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metaphorik.de 16/2009

‘Der Kampf mit den Pfunden’: Zur Relevanz von Metaphern im Wissenstransfer zwischen Arzt und Patient

"Martin Döring","Ulrike Metz","Dorina Ferrario","Christoph Heintze"

Abstract

Counselling is the general practitioner’s (GP) “daily bread”: He or she has to evaluate risk factors, assess the treatment of possible illnesses and/or negotiate lifestyle changes with the patient. The present paper investigates from an interdisciplinary perspective the use of metaphor as a framing device for the creation of understanding and knowledge in GP-patient interaction. 52 cardiovascular health check consultations with overweight patients in 12 doctor’s surgeries in Berlin were taped and transcribed out of which 12 were randomly chosen for analysis. The metaphors found were categorised according to the cognitive theory of metaphor (Lakoff/Johnson 1980) and assigned to significant metaphorical concepts. The analysis displays a high degree of conventional metaphors and metaphorical concepts such as WEIGHT REDUCTION IS A WAY or WEIGHT REDUCTION IS A FIGHT. The results clearly underline the relevance of metaphor for the understanding and consolidation of GP-patient interaction which can constructively used to find “a way out of the impasse” of overweight.

Allgemeinärzte sind in ihrem beruflichen Alltag mit komplexen Anforderungen konfrontiert: Für die Bewertung und Behandlung von Erkrankungen und Risikofaktoren ist die Kommunikation mit Patienten ein zentraler Bestandteil alltäglicher Praxis. Aus einer interdisziplinären Perspektive untersuchten wir den Gebrauch und die sinnstiftende Funktion von Metaphern in Arzt–Patientengesprächen in Berliner Hausarztpraxen im Rahmen der Gesundheitsuntersuchung („Check up“) bei Übergewichtigen. Studienteilnehmer waren zwölf Hausarztpraxen, in denen 52 Beratungsgespräche zwischen Arzt und übergewichtigen Patienten auf Audiotape durch den Hausarzt aufgenommen wurden. Nach Transkription der Tonbandaufnahmen wurde von zwölf Ärzten im Zufallsverfahren je ein Gespräch auf Metaphern durchgesehen. Anschließend wurden die aufgefunden Metaphern nach Lakoff/Johnson (1980) typologisch geordnet und entsprechend ihrer sinnstiftenden Funktion gruppiert. Die Analyse der Gespräche zeigt, dass sie durch einen hohen Grad von konventioneller und unbewusster Metaphorik geprägt sind, wie sie sich z.B. in metaphorischen Konzepten GEWICHTSREDUKTION IST EIN WEG oder GEWICHTSREDUKTION IST EIN KAMPF zeigen. Die vorliegenden Ergebnisse verdeutlichen die Relevanz von Metaphern in Aushandlungsprozessen und im Wissenstransfer zwischen Arzt und Patient. Das Wissen über die sinnstiftende Kraft von Metaphern ist für den behandelnden Arzt insofern wichtig, da sie eine patientenzentrierte Kommunikation von therapeutischen Maßnahmen unterstützt und gleichzeitig bei der gemeinsamen Suche nach „therapeutischen Wegen aus dem Übergewicht“ verwendet werden kann.
 

Ausgabe: 

Jahrgang: 

Seite 109

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