metaphorik.de 04/2003

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Metaphor and Ecology

Herausgeberteam - Editorial Staff - Équipe éditoriale

Martin Döring / Klaus Gabriel / Katrin Mutz /  Dietmar Osthus / Claudia Polzin-Haumann / Nikola Roßbach / Wilhelm Trampe

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Vorwort 04/2003

Wir freuen uns, dass wir heute die vierte Ausgabe von metaphorik.de ankündigen können. Das anhaltende Interesse und die weitreichende Akzeptanz des Forums waren für uns in den vergangenen Monaten Ansporn, mit der Nummer vier die Neuerung der thematischen Hefte einzuführen. Ziel dieser Erweiterung ist es, gesellschaftlich wie wissenschaftlich relevante Fragestellungen und Diskursdomänen unter dem Gesichtspunkt ihrer metaphorischen wie metonymischen Durchdringung in einem Band thematisch zusammenzuführen. Mit dieser Ausgabe – die den Titel Metapher und Ökologie - Metaphor and Ecology trägt und für die wir Wilhelm Trampe vom Institut für Kommunikationsökologie Duisburg als Mitherausgeber gewinnen konnten – eröffnen wir die Reihe thematischer Hefte, die in Zukunft in unregelmäßigen Abständen erscheinen werden, und hoffen, dass auch ihnen eine zunehmende Aufmerksamkeit zuteil wird.

Eine erste Gruppe von Beiträgen thematisiert die Rolle der Metapher im ökologischen Diskurs, also zum Sprechen über Natur. Sie fragen danach, auf welchen Metaphern grundlegende Einsichten basieren und inwiefern sie für unterschiedliche Diskurssegmente konstitutiv waren oder sind. So untersucht Brigitte Nerlich in ihrem Beitrag aus einer semasiologischen Perspektive die konstitutive Rolle der Metapher Silent Spring für den Umweltdiskurs zwischen 1998 und 2002. Andrea Gerbig und Patricia Buchtmann analysieren in ihrem Artikel den Paradigmenwechsel des figurativen Sprachgebrauchs in Deutschland, der sich vom Waldsterben und einem ökologisch motivierten weniger ist mehr zum heutigen ökonomischen Slogan Geiz ist geil verändert hat. Gleiches gilt auch für Richard Alexander, der die metaphorisch diskursiven Strategien von Vandana Shiva untersucht, mit denen sie im Rahmen der BBC-Reith Lectures die westlich ökonomische Auffassung von Landwirtschaft durch die nachhaltigeren der Dritten Welt konterkariert, wenn nicht dekonstruiert.

In der zweiten Gruppe von Beiträgen entwickelt sich die Ökologie selbst zu einem heuristischen metaphorischen Instrument sprachwissenschaftlicher Modellbildung und Analyse, Ökologie im Sinne des natürlichen wie kulturellen Kontextes. So nutzt Peter Finke das bildspendende Potential von Misteln, Wäldern und Fröschen, um sie im Rahmen einer reflexiven Metapher als potentielle Leitbilder einer grenzüberschreitenden sprachlichen Lebensform zu verstehen, die vermeintlich klare Trennlinien, mit denen wir leben, in Frage stellen. Dass diese Trennlinien sprachliche motiviert sind und das Selbst durchziehen, zeigt der Beitrag von Roslyn Frank: Identitäten verändern sich mit ihrer sprachlichen Umgebung, wie sie es anhand des Baskischen und den ihm inhärenten Konstruktionen des Selbst im Gegensatz zu westeuropäischen Sprachen vor Augen führt. Genereller wird dieser Aspekt von Dorte Bay, Sune Vork Steffensen und Jørgen Døør ausgeführt, die die Metapher als verbindende Kraft zwischen Ökologie - in einem sehr allgemeinen Sinne als kulturelle und natürliche Umwelt verstanden - und Modalität als ein Sein in der Welt verstehen. Dass derartige Fragen von Belang für die sozialen und kulturellen Aspekte von Umwelt und für das Sprachverhalten und -handeln sind, zeigt der abschließende Beitrag von Gesine Schiewer im Rahmen eines ökologisch motivierten psychologischen Ansatzes.

