Geschlechtermetaphorik in Fériel Assimas Roman
Rhoulem ou le sexe des anges
Annegret Richter, Universität Leipzig (annegret.richter@uni-leipzig.de)
Abstract
Der Roman Rhoulem ou le sexe des anges spielt im Kontext des algerischen Bürgerkriegs während
der sog. décennie noire der 1990er Jahre. Der Text problematisiert aber eine über den Bürgerkrieg
hinausgehende Kultur der Gewalt, die durch Geschlechtermetaphern vermittelt wird. Diese
beziehen sich einerseits auf den Protagonisten Rhoulem, der intergeschlechtlich ist, das heißt
zugleich männliche und weibliche Geschlechtsmerkmale hat und daher nicht eindeutig einem
Geschlecht zugeordnet werden kann. Darüber hinaus werden auch Männlichkeit und
Weiblichkeit metaphorisch dargestellt. Der Roman stellt Geschlecht vor allem mit negativen
Tier- und Objektmetaphern dar. Intergeschlechtlichkeit als Abweichung vom Zweigeschlechtersystem
wird dabei nicht als eigene Geschlechtsidentität festgeschrieben, sondern im Rahmen
von Sprachlosigkeit, Feminisierung und Dehumanisierung konzipiert. Der Titel des Romans
drückt diese Sprachlosigkeit aus: nicht Rhoulems Intergeschlechtlichkeit findet sich dort wieder,
sondern diese wird als Geschlechtslosigkeit analog zu der der Engel bezeichnet. Die Analyse der
Geschlechtermetaphorik wird verknüpft mit Connells Konzept der hegemonialen Männlichkeit.
Mit diesem Konzept kann die Hierarchie der Geschlechter als gesellschaftliches Strukturprinzip
analysiert werden, das das Potential einer Person, Opfer von Gewalt zu werden, koordiniert.
Verletzbarkeit ist in diesem Roman an eine weibliche soziale Position (unabhängig vom
Geschlecht der Person) gebunden und beinhaltet das Potential der Dehumanisierung, die
schließlich den Tod des Protagonisten zur Folge hat.
The novel Rhoulem ou le sexe des anges is set in the context of the Algerian civil war during the socalled
décennie noire of the 1990s. The text, however, raises the problem of a culture of violence
that goes beyond the civil war and is conveyed through gender metaphors. These relate on the
one hand to the protagonist Rhoulem, who is intersexual, i.e. has both male and female
characteristics and therefore cannot be clearly assigned to one gender. In addition, masculinity
and femininity are also metaphorically represented. The novel depicts gender above all with
negative animal and object metaphors. Intersexuality as a deviation from the gender binary
cannot be defined as a separate gender identity, but is conceived within the framework of
speechlessness, feminisation and dehumanisation. The title of the novel expresses this
speechlessness: it does not express Rhoulem’s intersexuality, but it is captured in terms of an
absence of gender analogous to that of angels. The analysis of gender metaphors is linked to
Connell’s concept of hegemonic masculinity. This concept allows the gender hierarchy to be
analysed as a social structural principle that coordinates the potential of a person to become a
victim of violence. Vulnerability in this novel is tied to a female social position (independent of
the gender of the person) and contains the potential of dehumanization that ultimately results in
the death of the protagonist.
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1. Vorstellung des Textes
Fériel Assimas Roman Rhoulem ou le sexe des anges, veröffentlicht 1995, erzählt die
Geschichte von Rhoulem, einer Figur, die nicht eindeutig dem männlichen oder
weiblichen Geschlecht zugeordnet werden kann,1 jedoch als Junge aufgezogen
wird. 2 Bereits der Name Rhoulem verweist auf den prekären Status dieser
Männlichkeit, wie zu zeigen sein wird. Der Roman spielt im Algerien der 1990er
Jahre. Die politischen Konflikte und der Bürgerkrieg der sog. décennie noire3 treten
nur vereinzelt in den Vordergrund der Handlung, sind aber über Andeutungen
stets präsent. Damit erzählt der Text – aus einer homodiegetischen Perspektive –
nicht nur vom individuellen Schicksal des Protagonisten, sondern vermittelt
darüber hinaus auch das Klima der Gewalt und deren Auswirkungen auf die
algerische Bevölkerung.
1 Es gibt unterschiedliche Begriffe, um das Vorliegen von Merkmalen beider Geschlechter zu
bezeichnen, wobei Hermaphroditismus, Intergeschlechtlichkeit und Intersexualität heute am
häufigsten sind. Das Wort Hermaphroditismus geht auf den antiken Mythos des Hermaphroditos
zurück, dem Sohn der Götter Hermes und Aphrodite. Seit den 2000er Jahren werden auch
die Begriffe Intersexualität und Intergeschlechtlichkeit verwendet.
2 Da es im Deutschen derzeit noch keine allgemein akzeptierten eigenen Formen zur Bezeichnung
intergeschlechtlicher Personen gibt, folgt der Artikel dem Sprachgebrauch des
Romans und verwendet für Rhoulem das grammatische Maskulinum.
3 Der Bürgerkrieg begann Ende 1991, als die Regierung den zu erwartenden Wahlsieg der 1989
gegründeten islamistischen Partei FIS (Front islamique du salut) nicht akzeptierte und die Wahl
annullierte. Diesem Konflikt waren jedoch Jahre der Fehlwirtschaft und in der Folge eine
Zunahme der Armut und der sozialen Spannungen bei gleichzeitigem Bevölkerungszuwachs
vorangegangen (cf. Evans/Phillips 2007: 106f.). Demonstrationen gegen die Regierung und
soziale Unruhen wurden blutig niedergeschlagen (z.B. Oktober-Unruhen von 1988, cf. Evans/
Phillips 2007: 102-106). Hauptkonfliktparteien des Bürgerkrieges waren der Staat, die FIS und
die GIA (Groupes islamiques armés), allerdings kam es mit der Zeit zu einer Zersplitterung der
Akteure (z.B. Privatmilizen, Guerillaeinheiten, Untergrund- und Terrorgruppen) und zu einer
zunehmenden Bewaffnung der Bevölkerung (Schmid 2005: 211-214). Kennzeichnend für den
Bürgerkrieg waren nicht nur Folter, Vergewaltigungen und Morde durch die verschiedenen
Akteure, sondern auch Verschleierungsstrategien bezüglich der Identität der Angreifer (cf.
Schmid 2005: 215). Seit Mitte der 90er Jahre kam es zu zahlreichen Massakern gegen die Zivilbevölkerung,
die von unterschiedlichen Gruppen verübt wurden. Erst 1999/2000, nach der
Wahl Bouteflikas zum Präsidenten, flaute der Bürgerkrieg ab. Intellektuelle und Schriftsteller
waren eine der Zielgruppen der terroristischen Gruppen des Bürgerkriegs, weshalb laut
Schneider (1998) Fériel Assima unter Pseudonym schreibt und sich dadurch den Freiraum verschafft,
die Desintegration der algerischen Gesellschaft in ihrer Brutalität und Aussichtslosigkeit
zu schildern (cf. Schneider 1998).
