Vorwort 18/2010
Metaphern zu analysieren, hilft, die Welt zu erschließen. Metaphern spiegeln vorliegende Konzepte, und auch der Wandel von Vorstellungen spiegelt sich in einem Wandel der Metaphern. Metaphern sind in ihrer Genese durch grundlegende körperliche Erfahrungen geprägt. Das Vorhandensein metaphorischer Ausdrücke erlaubt somit nicht nur Rückschlüsse über die Wahrnehmung unserer Umwelt, sondern zugleich über unser sinnliches Wahrnehmungssystem als solches. Dass Metaphern alltäglich sind, stellt in der Sprachwissenschaft einen weitgehenden Konsens dar. Dass trotz oder auch wegen dieser Alltäglichkeit Metaphern etwa im Fremdsprachenerwerb oder der Übersetzung Herausforderungen darstellen, bleibt davon unberührt.
Die Herausforderungen der Metaphorik etwa im interkulturellen oder zwischensprachlichen Vergleich sind Forschungsfelder, mit denen sich in den letzten Jahren gerade in Beiträgen von metaphorik.de zahlreiche Autorinnen und Autoren auseinandergesetzt haben.
Auch in der nun vorliegenden achtzehnten Ausgabe von metaphorik.de spiegeln sich die vorherrschenden Tendenzen der Metaphernforschung. Denis Jamet thematisiert einen Bereich, der in den letzten 15 Jahren zahlreiche Forschungsbeiträge hervorgebracht hat: die Metaphern des Internets. Dabei diagnostiziert er in einer mikrodiachronischen Studie, wie sich mit dem Wandel des Internets zu einem Instrument der Alltagskommunikation auch die metaphorischen Konzepte ändern. Mit dem Medienwandel ist somit auch ein Metaphernwandel verbunden. Corinna Koch analysiert in ihrem fremdsprachendidaktisch ausgerichteten Beitrag die Rolle lexikalisierter Metaphern im Fremdsprachenunterricht. Metaphernkompetenz ist eine Schlüsselqualifikation für Fremdsprachenlerner. Trotz der kulturellen Nähe zwischen Ausgangs- und Zielsprache stellen häufig gerade die alltäglichen lexikalisierten Metaphern besondere Schwierigkeiten dar, zumal wenn die Metaphorizität unterschiedlich intensiv wahrgenommen wird. Julia Salzinger schließlich thematisiert in einer komplementären Studie zum Deutschen und Englischen, wie Adjektive der Sinneswahrnehmung geeignet sind zur Ausformung synästhetischer Metaphernnetze. Neben konvergierenden Tendenzen v.a. hinsichtlich des Grundprinzips der Projektionen von einer Sinneswahrnehmung auf eine andere sind auch deutliche zwischensprachliche Unterschiede hinsichtlich des metaphorischen Potenzials einzelner Adjektive festzuhalten.
In zwei Rezensionen werden zwei aktuelle Publikationen zur Metaphernforschung besprochen. Zum einen würdigt Charo Herrero den von Annette Endruschat und Martina Emsel herausgegebenen Sammelband zur Metapher und Übersetzung, eine der ersten spanischsprachigen Publikationen auf diesem Gebiet. Zum anderen bespricht Katrin Mutz die von Helge Skirl und Monika Schwarz-Friesel verfasste Einführung in die Metapher.
Unser Dank gilt neben den Autorinnen und Autoren einmal mehr dem Saarbrücker Team Kerstin Sterkel, Tanja Oberhauser und Katharina Leonhardt sowie Julia Richter in Essen. Den Lesern von metaphorik.de danken wir für das anhaltende Interesse an den hier thematisierten Fragestellungen sowie für zahlreiche Anregungen und Kritik. Mit den besten Wünschen für die zweite Jahreshälfte 2010 freuen wir uns auf weitere produktive Zusammenarbeit!
Essen, im Juli 2010
Hildegard Clarenz-Löhnert
Martin Döring
Klaus Gabriel
Olaf Jäkel
Katrin Mutz
Dietmar Osthus
Claudia Polzin-Haumann
Judith Visser
English
Analysing metaphors helps to open windows onto the world. Metaphors mirror concepts, and changes in conceptualisation are often mirrored in changing metaphors. Many metaphors have their origin in basic bodily experiences. The existence of metaphorical expressions therefore does not only allow conclusions to be drawn about how we perceive our environment, but at the same time, about our system of sensual perception as such. That metaphors are ubiquitous is a view shared by most researchers in linguistics. But despite of, or maybe even due to this ubiquity, however, metaphors may pose a challenge in foreign language learning as well as in translation. The challenges of metaphor in intercultural or interlingual comparison constitute fields of research that have been tackled by an impressive number of authors in their contributions to metaphorik.de over the years.
This present issue number eighteen of metaphorik.de, too, mirrors the prevalent tendencies in metaphor research. Denis Jamet focuses on an area which has given rise to numerous research contributions over the last fifteen years: metaphors of the internet. In his microdiachronic study the author investigates how the change of the internet into an instrument of everyday communication has brought about a change of metaphorical concepts. Changes of media thus may result in changes of metaphors. In her contribution to L2 acquisition research, Corinna Koch analyses the role of lexicalised metaphors in foreign language teaching. Metaphorical competence is a key qualification for any learner of a foreign language. Despite the cultural closeness between source and target language, it is those everyday lexicalised metaphors which often cause particular difficulties, especially if their metaphoricity is perceived in different degrees. Finally, in her complementary investigation of German and English, Julia Salzinger picks out as her central theme, how adjectives of sensual perception are apt to create networks of synaesthetic metaphors. In addition to converging tendencies concerning in particular the basic principle of projections from one type of sensual perception to another, this study brings out clear interlingual differences concerning the metaphorical potential of certain adjectives.
In two reviews, two recent publications on metaphor research are discussed. First, Charo Herrero reviews a volume on metaphor and translation edited by Annette Endruschat and Martina Emsel, one of the first publications in Spanish concerning this field. Then, Katrin Mutz reviews the introduction to metaphor authored by Helge Skirl and Monika Schwarz-Friesel.
Our thanks are due to the authors, but also to the Saarbrücken team of Kerstin Sterkel, Tanja Oberhauser and Katharina Leonhardt, as well as to Julia Richter in Essen. We thank the readers of metaphorik.de for their unflagging interest in those issues raised here, and for numerous suggestions as well as criticism.
With our best wishes for the second half of 2010, we are looking forward to further productive cooperation!
Essen, July 2010
Hildegard Clarenz-Löhnert
Martin Döring
Klaus Gabriel
Olaf Jäkel
Katrin Mutz
Dietmar Osthus
Claudia Polzin-Haumann
Judith Visser