Alle Beiträge sind, nach dem bewährten Beispiel der bisherigen Nummern von metaphorik.de, sowohl als html- wie als pdf-Datei abrufbar. Da einige Beiträge umfangreichere grafische Darstellungen enthalten, kann es bei entsprechend langsamen Verbindungen zu längeren Ladezeiten kommen. Wir bitten hierfür um Verständnis. Ebenso bitten wir um Verständnis für die mitunter fehlende Anpassung der html-Darstellungen an einige Browserversionen. Im Fall von Darstellungsproblemen sei auf die PDF-Versionen der Beiträge verwiesen.

Wir hoffen, dass es uns mit diesem ersten Themenheft gelungen ist, die Rolle der Sprache für die Ökologie und die Rolle der Ökologie für die Sprache aufzuzeigen. Möge der Umweltdiskurs nicht mehr in die alleinige Zuständigkeit der Natur- und Umweltwissenschaften fallen!

Bonn, im Juli 2003

 

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Wir freuen uns, dass wir heute die vierte Ausgabe von metaphorik.de ankündigen können. Das anhaltende Interesse und die weitreichende Akzeptanz des Forums waren für uns in den vergangenen Monaten Ansporn, mit der Nummer vier die Neuerung der thematischen Hefte einzuführen. Ziel dieser Erweiterung ist es, gesellschaftlich wie wissenschaftlich relevante Fragestellungen und Diskursdomänen unter dem Gesichtspunkt ihrer metaphorischen wie metonymischen Durchdringung in einem Band thematisch zusammenzuführen. Mit dieser Ausgabe – die den Titel Metapher und Ökologie - Metaphor and Ecology trägt und für die wir Wilhelm Trampe vom Institut für Kommunikationsökologie Duisburg als Mitherausgeber gewinnen konnten – eröffnen wir die Reihe thematischer Hefte, die in Zukunft in unregelmäßigen Abständen erscheinen werden, und hoffen, dass auch ihnen eine zunehmende Aufmerksamkeit zuteil wird.

Eine erste Gruppe von Beiträgen thematisiert die Rolle der Metapher im ökologischen Diskurs, also zum Sprechen über Natur. Sie fragen danach, auf welchen Metaphern grundlegende Einsichten basieren und inwiefern sie für unterschiedliche Diskurssegmente konstitutiv waren oder sind. So untersucht Brigitte Nerlich in ihrem Beitrag aus einer semasiologischen Perspektive die konstitutive Rolle der Metapher Silent Spring für den Umweltdiskurs zwischen 1998 und 2002. Andrea Gerbig und Patricia Buchtmann analysieren in ihrem Artikel den Paradigmenwechsel des figurativen Sprachgebrauchs in Deutschland, der sich vom Waldsterben und einem ökologisch motivierten weniger ist mehr zum heutigen ökonomischen Slogan Geiz ist geil verändert hat. Gleiches gilt auch für Richard Alexander, der die metaphorisch diskursiven Strategien von Vandana Shiva untersucht, mit denen sie im Rahmen der BBC-Reith Lectures die westlich ökonomische Auffassung von Landwirtschaft durch die nachhaltigeren der Dritten Welt konterkariert, wenn nicht dekonstruiert.

In der zweiten Gruppe von Beiträgen entwickelt sich die Ökologie selbst zu einem heuristischen metaphorischen Instrument sprachwissenschaftlicher Modellbildung und Analyse, Ökologie im Sinne des natürlichen wie kulturellen Kontextes. So nutzt Peter Finke das bildspendende Potential von Misteln, Wäldern und Fröschen, um sie im Rahmen einer reflexiven Metapher als potentielle Leitbilder einer grenzüberschreitenden sprachlichen Lebensform zu verstehen, die vermeintlich klare Trennlinien, mit denen wir leben, in Frage stellen. Dass diese Trennlinien sprachliche motiviert sind und das Selbst durchziehen, zeigt der Beitrag von Roslyn Frank: Identitäten verändern sich mit ihrer sprachlichen Umgebung, wie sie es anhand des Baskischen und den ihm inhärenten Konstruktionen des Selbst im Gegensatz zu westeuropäischen Sprachen vor Augen führt. Genereller wird dieser Aspekt von Dorte Bay, Sune Vork Steffensen und Jørgen Døør ausgeführt, die die Metapher als verbindende Kraft zwischen Ökologie - in einem sehr allgemeinen Sinne als kulturelle und natürliche Umwelt verstanden - und Modalität als ein Sein in der Welt verstehen. Dass derartige Fragen von Belang für die sozialen und kulturellen Aspekte von Umwelt und für das Sprachverhalten und -handeln sind, zeigt der abschließende Beitrag von Gesine Schiewer im Rahmen eines ökologisch motivierten psychologischen Ansatzes.

