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metaphorik.de 31/2020

osogbo eyó: Katastrophen in der Vorstellungswelt des afrokubanischen Ifá-Orakels

Lioba Rossbach de Olmos

Universität Marburg (rossbach@staff.unimarburg.de)


Abstract

Der Beitrag stellt einen religiösen Zugang zu Vorstellungen von Katastrophen vor, wie sie in
der afrokubanischen Ifá- und Ocha-Regel – bekannter unter dem Namen Santería - zu finden
sind. An Katastrophen beteiligt sind in der Regel Gottheiten, die personifizierte
Naturgewalten darstellen und natürliche, übernatürliche und menschliche Eigenschaften in
sich vereinigen. Dies entspricht einer Denkweise, welche die herkömmliche Trennung von
Natürlichem und Übernatürlichem nicht vornimmt und die von analogen ethischen Regeln
für die Natur und die Kultur ausgeht. Um dies zu verdeutlichen, werden einige Narrative aus
dem Ifá-Textkorpus vorgestellt, der eigentlich zur Ausdeutung von Zeichen in Orakelsitzungen
dient. Diese Narrative belegen ein Ineinandergreifen von natürlichen, übernatürlichen
und sozialen Begebenheiten, das auch Folgen für die Metaphernbildung hat. Abgesehen
davon, dass Metaphern sprachliche Konstruktionen darstellen und kulturspezifisch sind,
neigt das Denken der Ifá- und Ocha-Regel dazu, den realen Sachverhalt mit dem übertragenen
Bild nicht zu verwechseln, aber zu vermischen.
The article presents a religious approach to notions of disasters as found in the Afro-Cuban Ifá
and Ocha Rule - better known as Santería. Disasters usually involve deities that represent
personified forces of nature and unite natural, supernatural and human qualities. This
corresponds to a way of thinking that does not consist of the conventional separation of the
natural and the supernatural world and adopts analogous ethical codes for nature and culture.
In order to demonstrate this some narratives from the Ifá text corpus are presented, which are
actually used to interpret figures in oracle sessions. These narratives prove an intermeshing of
natural, supernatural and social events, which also has consequences for the formation of
metaphors. Apart from the fact that metaphors represent linguistic constructions and are
culture-specific, the thinking of the Ifá and Ocha Rule tends not to confuse but to mix the real
state of affairs with the transferred image.

Ausgabe: 

Jahrgang: 

Seite 197

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