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Ich möchte kurz auf einige zentrale Aspekte der Romanhandlung eingehen, um
den Kontext verständlich zu machen, in dem die Metaphern eingesetzt werden.
Der Protagonist Rhoulem erfährt im Verlauf seines Lebens massive Diskriminierung
und Gewalt. Geboren in eine arme Familie in der Gegend von Oran,
wird er im Alter von 14 Jahren von seiner Mutter in einer Näherei bei Oran
abgegeben, deren – anonyme – Leiterin (zugleich die Erzählerin des Romans) ihm
Lesen und Schreiben beibringt und ihn später zu ihrem Assistenten macht.
Rhoulem träumt davon, in Algier ein Nähwarengeschäft zu eröffnen. Aus
Geldmangel muss sich Rhoulem jedoch prostituieren, bis ein Bekannter eine
Arbeitsstelle in Algier vermittelt. Unmittelbar nach seiner Ankunft wird Rhoulem
von seinem zukünftigen Chef, dem „commandant“, gefoltert und vergewaltigt
und schließlich unter sklavenähnlichen Bedingungen als Tänzer in einem Nachtclub
eingesetzt. Ein Akt der Rebellion gegen diese Umstände führt zur Ermordung
Rhoulems.
2. Geschlechtermetaphorik
Die Romananalyse konzentriert sich auf die Untersuchung der Geschlechtermetaphorik,
da das Geschlecht im Text als zentrales Strukturprinzip fungiert, das
soziale Hierarchien koordiniert. Metaphern werden von Lakoff/Johnson (72011:
13) ganz allgemein als das Verständnis eines Konzeptes in Begriffen eines
anderen Konzeptes definiert. Zwischen den beiden Konzepten des source domain
(Quellbereich) und target domain (Zielbereich) muss keine Ähnlichkeit bestehen;
diese wird vielmehr in kulturspezifischer Weise metaphorisch hergestellt
(Lakoff/Johnson 72011: 177). Darüber hinaus wird ein Konzept nicht vollständig,
sondern nur partiell in den Begriffen eines anderen verstanden (Lakoff/Johnson
72011: 17-19). Die Autoren untersuchen dezidiert nicht-poetische Aussagen auf
ihren metaphorischen Gehalt, um zu zeigen, dass Metaphern nicht auf Literatur
beschränkt sind, sondern das menschliche Denken strukturieren (Lakoff/Johnson
72011: 11). Metaphern haben laut Lakoff/Johnson (72011: 179) die soziale
Funktion, Realitäten zu schaffen, an denen Menschen ihr Handeln orientieren,
was ähnlich einer self-fulfilling prophecy die Fähigkeit der Metapher verstärke,
menschliche Erfahrung kohärent zu machen. Lakoffs und Johnsons Konzept der
Metapher kann jedoch auch für literaturwissenschaftliche Analysen herangemetaphorik.
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zogen werden, wenn es um die Frage geht, welche kognitiven Konzepte der
Konstruktion der fiktionalen Welt des literarischen Textes zugrunde liegen.
Die Untersuchung der Geschlechtermetaphorik im Roman greift außerdem auf
die theoretischen Konzepte der Heteronormativität und der hegemonialen Männlichkeit
zurück. Heteronormativität bezeichnet eine soziale Norm, die auf einem
binären Geschlechtermodell basiert, in dem das anatomische mit dem sozialen
Geschlecht übereinstimmt und sexuelles Begehren ausschließlich gegengeschlechtlich
erfolgt. Abweichungen von dieser Norm, etwa ein uneindeutiges
anatomisches Geschlecht (Intergeschlechtlichkeit), die Nichtübereinstimmung
von anatomischem und sozialem Geschlecht (Transsexualismus oder Transgender)
oder nicht-heterosexuelles Begehren wurden und werden in unterschiedlichem
Maße pathologisiert und sozial stigmatisiert. Wagenknecht definiert
Heteronormativität als ein Prinzip, das nicht nur „Menschen in die Form zweier
körperlich und sozial klar voneinander unterschiedener Geschlechter [drängt]”,
sondern auch normative Annahmen über ‘gesunde’ Körperlichkeit produziert
und „als apriorische Kategorie des Verstehens fungiert”, wodurch alles, was ihr
nicht entspricht, diskriminiert und ausgelöscht werde (Wagenknecht 2007: 17).
Das Konzept der Heteronormativität erfasst aber weder die Hierarchie zwischen
den Geschlechtern noch soziale Unterschiede innerhalb eines Geschlechts. Das
Konzept der hegemonialen Männlichkeit setzt an diesen Leerstellen an. Hegemoniale
Männlichkeit bezeichnet eine soziale Dynamik, die Beziehungen von
Herrschaft und Unterordnung nicht nur zwischen Männern und Frauen herstellt,
sondern allgemein zwischen dominanten Männern und anderen Geschlechtsidentitäten,
darunter Frauen, nicht-binären Identitäten, aber auch untergeordneten
Formen von Männlichkeit (cf. Connell 2015: 130-131). Diese untergeordneten
Identitäten werden in der Gesellschaft oft als weiblich oder
‘verweiblicht’ wahrgenommen, was bedeutet, dass sich maskulin und feminin
nicht wirklich auf Geschlechtsidentitäten bezieht, sondern eher auf soziale
Positionen innerhalb einer geschlechtlich konditionierten Machtstruktur. Das
Konzept von Connell berücksichtigt somit spezifisch die Geschlechterverhältnisse
zwischen Männern (2015: 131). Männlichkeit ist hier keine Neuformulierung
eines ahistorisch biologisierten Patriarchatsbegriffs, vielmehr geht
es um historisch formierte und kulturell spezifische Herrschaftsstrategien einer
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Gruppe gegenüber einer anderen (2015: 130-131). Diese Strategien basieren
sowohl auf sozialer Interaktion als auch auf einem normativen Ideal, das nur von
wenigen Männern voll verwirklicht werden kann, aber dennoch „die gesellschaftlich
akzeptierte Art, ein Mann zu sein” definiert. Somit zwingt dieses
Konzept alle Männer dazu, sich selbst (affirmativ oder kritisch) zu diesem Ideal
zu relationieren (cf. Meuser 2009: 162).
In der Analyse der Geschlechtermetaphorik soll herausgearbeitet werden, mittels
welcher Quellbereiche Geschlecht repräsentiert wird, um daraus das Verhältnis
von Männlichkeiten (hegemonial und nichthegemonial), Weiblichkeit und Intergeschlechtlichkeit
abzuleiten. Es soll gezeigt werden, inwiefern dem Roman
metaphorisch einerseits ein heteronormatives Verständnis von Geschlecht zugrunde
liegt, da die Intelligibilität des Geschlechts die Vorbedingung sozialer
Kategorisierung des Menschen ist. Darüber hinaus soll jedoch auch gezeigt
werden, dass sich im Roman nicht zwei komplementäre Geschlechterpositionen
gegenüberstehen, sondern dass der Roman eine absteigende Hierarchie von Geschlechtern
darstellt, wobei hegemoniale Männlichkeit eine übergeordnete
Position einnimmt und sich nicht nur von Weiblichkeit und Intergeschlechtlichkeit,
sondern auch von subalternen Formen der Männlichkeit abgrenzt.
