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Unmögliche Idylle. Narrative der Nachhaltigkeit und der
Entwicklung in B. Travens Erdölroman Die Weiße Rose und
ihre Erschließung im Deutschunterricht
Sebastian Susteck, Ruhr‐Universität Bochum (Sebastian.Susteck@rub.de)
Abstract
Probleme ökologischer Nachhaltigkeit sind wesentlich Probleme der Energieversorgung und
damit Probleme der fossilen Moderne des Anthropozäns. Für einen Deutsch- und Literaturunterricht,
der Fragen der Nachhaltigkeit thematisiert, gewinnen Texte der Zwischenkriegszeit
Bedeutung, die die fossile Moderne feiern, aber auch problematisieren. Der Aufsatz
gibt einen systematischen und historischen Einblick in die Zusammenhänge und analysiert
dann B. Travens Roman Die Weiße Rose und seine Modernisierungs- und Erdölnarrative. Vor
dem Hintergrund der Analyse werden konkrete Vorschläge für den Deutschunterricht
gemacht.
Problems of ecological sustainability are closely linked to problems of energy and the age of
fossil fuels in the anthropocene. Classes in German and literature that address questions of
sustainability can focus on texts from the interwar period that celebrate, yet also criticize the
fossil age. The paper provides systematic and historic insights into the subject. It then analyses
B. Traven’s novel Die Weiße Rose and its narratives of oil and the modern age. Following the
analysis it makes suggestions for planning lessons in the subject of German that deal with the
text.
1. Narrative der Nachhaltigkeit und Entwicklung und B. Travens
Erdölroman Die Weiße Rose
1.1 Die Brennstoffe der Moderne in Literaturwissenschaft
und -didaktik
Zu den neueren Debatten einer kulturwissenschaftlichen Literaturwissenschaft
gehört die Diskussion der Frage, ob energetisch unterschiedlich fundierte
Gesellschaften unterschiedliche Literaturen hervorbringen (cf. Szeman et al.
2011; Kinder u. Szeman 2020). Möglich wird ein innovativer Zugriff, wenn der
Blick insbesondere für die hoch energetisierten fossilen Gesellschaften der
Industrialisierung, ihre Literaturen und Künste geschärft wird (cf. etwa Barrett
u. Worden 2014; LeMenager 2014). Die ‘Energetisierung’ durch Kohle und Erdöl
im 19. und frühen 20. Jahrhundert erfasst nicht nur Fortbewegungsmittel,
Produktionsmethoden der Fabriken oder Wärmeerzeugung, sondern auch die
Agrikultur, die Viehwirtschaft, die Erzeugung von Werkstoffen und materiellen
Gütern oder den Aufbau von Infrastrukturen. Sie dringt in die Körper
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und das Bewusstsein von Menschen und Tieren vor, bestimmt Zeit- und
Raumerfahrungen und erzeugt eine neue Realität, die in den Diegesen,
erzählerischen Strukturen, der Bildlichkeit oder Syntax literarischer Werke
Ausdruck findet.
Das kulturwissenschaftliche Interesse am Themenfeld von Energie und
Literatur ist nicht einfach mit älteren Beobachtungen der technischen
Modernisierung von Gesellschaften gleichzusetzen, sondern gewinnt in Fragen
der Nachhaltigkeit einen neuen Bezugspunkt und eine zusätzliche Motivation.
Auch für einen Literaturunterricht, der sich der Querschnittsaufgabe der
Bildung für Nachhaltigkeit stellt (cf. etwa Ministerium für Schule und Bildung
des Landes Nordrhein-Westfalen 2014: 11, u. 2019: 10), eröffnen sich dabei
Themenfelder, die geeignet sind, interdisziplinäre Verbünde mit „dem
erweiterten MINT-Bereich“ (Wanning 2019: 300) zu bilden, aber auch eigene
Zugriffe erlauben. Hierzu gehört die Auseinandersetzung mit kulturellen und
speziell literarischen bzw. literarisch-philosophischen Narrativen im Sinn
stereotypisierter, teils nur fragmentarisch realisierter, aber stets assoziationsreicher
Erzählungen, mit denen der Welt Sinn gegeben wird und die energetische,
ökologische, soziale oder im weiten Sinne politische Fragen zentral
betreffen.
Eine Herausforderung ist der Bereich der Nachhaltigkeit nicht zuletzt deshalb,
weil hier wenig literaturunterrichtliche Erfahrung existiert und weil neue
Zugriffe tradierte – und bequeme – Dichotomien unterlaufen, die etwa Subjekt
und Objekt oder Geist und Stoff trennen oder die die energetische Geformtheit
von Erfahrungen, Werthaltungen, Staatsformen oder Normalismen unterschätzen
(cf. Mitchell 2011; den ursprünglich von 2015 stammenden Text von
Morris 2020). Dabei muss der Literaturunterricht sich im Kontext einer
mehrdimensionalen ökologischen Krise des sogenannten Anthropozäns (cf.
Horn u. Bergthaller 2020) einer Herausforderung stellen, die innerhalb der
Literaturwissenschaft längst diskutiert wird, wenn er kaum länger eine naivkonstruktivistische
Zugriffsweise vertreten kann, die keine Objektivität kennt,
während andererseits dennoch Literatur, Kunst und ihre Wissenschaften Orte
jenseits eines gleichfalls naiven Positivismus bleiben müssen (cf. orientierend
Koschorke 2015).