Alle Beiträge sind, nach dem bewährten Beispiel der bisherigen Nummern von metaphorik.de, sowohl als html- wie als pdf-Datei abrufbar. Da einige Beiträge umfangreichere grafische Darstellungen enthalten, kann es bei entsprechend langsamen Verbindungen zu längeren Ladezeiten kommen. Wir bitten hierfür um Verständnis. Ebenso bitten wir um Verständnis für die mitunter fehlende Anpassung der html-Darstellungen an einige Browserversionen. Im Fall von Darstellungsproblemen sei auf die PDF-Versionen der Beiträge verwiesen.

Wir hoffen, dass es uns mit diesem ersten Themenheft gelungen ist, die Rolle der Sprache für die Ökologie und die Rolle der Ökologie für die Sprache aufzuzeigen. Möge der Umweltdiskurs nicht mehr in die alleinige Zuständigkeit der Natur- und Umweltwissenschaften fallen!

Bonn, im Juli 2003

 

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Seite 2

Resisting Imposed Metaphors of Value: Vandana Shiva’s Role in Supporting Third World Agriculture

Abstract

Vandana Shiva, engagierte Physikerin und Umweltaktivistin aus Indien, war eine der sechs Vortragenden zum Thema ‘Respekt für die Erde’, der berühmten BBC–Rundfunkvorträge, “Reith Lectures”, im Jahr 2000 (Shiva 2000a). In diesem Beitrag werden ausgewählte Aspekte von Shivas Arbeit anhand von linguistischen Textanalysen mit Hilfe computererstellter Konkordanzen untersucht. Shiva erörtert, wie eine nachhhaltige Lebensweise in der dritten Welt im Namen der Modernisierung und Wissenschaft zerstört wird. In ihren Vorträgen, Aufsätzen und Büchern analysiert Shiva die Metaphorik, die der sogenannten modernen Landwirtschaft zugrundeliegt. Sie belegt, wie dieser Prozess nur den westlichen Großkonzernen, die ihn vorantreiben, zugute kommt. Shivas Ansatz wird auf zwei Ebenen betrachtet. Zuerst wird eine faktische und politische Analyse darüber ersichtlich, wie ländliche Traditionen in Indien abgewertet werden und wie den Menschen zu helfen ist, sich gegen diesen Prozess zur Wehr zu setzen. Auf einer zweiten Meta-Ebene macht Shiva eine kritische Bestandsaufnahme von den Mythen, die in Zusammenhang mit neoliberalen Projekten und ‘Lösungen’ formuliert werden. Wie in der kritischen Diskursanalyse belegt Shiva hierbei die Rolle der Sprache.  Insbesondere werden sich gegenseitig ausschließende Metaphern für WERT oder REICHTUMSSCHÖPFUNG (‘Marktkonkurrenzfähigkeit und Markteffizienz’ versus ‘Nachhaltigkeit, Kooperation und Überleben’) aufgezeigt. Es wird gezeigt, wie die von außen aufoktroyierten Weltanschauungen als Ursache der ökologischen Katastrophen, die gleichzeitig gesellschaftliche Katastrophen für Kleinbauern in Indien und anderswo werden, fungieren.