Metaphern bezüglich Intergeschlechtlichkeit, Weiblichkeit und Männlichkeit im
Roman lassen sich anhand ihrer zugrundeliegenden Quellbereiche in vier
Gruppen gliedern: Objekt-, Tier-, Supranatur- 4 und Sozialstrukturmetaphern.
Intergeschlechtlichkeit wird dabei im Roman nicht als eigene Geschlechtskategorie
erfasst, sondern als Formlosigkeit bzw. Geschlechtslosigkeit oder als
‘beschädigte Männlichkeit’ bzw. Feminisierung.
4 Als der Supranatur zugehörig bezeichne ich Wesen, die dem Bereich des Übernatürlichen
entstammen, wie z.B. Gott, Teufel, Totengeister, Rachegöttinnen u.a.
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2.1 Metaphorisierung von Intergeschlechtlichkeit
Der Roman beginnt mit der Geburt des Protagonisten und mit der für Mutter
und Hebamme verstörenden Feststellung, dass das Neugeborene sich nicht eindeutig
einem der beiden Geschlechter zuordnen lässt, sondern Merkmale sowohl
des männlichen als auch des weiblichen Geschlechts aufweist und damit
intergeschlechtlich ist. Daher ergänzen Objektmetaphern die anatomische Beschreibung:
„Les deux sexes semblaient soudés l’un à l’autre et, quand on croyait
en discerner un, on oubliait l’autre; quand on reconnaissait l’autre, la forme en
était si étrange qu’on n’était plus sûr de rien” (Assima 1996: 7). Während die
visuelle Wahrnehmung des Geschlechts Verunsicherung angesichts einer nicht
klar identifizierbaren Anatomie und biologischen Einordnung produziert, ermöglicht
die Metapher des Nähens bzw. der Naht ein erstes sprachliches
Erfassen der Intergeschlechtlichkeit des Neugeborenen. Die Naht macht das
gleichzeitige Vorhandensein männlicher und weiblicher Geschlechtsorgane sichtbar,
aber andererseits verschwimmt an ihr die eindeutige Zuordnung zu einem
der Geschlechter. Die Metapher positioniert also das Kind außerhalb einer
heteronormativen Geschlechtszugehörigkeit, in der Männlichkeit und Weiblichkeit
einander ausschließen. Die Hebamme versucht, eine religiöse Erklärung für
die Intergeschlechtlichkeit des Neugeborenen zu finden: „Dieu n’avait pas eu le
temps d’achever son ouvrage” (Assima 1996: 8). Wenngleich diese Aussage die
Allmacht Gottes schmälert, der nach klassischer Auffassung nicht unter Zeitdruck
stehen dürfte, kann so dennoch Rhoulem als Teil der göttlichen Schöpfung
angesehen werden. Im Übrigen steht die hier aufgerufene Assoziation des
Hermaphroditismus mit einem ‘zu wenig’ (einem unfertigen Geschlecht) im
Kontrast zum vorher aufgerufenen Bild eines ‘zu viel’ durch die Kombination
von Anteilen beider Geschlechter. Die Abweichung vom heteronormativen Ideal
produziert nicht nur Verunsicherung, sondern wird auch in eine widersprüchliche
Bildsprache übersetzt, die zwischen den Polen männlich und
weiblich schwankt, ohne dass eine kohärente ‘dritte’ Position erlangt würde.
Die visuelle Uneindeutigkeit des Geschlechts wird von der Erzählinstanz metaphorisch
nicht nur korrigiert, sondern geradezu überkompensiert. Die Erzählerin
beschreibt das Geschlecht des Neugeborenen metaphorisch als „petite corne
orgueilleuse” (Assima 1996: 7), an die sich jedoch statt Hoden Labia anschließen.
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Ein Organ, bei dem aus der visuellen Wahrnehmung nicht hervorgeht, ob es sich
um einen kleinen Penis oder eine vergrößerte Klitoris handelt, wird nicht nur als
„verge” (ebd.) bezeichnet, sondern auch durch die Metapher des Horns mit
einem klassischen Phallussymbol in Verbindung gebracht.
Die Hebamme folgt, wie die Erzählerin, einem androzentrischen Wahrnehmungsraster,
wenn sie dem Kind trotz offenkundig weiblicher Geschlechtsanteile
das männliche Geschlecht zuweist. Hier wird Männlichkeit in eine
hierarchische Beziehung zu Weiblichkeit gesetzt: „Les deux femmes accablées
considéraient en silence la soudure qui avait ‘gâté’ le fruit de ce petit homme”
(Assima 1996: 7). Die Metapher der Naht dient hier nicht mehr dazu, die
Verbindung beider Geschlechter zu markieren, sondern steht – nachdem erst
einmal das männliche Geschlecht des Kindes festgelegt wurde –, für dessen
Beschädigung durch weibliche Anteile. Die Metapher der verdorbenen Frucht
verdeutlicht, dass Weiblichkeit eine zerstörerische Wirkung auf Männlichkeit hat.
Das weibliche Element wird als Fehlbildung des männlichen Körpers markiert (cf.
Schneider 1998). Intergeschlechtlichkeit erscheint daher als beschädigte Männlichkeit.
5 Dieses Motiv wird im Roman auch an späterer Stelle aufgegriffen, als
der Protagonist in der Näherei von anderen Arbeiterinnen als „homme coupé”
beschimpft wird (Assima 1996: 39).
Die Hebamme ist nicht nur die erste, die das uneindeutige Geschlecht des
Neugeborenen feststellt, sie gibt ihm auch den Namen Rhoulem: „Rhoulem, et
rien d’autre! Avec cette chose qu’il a au milieu des jambes, on ne peut l’appeler
qu’ainsi, et c’est très bien comme ça. Allez! On va pas s’amuser à changer de nom
tous les quarts d’heure!” (Assima 1996: 8). Dieser Name kann ebenfalls als
Metapher gelesen werden. Bei dem Wort Rhoulem, arabisch غلام (ghulām),
handelt es sich um eine Derivation der Grundform غلم (ghalima), die ‘von
Sinnenlust ergriffen sein’ bedeutet. Das Wort غلام (ghulām) bezeichnet einen
5 Die Hebamme ist sich der Prekarität ihrer Geschlechtszuweisung allerdings bewusst, da sie
der Mutter des Babys empfiehlt, „cette chose qu’il a au milieu des jambes” (Assima 1996: 8) zu
verstecken. Das Geschlecht als Ding zu bezeichnen, das nicht zum Körper zu gehören scheint,
weist nicht nur auf die Begriffslosigkeit der Romanfiguren bezüglich Intergeschlechtlichkeit hin,
sondern auf die destabilisierende Wirkung der Abweichungen von Heteronormativität, weshalb
der Text metaphorisch zwischen unterschiedlichen Quellbereichen oszilliert.