Wenn es einen literarischen Zeitraum gibt, in dem die Energetisierung von
Gesellschaften durch fossile Brennstoffe beobachtet, ja gefeiert wurde, sind dies
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die 1920er und 1930er Jahre, in denen die Möglichkeitsbedingungen der nach
1945 einsetzenden sogenannten great acceleration zwar schon existierten, aber
Kriege und Weltwirtschaftskrise hemmend wirkten (cf. Steffen/Crutzen/
McNeill 2007: 617f.). Romane um Erdöl und Kohle von Autoren wie B. Traven
oder, weniger bekannt, Heinrich Hauser spielen hierbei ebenso eine Rolle wie
Schriften der schwerpunktmäßig zwischen 1909 und 1934 aktiven ‘Avantgarden’
insbesondere in ihrer futuristischen Prägung, denen es um eine
revolutionäre Neugestaltung der gesamten Gesellschaft und ihre Anpassung an
neue technologische Niveaus ging. Im Folgenden soll speziell B. Travens
Roman Die weiße Rose von 1929 im Fokus stehen, der den sogenannten ‘globalen
Süden‘ bereits kennt und ein frühes Bewusstsein für ökologische Probleme
zeigt. Diese werden mit sozialen Fragen und solchen der Entwicklung verbunden,
wobei der Roman unaufgelöste Spannungen erzeugt, deren Erarbeitung
und Reflexion sich unterrichtlich anbietet.
1.2 Zwischen Kohle und Erdöl
Die Dekaden der Zwischenkriegszeit stellen einen Zeitraum dar, in dem in
Deutschland ein ‘Wettstreit’ zwischen Kohle und Erdöl und die zunehmende
Schwächung der Kohle zugunsten des Erdöls diagnostiziert wurden. Hierbei
wurden noch Lehren aus dem Ersten Weltkrieg gezogen, in dem das Deutsche
Reich die Bedeutung des Erdöls anfänglich unterschätzt hatte (cf. Manova 2021:
28–30). Nach Kriegsende avancierte die deutsche Rohstofflage – also besonders
die Erdölknappheit – zu einer Begründung der deutschen Niederlage und
„nicht weniger reaktionäre[n] Alternative zur ‘Dolchstoßlegende‘“ (ibid.: 39).
Erdöl, dessen Bedeutung in den 1920er Jahren durch den Automobilismus auch
in Deutschland evident wurde, wurde unter nationalen Vorzeichen kodiert und
zur energetischen Seite des ‘Amerikanismus’ (cf. ibid.: 24). Die Energiefrage
wurde Thema „in der Zeitung und der illustrierten Presse, auf der Bühne, in
Romanen, Biografien und Sachbüchern“ (ibid.: 33). Die literarische Thematisierung
erwies sich, wie auch Amitav Ghosh (2016: 73–75) beobachtet, dabei
freilich im Falle der Kohle als leichter als im Falle des Erdöls, wobei sich in
beiden Fällen metonymische Bewältigungen anboten, die Flugzeuge, Automobile,
Schiffe, Schlote oder Öltanks eher thematisierten als Energieträger und
ihre Extraktion (cf. ibid.: 74).
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Ghosh notiert in seinem vielzitierten Essay The Great Derangement. Climate
Change and the Unthinkable, dass die Literatur das energetische Unbewusste
moderner Gesellschaft nur selten thematisiere – dieses eine „resistance to the
arts“ (ibid.: 73) zeige – und sieht eine besondere Unsichtbarkeit des Erdöls, die
diejenige von Kohle noch übertrifft (cf. ibid.: 73ff.). Zu den auffälligsten Eigenschaften
moderner Gesellschaften wenigstens des ‘globalen Nordens’,
analysieren ähnlich Anti Salminen und Tere Vadén (2015), gehöre ihre weitgehende
Blindheit gegenüber der Bedeutung fossiler Brennstoffe (cf. 10), die
sich schon in philosophischen und soziologischen Schriften des 19. und frühen
20. Jahrhunderts zeige. „[T]he existence of fossil fuels has received scant
attention and analysis in philosophy“ (ibid.: 22). Speziell das Erdöl erzeuge
durch seine chemische Qualität und seinen flüssigen Aggregatzustand zugleich
die eigene Omnipräsenz und Unsichtbarkeit.
Kohle ist schmutzig, im Bergwerk, trotz aller Mechanisierung, nur unter Einsatz
menschlicher Körperkraft zu fördern und lässt sich schwer transportieren,
lagern oder verheizen. Demgegenüber drängt Erdöl ursprünglich von selbst an
die Oberfläche, ist vergleichsweise sauber und vergleichsweise leicht und
diskret durch Rohrleitungen zu bewegen und zu verbrennen (cf. ibid.: 45). Der
Schritt aus einer vor-fossilen Zeit in diejenige fossiler Brennstoffe, so Salminen
und Vadén, sei ähnlich groß wie die Umstellung von einem fossilen Brennstoff
auf den nächsten (cf. ibid.: 18), also besonders von Kohle zu Erdöl. Das Öl habe
die Fähigkeit, steile Hierarchien zu schaffen, die Gewinne von Kosten oder
Konsumenten von Produzenten trennen, und es erzeuge Produktions- und
Lieferketten über lange Distanzen, die das Wesen moderner Gesellschaften und
ihres Energieverbrauchs verdeckten (cf. ibid.: 25), was seinerseits in Entfremdungserfahrungen
münde (cf. ibid.: 37). Die Fähigkeit von Erdöl, sich in alles
zu verwandeln und alles zu bewegen, vereinheitliche und uniformiere die Erde
– „shatters the recognizability of localities as localities“ (ibid.: 37, cf. auch 41) –
und wirke zugleich trennend und atomisierend (cf. ibid.: 39, auch 43). „Oil binds
by breaking“ (ibid.: 43). Es verbindet zuvor unverbundene Orte und uniformiert
sie, erzeugt oder verstärkt zugleich aber massive Differenzen in Wohlstand,
Infrastruktur, Ökologie, Gesundheit und Macht.