Vandana Shiva is a committed scientist and environmental activist from India. As a physicist she has played a leading role in an Indian movement called “Navdanya” which is working for the conservation of biodiversity. She is Director of the Research Foundation for Science, Technology, and Ecology and also a Recipient of the Alternative Nobel Prize. She uses her analytical ability to uncover the semantic engineering that goes on when global corporations colonize and destroy traditional agriculture in the Third World. This is evident in her 2000 BBC Reith lecture (Shiva 2000a). It is a sustained critique of how global corporations, with the active support of many politicians, are forcing genetic engineering and commercial agriculture on rural communities. It was part of the “Millennium” BBC Reith lecture series entitled “Respect for the Earth”. Chris Patten talked on governance, Tom Lovejoy on biodiversity, John Browne on business, Gro Harlem Brundtland on health & population, Vandana Shiva on poverty & globalisation and His Royal Highness, The Prince of Wales on sustainable development. The Reith lectures are an influential, annual BBC institution, named after the first director of the BBC (British Broadcasting Corporation), Sir John Reith. Bertrand Russell gave the first Reith lecture over 50 years ago. They are broadcast on the BBC World Service radio frequencies in addition to the domestic transmission and are now also published on the Internet. In her lecture Shiva denounces the eradication of a sustainable way of life in the name of modernization and science. Shiva’s work (2000b and 2002) uncovers the metaphors and the models underlying the so-called modernization of agriculture. This is designed to benefit no one but the western corporations which are pursuing it. This process parallels one already far developed in Europe (Trampe 2001). Shiva’s approach can be read on two levels. First we have the factual, objective analysis of how rural traditions in India are being dismantled and the call to resist physically and politically. Then, on the meta-analytical level, Shiva critically delineates how the myths associated with neo-liberal projects and ‘solutions’ are being formulated. From a critical discourse analytical standpoint it is significant to note that Shiva is a discerning observer of how language is employed in this process. As Shiva (2000a) says: “The global free trade economy has become a threat to sustainability and the very survival of the poor and other species is at stake not just as a side effect or as an exception but in a systemic way through a restructuring of our worldview at the most fundamental level. Sustainability, sharing and survival is being economically outlawed in the name of market competitiveness and market efficiency.”

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Seite 6

Modality, Ecology, Metaphor

Abstract

This essay presents an aspect of our way of dealing with the dialectical relationship between the two phenomena “Ecology” and “Metaphor”. For practical reason we limit our approach to a semantic dimension of the problematics. Our tradition regards metaphor and analogy both as conceptual activities and patterns as well as pre-conceptual and aconceptual capacities of mode of thinking, talking and acting.

Section 1 introduces our concept of ecology, namely as a philosophy-science of and for a living universe, a conscious nature, and many intelligent realities. Our view of ecology offers a new scientific paradigm, because it implies a non-dualistic, non-reductionist, non-causal, and a-causal description of nature, society, and persons. Via a dialectical interpretation of Bell’s theorem we transfer these insights to the fields of communication and dialogue.

Section 2 continues the exposition of our concept of a dialogue in a praxis. An implication of these concepts is the concept modality, i.e. our ways of relating to the praxis and the dialogue. We distinguish between a ground mood of modality and a particular mood of modality. The dialogical modality is actually an expression of the interference between persons’ and situations’ undercurrents, i.e. streams of consciousness with waves of feelings, cognitions, and volitions. Centrally in our theory of undercurrents stands the idea and reality of empathy. We discuss these concepts in relation to semantics, by formulating a new semantic matrix.

Section 3 unfolds our conception of metaphor-analogy. Both imply trans­ferences of similarities and differences in and between mental models. If the mental models belong to different categories, we term the transference metaphor; do they belong to the same category, we term it analogy. The former implies a novum in the mental transference, and from a survival point of view it works differently than the latter. Metaphor is involved when individualities, species and environments change qualitatively, analogy when they change quantitatively.

We end our essay in Section 4 by formulating our preliminary conclusion and some invitations for further discussions.

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Seite 30

Misteln, Wälder und Frösche: Über Metaphern in der Wissenschaft

Abstract

Beginning with a personal experience, the article argues for the conviction that there is only one interesting question concerning the use of metaphors in science: whether they are good or bad metaphors. Good metaphors have a creative impact on our thinking and offer new paths for understanding or research; however, their use within a scientific community often requires courage. Bad metaphors hamper our insights by distorted or wrong images but they are nevertheless often used by generations of scientists. Three examples from the context of Evolutionary Cultural Ecology are discussed in some detail: metaphors for the concept of culture, the meaning of Bateson‘s term „ecology of mind“, and the notions behind our conceptions of boundaries or limits.

