechtsstatus einer juristischen Person (Warne 2017).
Somit könnte ein Projekt entstehen, das im Deutschunterricht ökologische
Sprachkritik betreibt, jedoch als fächerübergreifende Projektarbeit in den
Fächern Geschichte, Geographie, Biologie weitergeführt wird. Übertragbar ist
dieser Ansatz auch auf weitere sprachliche Fächer. In Englisch könnten Flüsse
wie „The Thames“ oder „The Missisippi“ ins Zentrum gestellt werden, oder
auch jedes Thema, das sich für eine ökokritische Analyse von Texten und
Diskursen in diesem Bereich eignet.
5. Diskussion zum Ertrag für den Unterricht
Das Unterrichtsprinzip „Umweltbildung für nachhaltige Entwicklung“, das
2014 in Österreichs Schulen erlassen wurde, ist fächerübergreifend. Die Ziele
der Umweltbildung werden wie folgt definiert:
Umweltbildung zeigt auf, wie die komplexe Verflechtung vielfältiger
gesellschaftlicher Einflüsse zum gegenwärtigen Zustand unserer
Umwelt geführt hat, und kann das Bewusstsein, das Verantwortungsgefühl
und die Kompetenz der Schülerinnen und Schüler für die
Gestaltung ihrer Zukunft stärken (BMBF 2014: 2).
Umweltbildung fördert damit den Erwerb von Kompetenzen, um die
natürlichen Lebensgrundlagen und Ressourcen in ihrer Begrenztheit
zu verstehen und Umwelt und Gesellschaft vorausschauend, solidarisch
und verantwortungsvoll mitzugestalten (BMBF 2014: 2).
Zu den geforderten Kompetenzen zählen: a) Wissen aufbauen, reflektieren,
weitergeben, b) Haltungen entwickeln, c) bewerten, entscheiden, umsetzen.
Dieses Unterrichtsprinzip erscheint auf den ersten Blick nicht primär auf den
Sprachunterricht abzuzielen, jedoch erfordern die zu erwerbenden Kompetenzen
eindeutig Spracharbeit, indem Texte interpretiert, analysiert und produziert
werden müssen. Das vorgestellte Projekt fördert die Entwicklung eines
kritischen Umweltbewusstseins durch die genaue Analyse von Texten, die
unterschiedliche Standpunkte zu einem aktuellen Umweltthema präsentieren.
Die (öko-)kritische Diskursanalyse regt dazu an, Texte diverser AkteurInnen
kritisch zu analysieren und im Zusammenhang mit zusätzlichen Recherchen
zum Thema Wissen aufzubauen, um die jeweiligen Perspektiven zu reflektieren
metaphorik.de 33/2023
50
und zu hinterfragen. Das Einbringen der persönlichen Perspektiven der SchülerInnen
durch DS regt auch zu weiteren Aktivitäten für die Erhaltung der
Umwelt an und schafft somit Raum Handlungskompetenzen, die zu einem
Leben im Sinne einer lebenserhaltenden Interaktion zwischen den Menschen
untereinander sowie Mensch und Umwelt beitragen: Ein Ziel, das die Ökolinguistik
als zentral ansieht. Laut Fill (1993: 133) bildet der ökopädagogische Teil
der Ökolinguistik den wichtigsten Aspekt, da es darum geht, ein Denken zu
entwickeln, das nicht Wachstum in den Mittelpunkt stellt, sondern das
Zusammenleben der Menschen untereinander, mit anderen Spezies und mit der
Natur. Ökologisches Handeln, das ausschließlich für Menschen positiv ist,
jedoch in anderen Bereichen zu Schäden führt (z.B. Gefährdung von anderen
Spezies) ist kritisch zu hinterfragen und in eine Richtung zu ändern, dass jenes
Denken gefördert wird, „das zur Erhaltung des Fleißgleichgewichts zwischen
Menschen, anderen Lebewesen und unbelebter Natur beiträgt“ (Fill 1993: 134).
6. Literaturangaben
Alexander, Richard (2009): Framing Discourse on the Environment: A Critical
Discourse Approach, London: Routledge.
Alexander, Richard/Stibbe, Arran (2014): „From the analysis of ecological
discourse to the ecological analysis of discourse”, in: Language Sciences 41,
104-110.
Boykoff, Maxwell T. (2007): „From convergence to contention: United States
mass media representations of anthropogenic climate change science”, in:
Transactions of the Institute for British Geography 32(4), 477-489.
Bundesministerium für Bildung BMBF (2014): „Grundsatzerlass Umweltbildung
für nachhaltige Entwicklung“, Wien, https://www.bmbwf.gv.at/
Themen/schule/schulpraxis/prinz/umweltbildung.html (08.11.2022).
Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (2019):
„Kompetenzen von Pädagoginnen und Pädagogen zur Umweltbildung
für nachhaltige Entwicklung“, Wien: BMBWF, Abt. I/1,
https://www.oekolog.at/static/fileadmin/oekolog/dokumente/Publika
tionen/Broschuere_Kompetenzenkompass.pdf (08.11.2022)
Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (2021):
„Umweltbildung für eine nachhaltige Entwicklung“, Wien: Bundesministerium
für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF),
https://www.bmbwf.gv.at/Themen/schule/schulpraxis/prinz/umwelt
bildung.html (08.11.2022).
Penz: Sprache und Ökologie
51
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