Brown, Michael P. (2000), Closet space - Geographies of Metaphor from the Body to the Globe, Routledge, London
Michael P. Brown (2000). Closet Space. Geographies of Metaphor from the Body to the Globe. London/New York, Routledge, 170 S.
Martin Döring (doering@metaphorik.de)
Das Buch von Michael P. Brown Closet Space ist ein bemerkenswerter Beitrag zur Verbindung von Metaphern- und Geschlechterforschung. Ausgehend vom Lexem Closet, das übersetzt entweder ‚Wandschrank’ oder ‚Abort’ bedeutet, führt er dem Leser dessen metaphorische und nicht metaphorische Ebenen im schwulen und lesbischen Diskurs vor Augen. Closet ist eine Raummetapher, die den abgeschlossenen Ort bezeichnet, in dem sich abseits der Heteronormativität schwules und lesbisches Leben in seiner imaginären und gelebten Vielfalt offenbart. Das Lexem bezeichnet also metaphorisch sowohl den mentalen Zustand des marginalisierten In-sich-abgeschlossen-Seins als auch real existierende Orte wie Cafés, Bars, Treffpunkte etc. Erst vor diesem Hintergrund wird die implizite Behälter- oder Raummetaphorik des coming out in seiner politischen Brisanz deutlich, wird doch das vorher Verdeckte nun sichtbar und bietet Angriffspunkte für heteronormative und homophobe Unterdrückung. Ziel des Buches ist es, den Begriff des closet als einen Schnittpunkt zu begreifen, der zwischen realer und metaphorischer Räumlichkeit der Ort ist, an dem Macht, Wissen und Raum zusammentreffen und sich offenbaren. Dies geschieht gekonnt und mit dem Bewusstsein, dass es sich hier im Foucaultschen Sinne (Foucault 1972) vornehmlich um diskursive Praktiken handelt, denen eine wie auch immer geartete prädiskursive Realität abgeht.