Nach einer persönlichen Erfahrung, die zu Beginn des Aufsatzes mitgeteilt wird, wird dafür argumentiert, dass es nur eine Frage gibt, welche in bezug auf die Verwendung von Metaphern in der Wissenschaft wirklich interessant ist: die Frage, ob es gute oder schlechte Metaphern sind. Gute Metaphern haben eine kreative Funktion für unser Denken und eröffnen dem Verstehen oder der Forschung neue Pfade. Allerdings verlangt ihre Verwendung in einer scientific community nicht selten Mut. Schlechte Metaphern behindern unser Verstehen mit schiefen oder falschen Bildern, doch reichen sie Wissenschaftler gleichwohl oft von Generation zu Generation weiter. Drei Beispiele aus dem Zusammenhang der Evolutionären Kulturökologie werden etwas ausführlicher diskutiert: Metaphern für Kultur, die Bedeutung von Batesons Redeweise von einer „Ökologie des Geistes“ und die Ideen, die wir mit unseren Konzepten von einer Grenze verbinden.

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Seite 45

Shifting Identities: The Metaphorics of Nature-Culture Dualism in Western and Basque Models of Self

Abstract

The paper is divided into two major parts, preceded by a short introduction. The first section consists of a theoretical discussion that examines the role of the dualist model and its accompanying dichotomous metaphorics in the development of Western ontology, epistemology, and personhood with particular emphasis on the nature/culture and body/mind dyads along with the role played by them as ‘root metaphors’. This section also explores the notion of ‘relational epistemology’, van Dijk’s (2002) Common Ground and Habermas’s (1994) Lebenswelt. The second section of the study deals with the way certain Basque conceptual frames of reference relating to personhood are undergoing change and reorganisation in Euskara, the Basque language, under the influence of the Western modernist model. The goal of the paper is to demonstrate the role that metaphor studies in cognitive linguistics could play in increasing awareness of the linguistically embedded character of this Western ontology ─ the manner in which these habits of thought are deeply imprinted in language. In short, the Western ontology with its nature/culture dichotomy is rendered visible and even exotic, that is, from the perspective of these non-Western relational epistemologies.

Der vorliegende Beitrag besteht aus zwei Hauptteilen, denen eine kurze Einführung vorangestellt wird. Im ersten Abschnitt wird im Rahmen theoretischer Überlegungen die Rolle beschrieben, welche das dualistische Modell und die damit einhergehende dichotomische Metaphorik bei der Entwicklung der westlichen Ontologie, Epistemologie und Persönlichkeit (personhood) spielen, wobei den Dichotomien ‘Natur/Kultur’ und ‘Körper/Geist’ sowie der von diesen übernommenen Funktion als Basismetapher (root-metaphor) eine besondere Beachtung zukommen soll. Des Weiteren werden in diesem Abschnitt die Begriffe der ‘relationalen Epistemologie’, van Dijks (2002) Common Ground und Habermas’ (1994) Lebenswelt erläutert. Im zweiten Abschnitt wird dargelegt, wie gewisse baskische conceptual frames bezüglich der Persönlichkeit (personhood) im Euskara, der baskischen Sprache, aufgrund des Einflusses westlicher modernistischer Modelle einem Wandel und einer Neuordnung unterworfen sind. Ziel der Studie ist es, die Rolle aufzuzeigen, die die kognitiv-linguistische Metaphernforschung einnehmen kann, um das Bewusstsein zu schärfen für die sprachliche Einbettung der westlichen Ontologie sowie für die Art und Weise, wie diese Denkgewohnheiten (habits of thought) in der Sprache verankert sind. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die westliche Ontologie mit ihrer ‘Natur/Kultur’-Dichotomie dort sehr deutlich zum Vorschein kommt und geradezu exotisch erscheint; letzteres insbesondere aus der Perspektive der nicht-westlichen relationalen Epistemologien.