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‘Jungen bzw. Jüngling’, aber auch ‘Sklave bzw. Diener’ (cf. Schneider 1998; Wehr
1979: 925). Während die erste Bedeutung auf eine vorübergehende Lebensphase
verweist (Jugend), bezeichnet die zweite Bedeutung eine sozial untergeordnete
Position (Diener), d.h. eine nichtsouveräne bzw. heteronome Form der Männlichkeit.
Damit referiert der Name Rhoulem metaphorisch auf sozialstrukturelle
Aspekte. Zudem sind die Begriffe غلام/غلاميات (ghulāmiyyāt/ghulām) auch in der
klassischen arabischen mujūn-Dichtung (Libertinismus), insbesondere bei Abū
Nuwās (8./9. Jh.), verankert, wo sie für den Topos einer begehrenswerten androgynen
Schönheit von jungen6 männlichen oder weiblichen Dienern bei Hofe
stehen (Lagrange 2000: 1-2).7 Tatsächlich ist auch Rhoulem Objekt der Begierde
für mehrere Figuren des Romans („le commandant“, der Freund Gabi, die
Tänzerin Azria). Rhoulem befindet sich stets in einer subalternen, prekären
Position, denn aufgrund seiner Armut hängt sein Überleben stets vom Wohlwollen
Anderer ab, und er hat nie die Möglichkeit, ein selbstbestimmtes Leben zu
führen. Zusammenfassend betrachtet legt die Hebamme durch die Namensgebung
also Rhoulems Männlichkeit fest und stellt sie zugleich in Frage, indem
sie sie als subalterne Männlichkeit rahmt. Der Name verdeutlicht das Stigma, mit
dem Rhoulem belegt wird.
Dieses Stigma wird am Ende des Romans vom „commandant“ aufgegriffen, der
Rhoulem nach dessen Rebellionsversuch – ein Angriff mit einer zerbrochenen
Flasche – beschimpft und bedroht: „Vous savez que c’est une fillette? Il n’a rien
sous son pagne: ni le poil fin d’une fille, ni le poil dru d’un homme. [...] Dieu ne
lui a même pas fait l’honneur d’être une putain!” (Assima 1996: 153). Auch für
den „commandant“ ist Rhoulems uneindeutige Geschlechtlichkeit (angedeutet
durch die negative Konjunktion „ni… ni…”) ein Mangel an Männlichkeit, aber er
begnügt sich nicht damit, ihn nur als ‘beschädigten Mann’ zu betrachten oder zu
feminisieren. Vielmehr weist er ihm in der sozialen Hierarchie eine Position
6 Bouhdiba (2003: 46) zufolge war das traditionelle islamische Geschlechterverständnis davon
geprägt, die Jugend unabhängig vom tatsächlichen Geschlecht der Person in der Nähe der
Weiblichkeit zu verorten. Junge Männer konnten daher ebenso verführerisch erscheinen wie
Frauen: “La seule vue des jolis garçons passe aux yeux du fiqh pour troublante et terriblement
tentatrice” (ebd.).
7 Rhoulems spätere Arbeit in der Bar greift diese Tradition direkt auf, da er in Frauenkleidern
für das Publikum tanzen muss.
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unterhalb der Prostituierten zu, da er so gesehen ohne Konsequenzen sexuell
ausgebeutet werden kann: „Et sa mère l’a bien nommé, puisque c’est le seul
trésor dont on peut profiter sans avoir à se faire pardonner!” (ebd.). In der
Objektmetapher trésor für das weibliche Geschlecht drückt sich die paradoxe
Position aus, die Rhoulem einnimmt: einerseits werden seine weiblichen Geschlechtsanteile
deutlicher wahrgenommen als die männlichen, während er
andererseits dennoch als – wenn auch beschädigter – Mann adressiert wird.
Die Gäste der Bar, in der Rhoulem arbeitet, bewundern seine androgyne Gestalt
und vergleichen ihn hinsichtlich seiner Fähigkeit, durch den Tanz Objekt ihres
Begehrens zu werden, mit einer Frau: „C’est merveilleux, c’est magnifique… Il a
le bassin étroit… Il danse aussi admirablement qu’une femme. […] Magnifique,
merv... Aïe! qu’est-ce qu’elle nous fait là? Aïe! Je meurs!” (Assima 1996: 103).
Über den reinen Vergleich hinaus kommt es in dieser Passage auch zu einem
Wechsel des Personalpronomens: vom maskulinen il zum femininen elle, der die
Instabilität von Rhoulems Gender verdeutlicht (cf. Schneider 1998). Bei seinen
Auftritten wird Rhoulem mit weiblichen Formen wie „danseuse”, „fille” und mit
der Tiermetapher gazelle (Assima 1996: 103; 104; 151) bezeichnet.8 Die Metapher
hat aber in diesem Zusammenhang nicht nur die Funktion, auf die erotische
Anziehungskraft gerade angesichts geschlechtlicher Ambivalenz hinzuweisen.
Vielmehr steht der Verweis auf die klassische arabische Literaturtradition in
krudem Gegensatz zum Ort der Handlung: einer Spelunke, deren stark
alkoholisierte Gäste die Sängerinnen und Tänzerinnen sexuell beleidigen und
belästigen (cf. Assima 1996: 100-102).
Der „commandant“, welcher Rhoulem nach dessen Revolte bedroht, spricht
dessen Intergeschlechtlichkeit mit einer pejorativen Tiermetapher an: „Écoutez
cet escargot qui voudrait me faire la morale” (Assima 1996: 153). Diese Metapher
wurde nicht nur aufgrund des Hermaphroditismus der Schnecken gewählt, sondern
auch, um Rhoulems Rechtlosigkeit und subalterne Position hervorzuheben,9
8 Der Begriff gazelle (ar. ghazāl غزال ) ist in der klassischen arabischen Literatur als Bezeichnung
für junge, begehrenswerte Männer oder Frauen bekannt; غزل hat darüber hinaus die
Bedeutungen ‘Flirt, Erotik, Liebesdichtung’ (cf. Wehr 1979: 788).
9 Auch das Deutsche kennt die metaphorische Wendung jemanden zur Schnecke machen, allerdings
ohne intergeschlechtliche Konnotation, als Ausdruck für die Erniedrigung einer Person.
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die im weiteren Verlauf des Textes ermöglicht, dass er von den Gehilfen des
„commandant“ ermordet wird.
Rhoulems Tod wird im Roman mehrfach metaphorisch vorweggenommen. Die
Erzählerin bezeichnet Rhoulem während dessen Zeit in der Näherei als Lamm,
dessen Zukunft ungesichert ist und das der Hilfe bedarf: „[l]e plus doux des
agneaux. Qu’est-ce qu’ils vont faire de cet agneau? Si quelqu’un pouvait l’aider”
(Assima 1996: 11). Diese Tiermetapher, entsprechend Rhoulems zugewiesenem
Gender in der maskulinen Form gebraucht, drückt die Unschuld und Hilflosigkeit
Rhoulems aus, kann aber auch, angesichts ihrer christlichen Konnotation, als
Vorwegnahme seines gewaltsamen Todes am Ende des Romans interpretiert
werden. Hassina, Rhoulems Mutter, vergleicht Rhoulem, als sie ihn in seinem 14.