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1.3 Autoren des Erdöls 1928 und 1929
„Auf Sand stand diese Stadt, aber überall, wo man mit der Hand in den Sand
griff, wurde die Masse zäh und klebrig: Öl“, heißt es im Roman Brackwasser des
jungen Autors Heinrich Hauser (1928a: 16), der 1929 den Gerhart-Hauptmann-
Preis erhielt.1 Hauser gehörte in den 1920er und 1930er Jahren zu den
ungewöhnlicheren deutschen Autoren und war nicht nur mit technischem
Talent ausgestattet, sondern hatte als Praktikant an einem Ruhrgebietshochofen
gearbeitet, fuhr mit Dampf- und Segelschiffen zur See, lernte fliegen und
verschrieb sich zunehmend dem Automobilismus (cf. aktuell Schubert 2021).
Energetisch stand er in einer Welt zwischen Kohle und Erdöl, deren Zweideutigkeit
sich gerade in den von ihm genutzten und adorierten Verkehrsmitteln
zeigte. Ökologische Aspekte deuten sich dabei an, doch dominieren bei
Hauser noch ökonomische, soziale, postkoloniale und ‘rassebezogene’ Aspekte.
In Brackwasser trifft der Matrose Glen im Bordellviertel der mexikanischen
Erdöl-Stadt Tampico, das von den Geldern des Ölexports am Laufen gehalten
wird, die Prostituierte Chiquita, die ihm nach Europa folgt, wo beide heiraten.
An der Ostseeküste versucht Glen eine Idylle der Selbstversorgung zu stiften,
die jedoch in einem Hochwasser versinkt. Die beiden trennen sich und gehen
wieder ihrem ursprünglichen Erwerb nach, ja werden eingesogen von den
Geldströmen des globalen Handels: sie in der Prostitution, er auf einem
modernen Dampfer, der noch mit Kohle, nicht Erdöl befeuert wird. Die
Sehnsucht des Romans aber gilt einer subsistenzwirtschaftlichen Autarkie in
Distanz zur modernen Welt.
Auch in Sachtexten widmete sich Hauser den fossilen Brennstoffen und ihrem
Wettstreit. Im Band Friede mit Maschinen von 1928, der Artikel aus der
Frankfurter Zeitung versammelte, die in der Debatte um neue Technik mit
wegweisend war (cf. Manova 2021: 34–36), steht ein eigener Abschnitt unter der
Überschrift „Öl und Kohle“. Hauser behauptet hier, es gehe beim „Kampf
zwischen Kohle und Öl rein nach der Wirtschaftlichkeit“, um fortzufahren, die
„Vorteile des Öls: Sauberkeit, Staub- und Rußfreiheit werden im allgemeinen
überschätzt“ (1928b: 67). Dabei beziehen sich die Ausführungen allerdings
1 Anders als im Falle weiterer Texte Hausers war dieser Titel lange nicht im Buchhandel
erhältlich. Jedoch liegt nun eine von Wolfgang Bühling verantwortete Neuausgabe im
ConferencePoint Verlag Hamburg vor.
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ausschließlich auf den Schiffsverkehr. Auf diese Weise weicht Hauser nicht nur
zentralen Aspekten des Vergleichs der Brennstoffe aus und eskamotiert etwa
die Tatsache, dass die in den 1920er-Jahren modernsten Verkehrsmittel Flugzeug
und Automobil kaum mit Kohle betrieben werden können bzw. hydrierte
Kohle benötigen, deren industrielle Produktion nach dem Bergius-Pier-
Verfahren 1928 erst ganz am Anfang stand. Das Resümee, kohlebetriebene
Schiffe würden sich für Linien zwischen kohlereichen Ländern und ölgetriebene
für Linien zwischen erdölreichen Ländern besonders eignen (cf. ibid.:
68), drohte zudem hinter das Wissen zurückzufallen, das bereits im Ersten
Weltkrieg entstanden war.
Erdöl und Kohle widmete sich auch der Autor B. Traven. Sein Roman Die Weiße
Rose erschien 1929, ein Jahr nach Hausers Brackwasser und Friede mit Maschinen,
und spielt größtenteils in Mexiko (cf. Traven 1983).2 Traven teilt mit Hauser
mehrere Eigenschaften, die eine Sensibilität für Energie zu begünstigen
scheinen. Hierzu gehört der Verzicht auf den Anspruch, Hochliteratur zu
schreiben, eine dokumentarische und materialistische Grundhaltung, besonders
aber die biographische Bekanntschaft mit jener Peripherie der industrialisierten
Welt, von der die Maschinen und Infrastrukturen Nordamerikas und,
später, Europas zehrten. Während Hauser unter anderem Mexiko bereiste, lebte
und schrieb Traven dort und eroberte von Mexiko aus den deutschen
Buchmarkt.
Geboren wurde Traven 1882 als Otto Feige in Schwiebus in der preußischen
Provinz Brandenburg (cf. zur lange unbekannten Identität Hauschild 2012; für
einen aktuellen Überblick auch Manova 2021: 161f.). Er machte eine Ausbildung
zum Schlosser und avancierte zum Gewerkschaftssekretär. Ab 1907 agierte er
als Theaterschauspieler und Anarchist und nahm hierbei das Pseudonym Ret
Marut an, das lange für Travens ursprünglichen Namen gehalten wurde (cf.
noch Machinek 1989: 76–84). 1924 gelangte er nach Mexiko und begann seine
literarische Karriere unter zunächst schwierigen Bedingungen, wobei er zum
Broterwerb „als Gelegenheitsarbeiter auf Baumwollplantagen oder Ölfeldern,
als Bäcker oder Viehtreiber“ (Dragowski 1989: 23) arbeitete. Es gelang ihm, 1925
2 Der Roman wird im Haupttext nur mit Seitenangaben zitiert. Genutzt wird die auch für
den Unterricht verwendbare Diogenes-Taschenbuchausgabe, die den fünften Band der von
Edgar Päßler herausgegebenen Traven-Werkausgabe wiedergibt.