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Seite 66

Vom "Waldsterben" zu "Geiz ist geil": Figurativer Sprachgebrauch im Paradigmenwechsel von der ökologischen zur ökonomischen Handlungsmotivation

Abstract

In den achtziger Jahren sollte der Wald gerettet werden. Im Jahre 2003 gilt: 'Geiz ist geil'. Was verbindet den Diskurs um das 'Waldsterben' mit einem neuzeitlichen Werbeslogan oder stehen beide für entgegengesetzte Ideologien bzw. Wertevorstellungen? Beide Repräsentationen rekurrieren vordergründig auf das Schema '(Ressourcen)-Sparen ist gut' und tragen appellative Funktionen. Durch die Dekonstruktion dieser Gemeinsamkeiten soll jedoch gezeigt werden, wie beide Diskurse für unterschiedliche Handlungsmuster stehen. Anhand quantitativer und qualitativer Analysen authentischen Datenmaterials werden die unterschiedlichen metaphorischen Erweiterungen beider sprachlichen Repräsentationen bewertet, um Antworten darauf zu finden, welche Motivationsmuster schließlich im Sinne einer ökologischen Nachhaltigkeit die erfolgreicheren sind.

We investigate two metaphorical representations which on the surface seem to be linked by the common schema of 'saving resources is virtuous'. Use of the expression 'Waldsterben' ('dying' of the forests) was intended to motivate people to save energy and was strongly linked to notions of sacrifice. The expression 'Geiz ist geil' (stinginess is here combined with an adjective of strong positive value) exploits and further construes a zeitgeist of saving personal resources while still enjoying consumption. We argue that such an ego-centered motivation seems to be a more effective catalyst for the apparently inevitable economic growth to be directed towards a more ecologically sustainable development.

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Seite 97

Tracking the Fate of the Metaphor Silent Spring in British Environmental Discourse: Towards an Evolutionary Theory of Metaphor

Abstract

The images and metaphors used in debates about the risks and benefits associated with cloning, genetically modified (GM) food and genomics have been relatively well researched. There have been less detailed studies of the metaphors and images used in the debate about agriculture and the environment. To fill this gap this article will explore how the 1960s book and the metaphor silent spring (Carson 1962) were rhetorically and politically exploited in British environmental, ecological and agricultural discourses between 1998 (a date that coincides with the height of the debate over cloning and GM food) and 2002 (a date that coincides with the height of the debate over the human genome, as well as the debate over sustainable agriculture). The first part of this article will be devoted to discussing the significance of silent spring in its past and present political, scientific and literary contexts. The second part will analyse the rhetorical and argumentative uses made of silent spring in British broadsheets and scientific journals in three types of debates: the debate about pesticides and their threats to birds and humans (where environmental and agricultural discourses intersect); the debate about GM food (where genetic, agricultural and environmental discourses intersect); and the debate about foot and mouth disease (where agricultural and environmental discourses intersect). This article closes with an appeal for an ecological study of metaphor.

Die Bilder und Metaphern, die in Debatten um die Risiken und Vorteile des Klonens, von genetisch modifizierten Nahrungsmitteln und der Genomik verwendet werden, sind relativ gut erforscht. Weniger gut erforscht sind die Metaphern und Bilder, die in Debatten um die Landwirtschaft und die Umwelt benutzt werden. Um diese Lücke aufzufüllen, wird dieser Artikel analysieren, wie das Buch und die Metapher ‘der stumme Frühling’ (Carson 1962) rhetorisch und politisch in Großbritannien in Debatten um die Umwelt, Ökologie und Landwirtschaft verwendet wurden, und dies zwischen 1998 (als die Debatte um genetisch modifizierte Nahrungsmittel ihren Höhepunkt erreichte) und 2002 (als die Debatte um das menschliche Genom und um umweltverträgliche Landwirtschaft ihren Höhepunkt erreichte). Der erste Teil dieses Artikels situiert die Metapher ‘stummer Frühling’ im  politischen, wissenschaftlichen und literarischen Kontext der 60er und 90er Jahre. Der zweite Teil ist der Analyse des Gebrauchs dieser Metapher in britischen Tageszeitungen und wissenschaftlichen Zeitschriften gewidmet und erforscht diese Verwendung in drei Arten von Debatten: die Debatte um die Pestizide und um die mit Pestiziden verwundenen Gefahren für die Vogelwelt, die Umwelt und die Menschen (hier kreuzen sich Umwelt- und landwirtschaftliche Diskurse); die Debatte um genetisch modifizierte Nahrungsmittel (hier kreuzen sich Diskurse um die Genetik, Umwelt und Landwirtschaft); und die Debatte um Maul- und Klauenseuche (hier kreuzen sich Umwelt- und landwirtschaftliche Diskurse). Der Artikel endet mit einem Appell für eine ökologische Analyse der Metaphern.

