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metaphorik.de 14/2008

„Das Medium ist die Botschaft“. Theatra als Bühnen des wissenschaftlichen Selbstverständnisses

Andreas Gormans
  • Zugänge zum (Welt-)Wissen: Frühneuzeitliche Bedeutungsdimensionen der Theatrum-Metapher

Abstract


Ausgehend von der Feststellung, dass Theatralität in der Frühen Neuzeit eine besondere Relevanz für nahezu alle wissenschaftlichen Disziplinen besitzt, geht der Beitrag der Frage nach, inwieweit der Begriff ‚theatrum’ ein spezifisches, zeitabhängiges Wissenschaftsverständnis reflektiert. Natur- und technikwissenschaftliche Traktate der Frühen Neuzeit, die den Begriff ‚theatrum’ im Titel tragen, scheinen Kompensationsversuche eines generellen, vielfältig belegbaren epistemologischen Relativismus im 17. Jahrhundert zu sein. In einer Opulenz, die für die Quantität und Qualität aufwändig gestalteter druckgrafischer Darstellungen ebenso gilt wie für die Anzahl der Bände, in denen jene vor den Augen des betrachtenden Publikums ausgebreitet werden, sind es vornehmlich die theatralen Kategorien Rhetorik und Illusionismus, die jene Theatra zu Bühnen machen, die eine uneingeschränkte Beherrschbarkeit der Welt suggerieren, obwohl sie doch immer nur selektierend vorgehen und lediglich eine maximale Annäherung an das Ideal eines perfekten Wissens erreichen. Dabei setzen sich diese Kompensationsversuche, die mit dem erklärten Anspruch von Giulio Camillos Theatrum memoriae korrespondieren, vom Objektivitätsanspruch der vorausgegangenen zahlreichen Specula ebenso ab wie von Wissensrepräsentationen späterer Zeit.

 

Considering the fact that theatre and theatricality in early modern times obviously possess a special significance for the representation of knowledge, the present contribution focuses on the question, to what extent Theatrum Literature reflects a particular understanding of sciences in this time. Books being entitled ‘theatrum’ and for instance dealing with natural and technical explanations seem to be endeavours compensating a widely provable epistemological relativity and uncertainty in 17th century sciences. The recurrent opulence and magnificence of illustrating engravings and the practice of editing these treatises in several volumes evoke these books being substantially characterized by theatrical categories as rhetoric and illusionism. They principally make these books appearing as stages suggesting the full ability of reigning over the world although they always select and only achieve the maximum approach to the ideal of a perfect knowledge. Moreover these attempts of compensation are corresponding with Giulio Camillo’s Theatrum memoriae and stand out not only against the objectiveness of former Specula but also against editorial forms of accumulation of knowledge in later times.

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Seite 21

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