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im Berliner ‘Vorwärts’, der Parteizeitung der SPD, den Fortsetzungsroman Die
Baumwollpflücker zu publizieren, welcher die Aufmerksamkeit der ‘Büchergilde
Gutenberg’ erregte (cf. auch für das Folgende ibid.). 1926 erschien hier Travens
bis heute berühmtester Roman Das Totenschiff, der ein großer Erfolg wurde. Es
folgten zahlreiche weitere Romane, bis das Bündnis zwischen Traven und der
Büchergilde, die mittlerweile ins schweizerische Exil gezogen war und ihr
Programm entpolitisiert hatte, 1939 temporär3 zerbrach.
1.4 Die Weiße Rose: triadisches Narrativ und Darstellungsweise
Die Weiße Rose thematisiert den Fluch, aber auch, und dies ist wichtig, den Segen
des Erdöls. Im Zentrum der Handlung steht einerseits die mexikanische
Hazienda La Rosa Blanca, die ins Visier der US-amerikanischen Condor Oil
Company und ihres Präsidenten Mr. Collins gerät, weil unter ihrem Land Erdölvorräte
liegen. Andererseits geht es um das Leben in San Francisco, wo Condor
residiert. Nach längerer Auseinandersetzung gelingt es Collins, den Patron der
Hazienda, Jacinto, in die USA zu locken und dort – passenderweise mithilfe
eines Automobils – ermorden zu lassen. Die Condor Oil Company übernimmt die
Hazienda und vertreibt ihre indigenen Bewohner_innen.
Der Roman trägt den Schatten eines der ältesten Narrative der westlichen
Kultur in sich, nämlich des in die griechische Antike zurückgehenden Narrativs
des goldenen Zeitalters und seiner Auflösung (cf. Gatz 1967). Genauer4 tritt im
Roman eine geschichtsphilosophisch oft bemühte Triade hervor, die eine Idylle
(cf. nur Böschenstein-Schäfer 2001) und ihre Zerstörung beobachtet, aus dieser
Zerstörung aber auch Neues auf gehobener Stufe hervorgehen sieht. Die
triadische Erzählung ist in Travens Roman in spezifischer Weise konkretisiert,
nämlich durch Anleihen bei Karl Marx und Friedrich Engels. Der Roman fügt
sich thematisch und stilistisch in ein internationales literarisches Feld, das in
3 Cf. zur schwierigen Beziehung über 1939 hinaus Dammann (2012).
4 Gatz (1967: 212) weist daraufhin, dass für den antiken Mythos des ‘Goldenen Zeitalters’
und seine späteren Anverwandlungen der Gedanke zentral sei, „daß die Natur von selbst,
ohne menschliches Zutun, ihren vollen Segen spendet“. Hierin bestehe nachgerade ein
„Wunschgedanke aller Völker und Zeiten“ – dies sei „das Schlüsselmotiv, das alle partiellen
Bereiche und divergierenden Sichtweisen der goldenen Zeit und der Paradiesvorstellung
umspannt“. In völliger Reinheit ist dies bei Traven nicht abgebildet, wo Land und Vieh auf
der Rosa Blanca offensichtlich aktiv bewirtschaftet werden.
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Deutschland wie den USA beobachtet werden kann, dem auch Hausers
Brackwasser angehört und das im deutschen Zusammenhang mit dem, freilich
nicht ganz trennscharfen, Schlagwort der ‘Neuen Sachlichkeit’ bezeichnet wird
(cf. Becker 2000). Die Weiße Rose wird von einem nullfokalisierten heterodiegetischen
Erzähler erzählt, der dem Leser durchaus umfangreiche Einblicke
in die Psyche der verschiedenen Protagonist_innen gewährt – passagenweise
auch intern fokalisiert –, sich dabei aber um eine möglichst genaue, tendenziell
amoralische Beschreibung bemüht. Im Bereich der Figuren beobachtet er
einerseits den Patron der Hazienda, Jacinto, andererseits ‘neue Menschen’ der
Oberschicht einer Moderne, die fossile Moderne ist. Zentral sind hierbei die
Protagonistin Betty Cuttens als Inkarnation der ‘Neuen Frau’ und Mr. Collins,
den Traven als Heros des 20. Jahrhunderts zeichnet (cf. etwa 70).
In Die Weiße Rose fällt zunächst die Redseligkeit des Erzählers auf, der über
längere Passagen weniger Handlungen individueller Akteur_innen darstellt als
Sachverhalte erklärt, die, speziell wo es um ökonomische Zusammenhänge
geht, komplexer und abstrakter Art sind. Der Roman rückt in die Nähe des
erzählenden Sachbuchs, was besonders deutlich wird, wo es um Collins’
Manipulationen des Kohle- und Aktienmarktes geht. Die vergleichsweise große
Rolle von Erläuterungen gegenüber der Erzählung im engeren Sinne drückt
sich unter anderem in einer Textkomposition aus, die die Darstellung der
Handlungen der Protagonist_innen immer wieder unterbricht und viele Seiten
umspannende Erklärungen und Hintergrundinformationen einfügt.5
Der Drang zur Erläuterung abstrakter Sachverhalte hat mit den Intentionen des
Autors Traven zu tun, seine Leser_innen über die Realität aufzuklären. Sie hat
jedoch auch mit Qualitäten der modernen (Energie-)Welt zu tun, deren
literarische Darstellbarkeit in Zweifel steht. „Wer ist Herr des Lebens?“, fragt
der Erzähler.
Der Präsident der Ölkompanie? Oder der Rechtsanwalt, der die
schäbigsten Ehescheidungsprozesse und Erpressungsmanöver übernimmt?
Die Tänzerin eines Revuetheaters? Rockefeller? Sinclair?
