Archiv 2/2002

Kandidat 1

Wunder geschehen auch in diesen Karnevalszeiten. Herr Dr. Stoiber muss sich warm anziehen, denn sein Lieblingsverein ging trotz eines ungeheuren finanziellen Übergewichts gegen die Leichtgewichte aus dem Quartier der leichten Mädels in Deutschlands Norden zu Boden. Die Hamburger Morgenpost verglich im Anschluss die Jahresgehälter, Spieler für Spieler.:

"'El Kaiser' wurde Kie(nt)z-Kicker Jochen in España gerufen. Sein Schweizer Gegenüber weiß jetzt, warum. Er muss sich wie ein Bettler vorgekommen sein. Jochen Kientz: 275000 / Ciriaco Sforza: 2,5 Mio." (Hamburger Morgenpost, 7.2.2002)

Unsere Laudatio: Wir wussten es längst. Morgens wie ein König, mittags wie ein reicher Mann, und abends gibts dann zum Dessert einen Kaiserschmarrn.

Kandidat 2 (unser Sieger)

Eine metaphorische Symbiose von Bildungs- und Energiepolitik ist dem Kölner Jura-Professor Ulrich Preis, Mitverfasser des neuen Hochschulrahmengesetzes, gelungen:

"Wenn sie [geisteswissenschaftlicher Nachwuchs] nach zwölf Jahren merken, dass sie nicht gut genug sind oder dass kein Platz für sie ist in der Wissenschaft, bietet sich für sie kaum ein alternativer Arbeitsmarkt. Historisierende Taxifahrer gibt es bereits genug. Preis sieht das eher kühl: "Universitäten sind eben Durchlauferhitzer." (Spiegel-online, 14.2.2002)

Unsere Laudatio: Das ist zukunftsweisend: Der Weg durch eine Reihung befristeter Zeitverträge im Unibetrieb, unklare Stellenverlängerungen, der Parcours von einem unsicheren Stipendium zum nächsten, einer knappen halben Stelle zum Werkvertrag, abgeschlossen durch eine neue Gesetzeslage, die Verwaltungen, Institute und arbeitswillige MitarbeiterInnen vor lauter neue Fragen und Zukunftsängste stellt, das heizt nicht schlecht, vor allem den Unmut an. Wir von metaphorik.de sind schon derart durchlauferhitzt, dass es  BildungspolitikerInnen bei uns sicher sehr behaglich warm hätten...

Kandidat 3

Der Freistaat Bayern ist trotz Laptops doch ein Agrarland. Dies geht aus folgender Metapher hervor, die bei der Aktienausgabe des FC Bayern abgefallen ist:

"'Unter dem Strich ist das Ergebnis entscheidend', kommentierte der künftige Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge. Groß ändern werde sich nichts, versicherte er [..]: 'Die Mannschaft ist die Kuh, die die Milch gibt, unabhängig von FC Bayern AG oder e.V.'" (General-Anzeiger Bonn, 16.2.2002).

Unsere Laudatio: Unter dem Strich kommt es also auf die Milchleistung an. Das ist nicht nur eine schöne  Milchmädchenrechnung, sondern erklärt auch, wie sich die Zeiten gewandelt haben. Die Mannschaft ist die Kuh! Das erklärt auch, warum heutzutage Typen wie "Bulle" Roth oder Ziege nicht mehr bei den Bayern mitspielen dürfen. Aber wer macht die BSE-Tests? Und, dies als Einwurf unserer metaphorischen Italianistenfraktion: latte(n)treffer bekommt einen ganz neuen Beigeschmack.

Metaphernkiste

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