Lebensjahr in der Näherei abgibt, mit einem geschmorten Kaninchen, um zu
betonen, welche Last10 er für sie darstellt, da sie ihn weder in eine Schule noch in
die Armee abgeben kann: „Ce n’était qu’un bout de viande que je chauffais à la
braise, comme un lapin” (Assima 1996: 21). In der Bildsprache der Mutter ist
Rhoulem ein Stück Schmorfleisch, und damit nicht nur ein Tier, sondern ein
getötetes Tier. Sie fasst seine Vorbereitung auf das Erwachsenenleben als ‘in der
Glut schmoren’ auf, als sei es eine Vorbereitung auf das spätere Konsumiertwerden.
Die Metapher kann daher als Anspielung auf Rhoulems spätere Tätigkeit
als Prostituierter und auch auf seinen gewaltsamen Tod gelesen werden. Die
Metapher un bout de viande ist nicht geschlechtlich konnotiert und kann daher
als Metapher für die ‘Geschlechtslosigkeit’ Rhoulems betrachtet werden. Diese
Deutung wird durch die Aussage der Mutter gestützt, dass ihr Kind geschlechtlich
nicht festgelegt sei: „[c]e gosse, tu peux en faire aussi bien une fille comme un
garçon” (Assima 1996: 22).
Als eine Prolepse zu Rhoulems Tod kann auch die folgende Anmerkung der
Erzählerin betrachtet werden, die ihn beobachtet, als er in der Näherei als
„homme coupé” beleidigt wird: „Le visage maigre et blanc, Rhoulem était
semblable à une lémure” (Assima 1996: 39). Lemuren sind bekanntlich in der
römischen Mythologie die Geister von Verstorbenen, die die Unterwelt verlassen
haben und an ihre früheren Wohnorte zurückzukehren, um dort Unheil zu stiften
10 Hassina bezeichnet Rhoulem mit einer Objektmetapher als fardeau (Assima 1996: 12).
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(Nardo 2002: 133). Der noch lebende Rhoulem erscheint der Erzählerin bereits als
einem Toten ähnlich, womit sie – wenngleich weniger herabwürdigend – das von
der Mutter aufgeworfene Bild des im Leben bereits toten Rhoulem komplementiert:
Während die Mutter Rhoulem als toten Körper bezeichnet (viande),
spielt die Erzählerin auf den Geist des Toten an.
Dass Rhoulem gehäuft mit Tier- und Objektmetaphern in Verbindung gebracht
wird, deutet darauf hin, dass er als ein Mensch mit „ungenügend und inadäquat”
vergeschlechtlichtem Körper die „Grenze des Menschlichen” repräsentiert (cf.
Fellner/Hamscha 2009: 41). Heteronormativität ist damit nicht nur an eine
eindeutige Geschlechtszugehörigkeit gebunden und setzt die Geschlechter in ein
hierarchisches Verhältnis, sondern sie produziert ein spezifisches Verständnis
des Menschlichen (Schneider 2009: 340).11
2.2 Metaphorisierung von Weiblichkeit
Metaphorische Ausdrücke für Frauen oder Weiblichkeit basieren vorwiegend auf
den Quellbereichen Tiere und Supranatur und dienen zumeist dazu, negative
Konnotationen zu vermitteln. So werden zu Beginn des Romans die Nachbarinnen,
die Rhoulems Geburt feiern, von der Erzählerin als zu viel tanzende
diablesses, welche wie Tiere beuglaient (Assima 1996: 9), bezeichnet. Sie werden
zudem mit Gänsen und Kühen verglichen, die durch Gefräßigkeit gekennzeichnet
seien: „Elles les ont gavées comme des oies et les plus jeunes se sont
goinfrées comme des génisses” (ibid.). Rhoulems Geburtsfeier wird von Hassina
in erster Linie auf Anraten der Hebamme organisiert, um den Anschein von
Normalität herzustellen. Die Tiermetaphern drücken weniger ein Fehlverhalten
der eingeladenen Frauen aus, für das der Roman keine Anhaltspunkte gibt, als
vielmehr die hohen Kosten, die die sozialen Techniken der Normalisierung, die
11 Wenn Butler (2008) davon spricht, dass „the human being is a differentiating effect of power”,
so weist sie auf das Problem hin, dass unser Verständnis, was menschlich ist und was nicht,
selbst das Ergebnis sozialer Normen sei: „for humanness to become possible – in specific times
and places – depends on certain types of social norms that are involved in the exercise of producing
and ‚de-producing’ humanness” (ibid.). Menschlichkeit ist nach diesem Verständnis an
bestimmte soziale Bedingungen gebunden: „When we ask what the conditions of intelligibility
are by which the human emerges […] we are asking about conditions of intelligibility composed
of norms, of practices, […] without which we cannot think the human at all” (Butler 2001: 621).
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Aufrechterhaltung des Scheins, dass es sich bei Rhoulem um ein ‘normales’ Kind
handele, mit sich bringen. Die Frauen bezeichnen das Kind als „cet ange, ce beau
garçon” (Assima 1996: 9). Das Nomen „garçon” weist zunächst darauf hin, dass
sich die Metapher ange nicht etwa auf geschlechtslose Engel bezieht (anders als
etwa im Titel des Romans), sondern tatsächlich nur auf die Schönheit des Kindes.
Diese Interpretation wird jedoch in der kurz darauffolgenden Hammam-Szene
destabilisiert, als Rhoulem mit seiner Mutter, wie bei einem kleinen Jungen
üblich, in den Frauen-Hammam geht, dort aber die übergriffige Neugierde der
anderen Frauen ertragen muss, die sein Geschlecht betrachten wollen (Assima
1996: 11). Ähnlich wie in der vorangegangenen Szene werden die Frauen metaphorisch
als Furien bezeichnet, um ihr Bedrohungspotential für die Konstruktion
von Rhoulems Männlichkeit auszudrücken: „Ces satanées mégères cherchaient
parfois à le chasser, ou bien elles se lançaient à sa poursuite, dans ces jeux
malsains qui les rendent hystériques” (Assima 1996: 11).
Auch die Tänzerinnen in der Bar, die Angst vor Rhoulems uneindeutiger Geschlechtsposition
haben und ihn daher bedrohen, werden als gefährliche Tiere
metaphorisiert: „les danseuses l’attendaient toutes griffes dehors” (Assima 1996:
79). Mit einer Tiermetapher wird schließlich auch eine Spinnerin in der Näherei
während der bereits erwähnten Beleidigungsszene definiert: „gloussant comme
une pintade” (Assima 1996: 47), womit die Erzählerin verdeutlicht, dass sie die
Arbeiterin nicht ernstnimmt.
Einen wichtigen Aspekt der Metaphorisierung von Weiblichkeit stellen die Bereiche
der Ehe und der Schwangerschaft im Roman dar. In diesem Zusammenhang
muss erwähnt werden, dass eine der Funktionen der Näherei, in der
Rhoulem aufwächst, darin besteht, unehelich schwanger gewordenen Mädchen
ein Obdach zu geben, damit sie und ihre Familien nicht dem sozialen Stigma
ausgesetzt werden, das mit weiblicher außerehelicher Sexualität verbunden ist.