Morgan? Der Präsident der Vereinigten Staaten? Keiner von denen,
5 Man könne sich „oft nicht des Eindrucks erwehren“, schreibt Thunecke (2012: 163) als sei
der Plot (auch) der Weißen Rose „nur Vorwand, um kulturkritische politische oder
ökonomische Ansichten des auktorialen Erzählers (und das heißt natürlich, mit
Einschränkungen, die des Autors) an den Mann zu bringen!“
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die als Herren der Welt erscheinen, die Erdteile kaufen und verkaufen
können, die Republiken gebären und vernichten können, Könige
krönen und absetzen […]. Sie alle sind in der Maschine, die da heißt
‚Das moderne Zeitalter’, ‚Unser heutiges Leben’ (59).
Die Metapher der Maschine des modernen Zeitalters betont seine Komplexität,
Unkontrollierbarkeit und Undurchschaubarkeit, die man mit Salminen und
Vadén (2015), aber tatsächlich schon mit Traven selbst auch auf energetische
Grundlagen rückführen kann. Die Metapher betont zudem die Notwendigkeit,
beständig Brennstoff zuzuführen, und dies ist innerdiegetisch Mr. Collins’
Rückhalt, mit dem er jede Handlung rechtfertigt (cf. etwa 181f.). Zugleich zeugt
die Passage von der Impotenz selbst der mächtigsten Individuen gegenüber der
‘Maschine’.
1.5 Die Idylle und ihr Zerfall
Die Weltsicht, die der Roman anbietet, ist eine materialistische Sicht, die
unzweifelhaft auf Marx’sche und Engel’sche Impulse zurückgeht, die etwa aus
Die deutsche Ideologie von 1845/46 stammen (cf. 1971a). Der Materialismus übergreift
dabei das Leben auf der Hazienda und in der Erdölmoderne und ist für
beide grundlegend. Das materielle Leben zu reproduzieren leistet bereits die
Rosa Blanca, die gleichwohl außerhalb der Geschichte zu stehen scheint und
lediglich durch die Entdeckung von Erdöl in die Maschine des modernen
Zeitalters eingesaugt wird (cf. 59). Im Zentrum der geschichtlichen Entwicklung
steht dagegen das kohlen- und zunehmend erdölbasierte Leben in den USA und
weiteren ‘entwickelten’ Erdteilen.
Auch wenn Die Weiße Rose einem triadischen Narrativ aufsitzt, kann der erste
Eindruck oder der Eindruck flüchtigen Lesens sein, es mit einer Dyade zu tun
zu haben, die die Stadien einer idyllischen Subsistenzwirtschaft und ihres
Zerfalls unterscheidet, was beides auch bei Heinrich Hauser erscheint.
Während bei Hauser jedoch subjektiver Dilettantismus zum Scheitern führt,
dringt bei Traven die Moderne auf die Rosa Blanca vor und leistet ihre
Vernichtung durch Vertreibung der Bewohner und durch Erdölextraktion. Die
besonders anschaulichen, gleichwohl theoretisch, nämlich geschichtsphilosophisch,
soziologisch und ethnologisch imprägnierten Passagen des Romans
betreffen das Leben auf der Rosa Blanca, wo, mit Marx und Engels (1971a: 17)
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gesprochen, „eine bestimmte Lebensweise“ herrscht, die auf spezifischen materiellen
Grundlagen basiert. Heribert Körner und Ernst-Ullrich Pinkert (1984)
haben die entsprechenden schematischen, sachbuchnahen Entwürfe der Weißen
Rose aufgeschlüsselt und sich hierbei auch der Idylle der Hazienda gewidmet.
Als sollte nicht bloß eine fiktive Welt entworfen, sondern ein soziologisches
Kategoriensystem bedient werden, ist die Idylle durch „Genealogie, solidarische
Beziehung“ sowie einen spezifischen „Zeitbegriff“ (ibid.: 335) bestimmt.
Nicht nur gilt, dass die hier lebende Gemeinschaft miteinander verwandtschaftlich
und durch Patenschaften zwischen dem Patron Jacinto und den
Kindern der Hazienda verbunden ist und der jeweils herrschende Patron sich
selbst in den Dienst der Gemeinschaft stellt. Der Patron steht auch in einer Reihe
mit Vorfahren und Nachkommen und hat ihnen gegenüber Verpflichtungen,
zu denen zuvörderst der Auftrag gehört, die Hazienda zu erhalten und nicht zu
veräußern. Während die Protagonisten der Erdölförderung im Roman einem
linearen Zeitbegriff anhängen und ihr Leben als möglichst effizient zu nutzende
Ressource auffassen, mangelt es Jacinto an diesem Begriff, sodass er mit Zeit
nachgerade verschwenderisch verfährt, ja eigentlich gar keine Beziehung zur
Zeit hat. Vielmehr werden Sach- und Sozialverhältnisse der Zeit vorgeordnet,
und zwar tradierte Verhältnisse, von denen aus die Welt gedacht wird. In
bemerkenswert klarer Weise nutzt Traven das Grundprinzip der Subsistenzwirtschaft,
um ein Leben zu zeichnen, das ein solches ewiger Gegenwärtigkeit
ist und im Zeichen selbstversorgenden Überlebens steht.
Technische Innovation hat auf der Rosa Blanca keinen Ort. Den Gedanken, ein
Auto zu kaufen, lehnt Jacinto ab, da er seine Wege nicht schnell zurücklegen
möchte. Maschinen zur Beschleunigung erscheinen sinnlos, sodass eine Arbeit,
„die eine Handmühle in drei Minuten schafft und an der die Indianerin eine
Stunde sitzt“, dennoch ohne Mühle erledigt wird.
[D]ie Handmühle kostet fünfzehn Pesos, und was hätte man mit der
übrigen Zeit anfangen sollen […]? Es war ein viel größeres
Vergnügen, alle die Tiere um sich zu haben und alle die Kinder
dazwischen. In den drei Minuten an der Handmühle konnten die
Tiere sich nicht versammeln (29).