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Seite 115

Sprache und Metapher in der Konzeption historischer Semiotik und psychologischer Ökologie

Abstract

In 1764 the philosopher and natural scientist Johann Heinrich Lambert described metaphor as an indispensable and constitutive element of any sophisticated language. Furthermore he emphasized a communicative function: communication and understanding of abstract matters depend on the use of metaphors in speaking and writing, which helps to avoid a superfluous “verbal battle” (Semiotik, §§ 342-344). Thus Lambert refers his distinction of the “corporal world” and the “intellectual world” implying the difference of “outer perception” or the perception of concrete things and “inner perceptions”, which induces the idea of abstract and unvisible things.

The problems of communication under these circumstances of inner and outer perceptions are being discussed further since. The relations of psyche and environment (Willy Hellpach), inner and outer experience (Max Scheler, Hellmuth Plessner) are explored in the conceptions of a psychologically committed ecology and in philosophical anthropology. The succeding reflection of conditions, opportunities and limits of verbal understanding replaces the speaker focussing perspective of expression by an analysis of the dimension of appeal concentrating on the hearer. The metaphor is here considered from the viewpoint of its function as guarantee of understanding (Gerold Ungeheuer). This is the historical and systematical background of this paper, which considers social and cultural aspects as environment of verbal behavior and verbal acting.

 

Bereits 1764 hat der Philosoph und Naturforscher Johann Heinrich Lambert nicht nur betont, dass die Metapher unverzichtbarer und konstitutiver Bestandteil einer hoch entwickelten Sprache sei, sondern auch deren kommunikative Leistung hervorgehoben: die Metapher erlaube es, in der Bezugnahme auf abstrakte Gegenstände einander verständlich zu bleiben und insofern überflüssige “Wortstreite” zu vermeiden (Semiotik, §§ 342-344). Grundlage dieser Einschätzung Lamberts ist sein Entwurf der Unterscheidung von “Körperwelt” und “Intellektualwelt”, demzufolge “äußerliche Empfindungen”, das heißt die Wahrnehmung des Konkreten, abzutrennen sind von “inneren Empfindungen”, die sich auf die Vorstellung abstrakter und unsichtbarer Dinge beziehen (Alethiologie, § 46).

Die Problematik von Kommunikation unter derartigen Innen- und Außenorientierungen bleibt im 20. Jahrhundert und bis in die unmittelbare Gegenwart thematisch. Im Horizont psychologisch orientierter Ökologie und philosophischer Anthropologie steht die Frage des Verhältnisses von Psyche und Umwelt (Willy Hellpach, Sozialpsychologie in erster Auflage 1933 und erneut 1946), inneren und äußeren Erfahrungen (Max Scheler, Helmuth Plessner) im Zentrum der Aufmerksamkeit. In der hier anknüpfenden Reflexion von Bedingungen, Möglichkeiten und Grenzen sprachlicher Verständigung wird die auf den Sprecher fokussierte Ausdrucksperspektive durch eine hörerseitig konzentrierte Eindrucksorientierung abgelöst und der Metapher wiederum verständigungssichernde Funktionen zuerkannt (Gerold Ungeheuer). Vor dem dargelegten theoretischen Hintergrund soll die Bedeutung skizziert werden, die sozialen und kulturellen Aspekten von Umwelt für das Sprachverhalten und ‑handeln zugewiesen werden kann.

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Seite 141