Diese Mädchen werden von ihren Müttern mit äußerst negativen Objekt- und
Tiermetaphern beschrieben: „Cette pourriture a quelque chose de mauvais dans
les fourres” (Assima 1996: 16); „une vraie chienne” (Assima 1996: 16). Die Metaphern
der Fäulnis und der Hündin drücken unmoralisches Verhalten bzw.
mangelnde sexuelle Selbstkontrolle und Enthaltsamkeit aus. Die Metaphorik der
Unreinheit, die der unehelichen Sexualität zugeschrieben wird, greift der Text an
Richter: Geschlechtermetaphorik in Fériel Assimas Roman Rhoulem ou le sexe des anges
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späterer Stelle des Textes erneut auf, als Rhoulems Kollegin Azria die Scheinheiligkeit
und Doppelmoral der Gesellschaft gegenüber ihrem Berufsstand beklagt:
„Nous, on est le côté puant des femmes. Chez elles [i.e. den Ehefrauen der
Männer, die sich in der Tanzbar betrinken], le sexe, c’est propre. Un tamis
d’amour filtre le meilleur” (Assima 1996: 82). Reinheit bzw. Schmutz sind Metaphern
für die soziale Legitimität bzw. tolerierte Illegitimität, das Sieb steht für
die Verleugnung des triebhaften Verhaltens der Männer außerhalb der Ehe bzw.
für den Selbstbetrug, der die Ehe aufrechterhält. Daher ist eine Frau, die heiraten
möchte, für Azria nur „[u]ne chienne”, die „s’apprête à se faire violer” (Assima
1996: 87).
Die Ehe ist im Roman also keineswegs positiv konnotiert. Als eine bereits ältere
Arbeiterin ihre Ansichten über die Ehe kundtut, kritisiert sie, dass Frauen auf
ihre Rolle als Gebärende reduziert und darüber hinaus nicht ernst genommen
werden. Sie metaphorisiert Frauen in diesem Zusammenhang als eine Art
Nutztier: „Quand elle a fini de pondre, on la met de côté” (Assima 1996: 42).
Anwärterinnen auf die Ehe erscheinen ihr lediglich als Objekte des Begehrens:
„une petite poupée tlemcénienne, une perle de Constantine” (Assima 1996: 42),
während alle Frauen metonymisch als „putains” (Assima 1996: 35) bezeichnet
werden, wobei die Arbeiterin auch die Ehemänner ausführlich beleidigt. Die
zahlreichen Konflikte zwischen den Geschlechtern, die aus dieser pejorativen
Bildsprache hervorgehen, sowie ein obsessives Verhältnis zur Sexualität sind ihr
zufolge eine der Ursachen für den Niedergang des Landes: „Ça menace au nom
de l’islam et ça viole dans les maquis. [...] Oui, ma chère, ils sont tous nés avec un
sexe à la place du cerveau” (Assima 1996: 42-43).12
12 Zu einem ähnlichen Schluss wie die Arbeiterin kommt die Erzählerin: „ces hommes étaient
déjà – ou n’allaient pas tarder à devenir – des monstres esclaves à leur sexe” (Assima 1996: 34).
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2.3 Metaphorisierung von Männlichkeit
Die alte Frau lässt, wie erwähnt, auch an den Männern kein gutes Haar, die metonymisch
als „bouseux”, „vaurien”, „borgne” oder als „diables de fichus vauriens”
bezeichnet werden, um die Aussichtslosigkeit und Absurdität der Ehe als einzige
Option für Frauen hervorzuheben (Assima 1996: 35).13 Das negative Bild der
Familie wird im Roman auch durch Rhoulems Erlebnisse unter dem „commandant”
verstärkt. Der Freund, der Rhoulem die Arbeit vermittelt, verspricht ihm:
„Tu arrives dans ta famille [...]. Pour le moment, tu vas dormir chez un frère”
(Assima 1996: 61). Die Angestellten werden von der Erzählerin als Familie und
als verbrüdert dargestellt, allerdings wird dieses Konzept direkt nach Rhoulems
Ankunft als Lüge entlarvt, da er gefoltert wird, um seine Gefügigkeit zu erzwingen.
Rhoulem lernt außerdem Bazouz kennen, einen der Untergebenen des
„commandant”, der ihn einarbeiten soll und der selbst einst vom „commandant”
verstümmelt wurde, als er einen Fluchtversuch wagte: „La verge a disparu dans
un magma de viande séchée, brûlée, une chose affreuse ou l’on dévine une
mutilation atroce... Un lambeau de chair pend à la place des testicules arrachées”
(Assima 1996: 64). Das Ausmaß der Gewalt, mit der Unterordnung erzwungen
wird, gipfelt in dem Roman in der Objektmetapher magma und verweist damit
auf eine Naturgewalt. Die zerstörte Männlichkeit wird, wie auch Rhoulems uneindeutiges
Geschlecht, als chose bezeichnet. Damit wird die Verstümmelung
Bazouz’, das heißt die Auswirkungen sozialer Gewaltverhältnisse, durch eine
Naturmetapher ausgedrückt, als sei Gewalt unvermeidlich.
Rhoulem beobachtet in Algier außerdem, wie die Männer des „commandant”
den Sohn des benachbarten Bäckers, einen geistig behinderten Jungen, quälen:
Les hommes étaient assis, chacun devant une bouteille de vin. L’un
d’eux tenait au bout d’une corde une masse de chaire laiteuse. Un
monstre, un amas de bourrelets, de chair grasse et flasque. [...] Il ne
voyait qu’une boule blanche. Un homme, brusquement, enfourcha la
masse, qui poussa un râle plus terrifiant. Dans cette forme boudinée,
Rhoulem reconnut soudain le corps d’un garçon obèse, une sorte de
13 Das vollständige Zitat lautet: „Elle aura pour mari un vaurien. Si le vaurien en veut pas, un
borgne. Et si le borgne en veut toujours pas, alors on la donnera à un de ces diables de fichus
vauriens qui sont toujours prêts à marier une putain.” (Assima 1996: 35).
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mammifère chauve qui criait et se débattait. Rien d’humain: un
pachyderme (Assima 1996: 73).
Der Junge wird von den Männern homophob beschimpft und schließlich vergewaltigt
– und zwar „comme une femme”, wie die Erzählerin bemerkt. Nicht
zufällig wird er als Säugetier bezeichnet, denn dabei handelt es sich um eine
Tierklasse, die von einer Eigenschaft ihrer weiblichen Vertreter bestimmt wird,
nämlich der Fähigkeit, Nachwuchs zu säugen. Diese Assoziation wird durch das
Bild der „chaire laiteuse” des Jungen noch verstärkt (vgl. Schneider 1998).