Das Leben auf der Rosa Blanca stellt sich als Zusammenhang dar, in dem Zeit,
Sozialbeziehungen und Dinge in festen Konstellationen miteinander verwoben
sind und dessen Geräusche und Klänge sogar eine eigene Melodie des „heimatlichen
Singens der Rosa Blanca“ (30) kreieren. All dies wird von impliziten,
Susteck: Unmögliche Idylle
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unausgesprochenen und vielleicht unaussprechlichen Gesetzen gesteuert, die
Jacinto „im Blut trug“ (12). In ihrer Besonderheit sind sie aus der Perspektive
modernen Lebens schlicht nicht zu erfassen und Generatoren einer Alterität, die
zu überbrücken fast unmöglich ist. Dies hat Folgen für das Gespräch zwischen
Jacinto und dem Licenciado der Condor Oil, der die Hazienda erwerben will,
denn während Jacinto nur wenige Gedanken vertreten kann, die er allenfalls
geringfügig variiert wiederholt, ist diese Art der Auseinandersetzung dem
Licenciado schlicht „langweilig“ (17). Umgekehrt gelingt es Jacinto aber, die
Angebote des Licenciados auf einfache Probleme zurückzuführen, die diesen
aus dem Konzept bringen (cf. 21).
Dass Travens Roman komplexer ist, als die bisherige Beschreibung erahnen
lässt, deutet sich nun schon in den frühen Passagen über die Rosa Blanca an. Es
ist in der Ambivalenz von Erzähleräußerungen angelegt, bei denen auffällt,
dass sie nicht immer Jacinto einseitig positiv und den Licenciado einseitig negativ
bewerten, zumindest aber suggerieren, dass solche Einseitigkeiten nicht
zwingend wären (cf. zur Ambivalenz auch Ngouebeng 1993). Sicher ist es nicht
übermäßig sympathisch, wenn der Licenciado die Bewohner der Hazienda als
„stupide[]“ (17) wahrnimmt. Andererseits ist nicht ganz klar, wie man den
Erzählerkommentar einordnen soll, der Licenciado habe Recht „[w]ie alle seines
Berufs“ (19). Mehr noch bietet die Beschreibung Jacintos, dessen ganze „Weisheit“
(17) in einem Satz eingeschlossen ist, durchaus eine Grundlage für die
Einschätzungen des Licenciados.
1.6 Die Zerstörung der Hazienda
Bevor dies weiterverfolgt wird, ist als Gegenbild des idyllischen Lebens auf der
Hazienda dessen Auflösung in der Erdöl-Produktion zu zitieren. Die Ansicht
dieser Auflösung wird im Roman gleich zweimal entworfen, nämlich einmal in
einer Vision Jacintos (cf. 32f.) und einmal als Teil der innerdiegetischen Wirklichkeit,
nachdem die Rosa Blanca in die Hände der Condor Oil Company gefallen
ist (cf. 230f.). Die entsprechende Passage arbeitet mit dem Kontrast zwischen
subsistenzwirtschaftlicher Idylle und kapitalistischem, in den Strom der
Geschichte eingetretenen Ölfeld.
Rosa Blanca war jetzt verschmiert, verölt, verräuchert, verqualmt,
verdreckt. Sie war erfüllt von dem Stöhnen, Ächzen, Dröhnen,
Rattern und Fauchen der Maschinen, der Pumpen, der schweren
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Lastenautomobile. In ihrem eintönigen, ermüdenden Rhythmus
rasselten die Bohrer auf und nieder, Tag und Nacht und Nacht und
Tag. Die Driller wurden von ausschwenkenden Rohren erschlagen,
die Tooldresser von fallenden Hebern zermalmt […]. Sofort war ein
anderer da, der den Gott Bohrer bediente. […] Und die Compadres
alle schleppten Rohre, und sie sahen aus wie in Ketten laufende
Sklaven (230f.).
Die übermächtige Gewalt der Erdölextraktion und ihre permanente Arbeit
werden durch hochgradig tautologische Formulierungen auf der Ausdrucksbzw.
Wortebene gespiegelt. Die Wörter „verschmiert, verölt, verräuchert,
verqualmt, verdreckt“ sind semantisch ähnlich, wobei verschmiert und verölt
sowie verräuchert und verqualmt jeweils Synonyme bilden, während verschmutzt
demgegenüber ein Hyperonym darstellt. Die Verbindung wird auch klanglich
durch die identischen Präfixe und daher eine Alliteration unterstrichen. Semantisch
ähnlich verhält es sich mit dem „Stöhnen, Ächzen, Dröhnen, Rattern und
Fauchen“, wobei auch Onomatopoesie, also Lautmalerei, hinzutritt. Die Formulierung
„Tag und Nacht und Nacht und Tag“ nutzt nicht nur einen Phraseologismus
und gleich zweimal dieselben Antonyme, sondern invertiert ihre
Reihenfolge, um besonders zu betonen, dass die Ölbohrer immer arbeiten.
Raffinierter noch als die vergleichsweise einfachen, wenn auch effektiven
rhetorischen Kunstgriffe ist in der Passage eine inhaltliche Eskalation, die man
zunächst übersehen kann. Der Übergang von den Bohrern zu den Drillern und
Tooldressern, die tödlich verunglücken, erfolgt jedenfalls ohne besondere
Markierung. So wie die Arbeit unablässig voranschreitet, tut dies auch das
Sterben, das keiner besonderen Aufmerksamkeit wert scheint, wenn man davon
absieht, dass erneut eine Redundanz eingebaut wird, da der Tod verschiedene
Menschen offenbar immer gleich und doch auf unterschiedliche Weise trifft.
Insgesamt kontrastiert der Klang des Ölfelds mit dem Gesang des Lebens auf
der Hazienda, sodass die unterschiedlichen Lebensweisen auch auditiv
anschaulich bzw. anhörbar werden.
Traven platziert Visionen der Nachhaltigkeit am Beginn, die im Rahmen der
Entwicklung aufgelöst und durch Prozesse der Erdölgewinnung zerschlagen
und vernichtet werden. Dennoch scheint der Impuls des Romans im Appell zu
bestehen, zu dieser Nachhaltigkeit zurückzukehren, wenigstens aber sie zu
bewahren, wo sie noch existiert. Die Anlage von Travens Roman ist dabei so
schematisch, dass die entsprechende Deutung überaus naheliegt und sich
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gerade in didaktischen Kontexten aufdrängt. Die Weiße Rose würde sich damit
in ein breites Feld von Schriften einfügen, deren Vorstellung von Nachhaltigkeit
eine Vorstellung ist, die nach Exklaven sucht, welche aus der Vergangenheit
erhalten geblieben sind oder, noch dringender, wiederhergestellt werden
müssen. Schüler_innen des Deutsch- oder überhaupt Sprachunterrichts dürfte
diese Konstruktion nicht bloß vertraut, sondern auch bequem zuhanden sein,
da sie mit relativ simplen Mitteln ein Lösungsangebot ökologischer Krisen zu
machen scheint und jedenfalls leicht zu affirmieren ist.
1.7 Der Segen des Erdölzeitalters
Schaut man genauer hin, wirft Travens Roman freilich die Frage auf, wie überzeugend
dieses Lösungsangebot ist. Die angedeutete Nachhaltigkeitspoesie ist
mit einem Fragezeichen zu versehen, wenn der Roman historisch, wie schon
erwähnt, eine Triade, nicht eine Dyade entwirft, den Moment der Wiederkunft
der Idylle aber nicht kennt. Das dritte Stadium der Entwicklung nach Idylle und
Verheerung wird mit Blick auf die Rosa Blanca etwas versteckt, nämlich in
Kapitel 18 auf bloß zweieinhalb Seiten (cf. 218–221), aber dennoch klar
ausbuchstabiert. Dabei wird das Leiden der von der Hazienda vertriebenen
Bewohner eindringlich geschildert, diesem Leiden irritierenderweise aber
gegen subjektive Empfindungen eine objektiv positive Deutung beigegeben.
„Die Menschen hatten viel verloren und bei dem Verlust viel gewonnen“ (220).
Es wird daher ebenso knapp wie deutlich aus rein negativer Bewertung befreit
(cf. auch Körner/Pinkert 1984: 343). Der Verlust der Unmittelbarkeit und des
erd- und naturverbundenen Lebens soll hierbei kompensiert sein, indem eine
geistige Entwicklung proklamiert wird. Der Roman geht, konzeptionell diszipliniert,
dabei über die eher improvisiert und ziellos wirkenden Darstellungen
etwa bei Hauser hinaus. Die ehemaligen Bewohner_innen der Hazienda treten
bei Traven zwangsweise in die Moderne mit ihrer Intransparenz, Komplexität
und Dynamik ein, können hier aber heimisch werden und sogar neue menschliche
Entwicklungsstufen erklimmen. Es heißt:
Rein materiell betrachtet, waren alle Betroffenen jetzt besser für das
Leben im Allgemeinen gerüstet als vorher. Sie waren nicht mehr nur
die Bewohner eines kleinen Fleckchens Erde, wo sie nichts weiter von
der Welt und anderen Menschen wußten, als so weit ihr Auge den
Horizont sah. Sie wurden mehr und mehr Menschen, die bewußt in
einer großen Welt lebten, in einer größeren Heimat, in der
metaphorik.de 33/2023
168
mexikanischen Republik. Sie fühlten die Größe der Welt und den
Umfang menschlichen Zusammenarbeitens über die ganze Erde
hinweg. […] Sie fühlten das erste Keimen jenes Gedankens, daß alle
Menschen auf der Erde eine Einheit sind, alle eine große Bruderschaft
bilden. Sie sahen in den Filmen, […] was andere Menschen, weit
entfernt von hier, taten, wie sie handelten, wie sie dachten, wie sie
arbeiteten, wie sie liebten, wie sie ihre Kinder behandelten, wie sie
betrogen und schwindelten. […] Sie hörten dem Radio zu, das von
den amerikanischen Ingenieuren und Ölleuten in die Camps gebracht
wurde, sie hörten Musik und Worte aus anderen Ländern […]. Sie
trafen mit anderen Arbeitern zusammen, die aus anderen Staaten der
Republik kamen, die viel gesehen und viel erlebt hatten. So eröffnete
sich vor ihren körperlichen und geistigen Augen eine ganz neue Welt
[…]. Was Größeres kann der Mensch auf Erden gewinnen, als daß
seine Liebe zu den Menschen größer wird! (219 u. 221)
Nur knapp sei vermerkt, dass sich das Erzählerverhalten in Kapitel 18 im
Vergleich zu den zentralen Passagen, die die Rosa Blanca betreffen, verändert
ausnimmt. Die teils interne Fokalisierung ist einer deutlichen Nullfokalisierung
gewichen; nicht mehr einzelne, mit Namen und Individualität versehene
Figuren stehen im Zentrum, sondern ein unpersönliches Kollektiv; und die
Distanz des Erzählers zum Erzählten hat deutlich zugenommen, was sich in der
abstrakten Beschreibung großer Entwicklungen zeigt.