Zwischen Weiblichkeit und Nichtmenschlichkeit scheint es keinen kategorialen
Unterschied, sondern eher einen fließenden Übergang zu geben. Die Bildsprache
schwankt zwischen Tier- und Objektmetaphern (mammifère, pachyderme, boule),
die durch die Adjektive weiß bzw. milchig zusammengehalten werden, um
Feminisierung und Dehumanisierung ineinander zu blenden. Beide können im
Roman als die vorherrschenden Formen der „ästhetisch-symbolische[n]
Verschiebung” angesehen werden, durch die Wagenknecht (2007: 17) zufolge
jegliche Abweichung vom Konzept der Heteronormativität markiert wird.
3. (Nicht-)Intelligibilität und hegemoniale Männlichkeit
Heteronormativität impliziert damit nicht nur zwei distinkte und in sich kohärente
Geschlechtsidentitäten, wie es Butlers Verständnis etwa in Gender Trouble
nahelegt (1991: 37), sondern vermittelt in Assimas Roman eine über vergeschlechtlichte
Positionen vermittelte soziale Hierarchie, die gewaltvoll durchgesetzt
und aufrechterhalten wird. Meines Erachtens reduziert sich das Problem in
Assimas Text damit nicht auf die Frage der Intelligibilität. Diese wird bei
Rhoulem virulent, wie ich gezeigt habe. Allerdings stellt sich die Frage, warum
auch intelligible Figuren mit eindeutiger Geschlechtsidentität – nämlich Frauen
wie Hassinas Nachbarinnen und Männer wie Bazouz – ebenfalls abgewertet
werden und Gewalt ausgesetzt sind. In Assimas Roman wird ein hierarchisches
und metaphorisch motiviertes Modell von Geschlecht aufgestellt, in dem der
Abstieg von der ‘unbeschädigten’ Männlichkeit über die ‘beschädigte’ Männlichkeit
bis hin zur Weiblichkeit mit einer Abnahme der Intelligibilität und einer
zunehmenden Entmenschlichung korrespondiert, von der nicht nur Rhoulem,
sondern auch alle anderen Figuren des Romans in unterschiedlichem Maße
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betroffen oder potentiell bedroht sind. Daher schlage ich vor, für die Analyse der
Heteronormativität auch Connells Konzept hegemonialer Männlichkeit hinzuzuziehen.
In Rhoulem ou le sexe des anges basiert hegemoniale Männlichkeit zunächst auf
einem klassischen heteronormativen Verständnis der Anpassung und Integration
von anatomischem Geschlecht, sozialem Geschlecht und Sexualität: klar definierte
biologische Geschlechter (männlich/weiblich) und Heterosexualität. Innerhalb
dieses Modells erhalten bestimmte Männer (typologisch dargestellt durch
den „commandant”) die beherrschende Stellung, indem sie wirtschaftliche Macht
und körperliche Gewalt anwenden.
Rhoulem als intergeschlechtlicher Charakter symbolisiert eine extreme Abweichung
von der hegemonialen Position. Er existiert jenseits von bestehenden
Geschlechterkategorien und ist damit für seine soziale Umgebung als Mensch
nicht intelligibel. Das heißt, sein Geschlecht ist, da es außerhalb der Binarität
‚männlich-weiblich‘ steht, undenkbar und unsichtbar. Daher kann es nicht
beschrieben, sondern nur mit Hilfe von Metaphern evoziert werden, die ihn als
Abweichung von der Norm sozial delegitimieren. Mit Delegitimierung ist nicht
nur eine untergeordnete soziale Position gemeint, wie etwa die untergeordnete
Position von Frauen oder Männern gegenüber dem „commandant”, sondern eine
Position, die in der Gesellschaft gar keinen Platz hat. Die anderen Charaktere
reagieren daher mit unterschiedlichen Formen der verbalen und physischen
Gewalt gegen Rhoulem, die eine Art Bestrafung dafür sind, dass er außerhalb der
Geschlechtsbinarität steht, während sie gleichzeitig das Modell der hegemonialen
Männlichkeit unterstützen und legitimieren.
Die metaphorische Darstellung Rhoulems lässt sich mit den vier Aspekten beschädigte
Männlichkeit, Mangel an adäquater Sprache und Kategorisierung
(damit einhergehend Oszillation und Unsicherheit der Genderpositionierung
Rhoulems), Feminisierung und Entmenschlichung zusammenfassen, die die verschiedenen
Formen und Grade der Gewalt beinhalten, mit denen die Charaktere
des Textes auf Rhoulems Intergeschlechtlichkeit und damit auf seine Nichtintelligibilität
reagieren. Dabei handelt es sich einerseits um symbolische Gewalt,
die sich aus der Unfähigkeit ergibt, Rhoulems Geschlechtlichkeit sprachlich zu
Richter: Geschlechtermetaphorik in Fériel Assimas Roman Rhoulem ou le sexe des anges
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erfassen, da die Sprache selbst geschlechterbinär strukturiert ist. Diese symbolische
Gewalt kann sich aufgrund der Hierarchie, die das Zweigeschlechtersystem
strukturiert, jedoch auch in physische Gewalt transformieren.
Wenngleich die Erzählerin zu Beginn des Romans kommentiert, dass „[a]u pays
des femmes, un homme peut avoir toutes les tares. Toutes lui sont pardonnées.
Sauf une: qu’il ne soit pas un homme” (Assima 1996: 10), und damit ein binäres
Geschlechtermodell im Blick hat, so zeigt der Roman anhand der verschiedenen
Figuren, dass nicht nur Intergeschlechtlichkeit, sondern auch Weiblichkeit und
subalterne Männlichkeit abgewertet werden. Baider/Gesuato, die sich freilich
nur mit Männlichkeit und Weiblichkeit befassen und andere Geschlechter ausblenden,
kommen in ihrer Untersuchung zu „Masculinist Metaphors” zu folgendem
Befund: „The worst insult to a man is then to be compared to a woman.
Therefore the woman, being the subhuman in the great chain of being, has to be
compared to an animal to be insulted”, woraus sie ableiten, dass „[t]his suggests
that people similarly conveived of as less than prototypically human, or at least
considered ‘marginal’ within the framework of the mainstream values, may be
talked about in similarly belittling ways” (Baider/Gesuatro 2003: 21).
Eine ähnliche Konstellation lässt sich für Rhoulem ou le sexe des anges ableiten,
allerdings weist der Roman insofern eine größere Komplexität auf, als das Zweigeschlechtsschema
durch unterschiedliche männliche Positionen und einen intergeschlechtlichen
Protagonisten pluralisiert wird. Der hegemonialen Männlichkeit
(verkörpert durch den „commandant”), die nicht direkt beschrieben und fast
unbestimmt bleibt, steht ein breites Spektrum an unterschiedlichen subalternen
Positionen gegenüber (schwach – prostitutiv – weiblich – intergeschlechtlich –
behindert – verdinglicht), die die betroffenen Figuren in unterschiedlichem Maße
als Personen delegitimieren und ihre Menschlichkeit aberkennen. Während die
weiblichen Figuren insbesondere mit Tier- und Objektmetaphern beschrieben
werden, die die gesellschaftliche Doppelmoral bezüglich des Umgangs der Geschlechter
offenbaren, wird die Subalternität der Männlichkeiten gewaltvoll
durch (physische) Feminisierung zementiert. Hegemoniale Männlichkeit bezieht
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sich daher im Roman sowohl auf eine ‘weibliche’ soziale Position (unabhängig
vom Geschlecht einer Person) als auch auf eine potentielle Entmenschlichung.
Mit dem Konzept der hegemonialen Männlichkeit können wir Rhoulem ou le sexe
des anges als eine politische Allegorie verstehen, die sich nicht nur auf Algerien
während des Bürgerkriegs der 1990er Jahre bezieht, sondern auf eine generalisierte
geschlechtsbezogene Gewalt in der algerischen Gesellschaft, die Teil der
Alltagskultur ist, und die die Hintergrundfolie des Romans bildet.
4. Rhoulem ou le sexe des anges vor dem Hintergrund des algerischen
Bürgerkrieges
Auf den ersten Blick ist Assimas Roman fast ausschließlich auf Rhoulems Geschichte
konzentriert, denn der Leser erfährt nur wenig von den gesellschaftlichen
Hintergründen, den politischen Auseinandersetzungen oder Konflikten im
Algerien der 1990er Jahre. Die wenigen Andeutungen jedoch, die der Roman
macht, verweisen darauf, dass sich Gewalt nicht nur gegenüber den Protagonisten
entlädt, sondern Teil der allgemeinen gesellschaftlichen Kultur ist. So
lässt sich Rhoulem, bevor er nach Algier gelangt, beispielsweise in einem
verlassenen Slum in der Nähe einer Militärbasis nieder. Die Erzählerin berichtet,
wie immer wieder Arme von den Militärs aus ihren Behausungen vertrieben
werden, sich dann aber schnell wieder neue Slumsiedlungen bilden, in denen
eine „insoutenable misère” herrsche und in denen wiederum Vertreibung drohe
(Assima 19996: 57). So wird der Eindruck einer allgegenwärtigen Militärpräsenz
erzeugt, die sich aber nicht gegen einen militärischen Gegner richtet, sondern
gegen die algerische Bevölkerung selbst. Damit verschwimmen die Grenzen
zwischen Krieg oder Bürgerkrieg und Frieden, und das Militär destabilisiert die
Gesellschaft, ohne dass die Gründe für dieses Verhalten ersichtlich würden.
Gewalt ist im Roman allgegenwärtig, und zwar fast ausschließlich in der Form
sexueller Gewalt (cf. Schneider 1998). Zu betonen ist allerdings, dass einige
Formen dieser Gewalt mitunter als geradezu alltägliche Ereignisse anmuten, über
die sich niemand mehr wundert. Dies wird in einer Passage deutlich, in der die
Direktorin der Näherei auf der Straße von einem kleinen Jungen, der sich vor ihr
entblößt, angespuckt wird, weil sie sich als Frau allein in der Öffentlichkeit
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bewegt, und von einem anderen Passanten, der die Szene beobachtet, nur den
Rat bekommt: „Fallait sortir avec ton mari” (Assima 1996: 161).
In der Näherei wiederum beklagen sich die Arbeiterinnen darüber, dass nicht nur
auf der Straße, sondern generell Lebensgefahr für Frauen herrsche (cf. Schneider
1998): „On sait ce qu’ils racontent: les femmes violées, égorgées. Moi, j’ai entendu
les maçons, quand ils sont venus. Ils disaient: ‚Si on savait le stock de femmes
qu’il y a ici, ça ferait un malheur!’” (Assima 1996: 121). Damit spielt der Text auf
die islamistischen Massaker des Algerischen Bürgerkrieges an, die in den 1990er
Jahren Tausende Menschen das Leben kosteten. Der Bürgerkrieg als solcher wird
an einer Stelle angesprochen: „La guerre! La guerre, comme on dit maintenant…
Où elle est, cette guerre, qu’on la voit même pas?” (Assima 1996: 144). Die
Näherin Ginane (eine Unabhängigkeitskriegsveteranin) verweist darauf, dass,
anders als in einem ‘normalen’ Krieg (etwa im Unabhängigkeitskrieg der
Algerier, mit dem sie die gegenwärtigen Verhältnisse vergleicht), hier zwar die
Gewalt allgegenwärtig ist, aber völlig unklar bleibt, wer eigentlich wen aus
welchem Grund oder mit welchem Ziel bekämpft.
Schneider (1998, 2009) zufolge steht Rhoulem für die abgespaltene, verleugnete
kulturelle Hybridität Algeriens: „Naming Algeria Muslim, secular, Berber, Arab
or any other single term might be compared to naming an ambiguously sexed
child either male or female” (Schneider 1998). Sie verdeutlicht dies am Symbol
des Nähens, auf das ich bereits zu Beginn eingegangen bin. Die Naht sei
Schneider zufolge nicht nur im Hinblick auf die Geschlechterproblematik zu
lesen, sondern generell als Bild für etwas, das unterschiedliche Teile zusammenbringt,
etwa Männlichkeit und Weiblichkeit, aber auch die disparaten sozialen
Gruppen der algerischen Gesellschaft. Dies werde durch Rhoulems Interesse am
Nähen und seinem Streben, ein Nähwarengeschäft zu eröffnen, weiter verdeutlicht.
Damit mache Assima über die Figur der Intergeschlechtlichkeit ein „larger
political statement”:
Given that the current violence in Algeria stems in part from the
inability to bring together disparate elements of the nation (secularists,
Islamists, ethnic groups, democrats, feminists, etc.), Assima suggests a
link between Rhoulem’s desire and a desire to find a way to get
Algeria’s parts to hold together (Schneider 1998).
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Allerdings muss auch gesagt werden, dass zur kulturellen Herkunft oder
Positionierung Rhoulems nicht viel gesagt wird: es wird nahegelegt, dass er
muslimisch sei und der Unterschicht angehört, allerdings spielt Religion im
Roman keine große Rolle. Auch über andere Figuren erfährt man diesbezüglich
nicht viel (mit Ausnahme einer Anspielung auf Madame Yvonne, auf die ich
bereits eingegangen bin). Insofern scheint das vordergründige „larger political
statement” des Romans meines Erachtens über den konkreten Kontext des
Bürgerkriegs der 1990er Jahre noch hinauszugehen. Die Gewalt beginnt schließlich
nicht erst zu diesem Zeitpunkt und insbesondere handelt es sich – wie auch
Schneider anmerkt – fast immer um sexuelle Gewalt. Damit wird auf das
problematische Geschlechterverhältnis in Algerien verwiesen und auf die
Unfähigkeit, Alternativen zum System der hegemonialen, heteronormativen
Männlichkeit zu entwickeln und nichtmännliche Subjektivitäten zuzulassen. Eine
hegemoniale Männlichkeit, die auf der Abwertung und Repression von allem
Nichtmännlichem basiert, schafft soziale Verhältnisse, die Gewalt alltäglich
werden lassen, eine Alltäglichkeit, die durch den Bürgerkrieg umso leichter ins
Extrem getrieben wird.
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