Hinter der zeittypischen, in der Weißen Rose gleichwohl überraschenden
Emphase stehen erneut Vorstellungen von Marx und Engels. Es geht um eine
Bewusstseinsbildung zur internationalen Solidarität und Revolution, zunächst
aber um eine generelle Weiterentwicklung, die sich im, durch eine neue
materielle Lebenswirklichkeit transformierten, Geistigen vollzieht. Ein Treiber
dieser Entwicklung ist erneut fossile Energie, und dies nicht nur, weil sie die
Bewohner der Rosa Blanca aus ihrem bisherigen Leben herausgezwungen hat,
sondern weil sie die Grundlage einer beschworenen Internationalisierung und
Vernetzung bildet. In Die deutsche Ideologie (1971a: 42f.) heißt es unter anderem:
Je weiter sich im Laufe dieser Entwicklung nun die einzelnen Kreise,
die aufeinander einwirken, ausdehnen, je mehr die ursprüngliche
Abgeschlossenheit der einzelnen Nationalitäten durch die ausgebildete
Produktionsweise, Verkehr und dadurch naturwüchsig
hervorgebrachte Teilung der Arbeit zwischen verschiedenen
Nationen vernichtet wird, desto mehr wird die Geschichte zur
Weltgeschichte […]. In der bisherigen Geschichte ist es allerdings
ebensosehr eine empirische Tatsache, daß die einzelnen Individuen
Susteck: Unmögliche Idylle
169
mit der Ausdehnung der Tätigkeit zur weltgeschichtlichen immer
mehr unter einer ihnen fremden Macht geknechtet worden sind […].
Aber ebenso empirisch begründet ist es, daß durch den Umsturz des
bestehenden gesellschaftlichen Zustandes durch die kommunistische
Revolution […] und die damit identische Aufhebung des
Privateigentums [...] die Befreiung jedes einzelnen Individuums in
demselben Maße durchgesetzt wird, in dem die Geschichte sich
vollständig in Weltgeschichte verwandelt.
Was hier steht, ist nicht bloß als Ausdruck einer politischen Vision interessant.
Es ist interessant, weil es Geschichte zu schreiben versucht und in die Zeit einen
Pfeil einträgt, der vorwärtsweist. Wie etwa auch in Passagen des Manifestes der
kommunistischen Partei von 1848 zeigen Marx und Engels eine Faszination für
geschichtliche – und dies heißt wesentlich kapitalistische und fossilenergetische
– Dynamik, die überraschen kann und sich auch bei Traven manifestiert.
Die Weiße Rose bleibt im Vergleich zum philosophischen Traktat dabei allerdings
polyvalent und die positive Annotierung des Lebens der Vertriebenen ist
nicht ihr Schlusswort. Sie verharrt vor der Schwelle zur kommunistischen
Revolution und gönnt tatsächlich noch die letzte Seite dem Triumph Collins’
und des Erdölkapitalismus über einzelne Menschen und ihre Schicksale, aber
auch über die ‘natürliche’ Welt. Dabei werden einerseits die im 18. Kapitel
formulierten Erzählerworte nicht revidiert oder vom Text des Romans explizit
in Frage gestellt. Andererseits aber wird deutlich markiert, dass die in der
Handlung dargestellte Triade kaum das Ende der Geschichte darstellen kann
und auf einen Zukunftshorizont offen ist oder zu öffnen bliebe. Das im Roman
genutzte triadische Narrativ wäre, so gesehen, ungeachtet seiner suggestiven
Kraft und Konventionalität nicht abgeschlossen.
Hinzuzufügen bleibt an dieser Stelle die Querung eines energetischen (Post-)
Kolonialismus, ohne den das bisher Gesagte unvollständig wäre. So gehört zu
den Ursachen der 1910 einsetzenden und bis in die 1930er Jahre reichenden
Mexikanischen Revolution (cf. Tobler 1984) die rohstoffbedingte ökonomische
Abhängigkeit Mexikos von den USA, die umliegende Staaten in ihre Einflusssphäre
zogen und die spanische Kolonisierung durch eine postkoloniale Abhängigkeit
ersetzten. „Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts“, konstatiert
Volker Depkat (2008: 103), „begann auch die ökonomische Durchdringung
Mexikos durch die US-Wirtschaft.“ – „Nach 1900 und zumal in den 1920er
metaphorik.de 33/2023
170
Jahren rückte dann die Ausbeutung der reichen mexikanischen Erdölvorkommen
ins Zentrum der Wirtschaftspolitik, sodass das Land im Jahr 1912 der
drittgrößte Erdölproduzent der Welt war“ (ibid.). Die sowohl in Hausers Brackwasser
als auch Travens Die Weiße Rose erkennbare Trabantenstellung Mexikos
und die bei Traven äußerst kritisch porträtierte imperiale Ausbeutung durch
die amerikanischen Erdölgesellschaften sollten durch Bemühungen korrigiert
werden, die Erdölvorkommen für die nationale Entwicklung Mexikos zu reklamieren.
Anders als Travens Roman teils suggeriert, war dieses Projekt jedoch
ebenfalls mit dem Gedanken idyllischer Subsistenzwirtschaft kaum vereinbar.
Der mexikanische Weg bzw. der der ‘mexikanischen Republik’, die das 18.
Kapitel aus Die Weiße Rose beschwört, ist bei Traven daher auch dann, wenn es
um die Emanzipation Mittelamerikas von postkolonialen Strukturen geht, ein
fossiler Weg über das Land der indigenen Bevölkerungsgruppen hinweg (cf.
Ngouebeng 1993: bes. 51 u. 62), womit Konflikte skizziert sind, die bis heute
andauern.6
Es kann beunruhigen, dass ein tragfähiges Narrativ der Nachhaltigkeit bei
Traven 1929 fehlt, Schritte in Richtung eines solchen Narrativs aber auch 2022
literarisch und gesellschaftlich nur bedingt gegangen scheinen. Es kann aber
auch eine Öffnung auf Komplexität bedeuten, die unterrichtlich thematisiert
wird.
2. Erschließung im Deutschunterricht
2.1 Die Ambivalenz der fossilen Moderne und Schritte ihrer
Erschließung mit Die Weiße Rose
Wendet man das Gesagte didaktisch, lässt es sich mit der schon benannten
Frage kurzschließen, wie Schüler_innen die Idylle der Hazienda bewerten und
in welchem Verhältnis die Vorstellungen von nachhaltiger Idylle zu ihren
Wahrnehmungsmustern und Lebensentwürfen stehen. Diese Frage stellt sich
umso mehr, als, wie bereits angesprochen, das Leben Jacintos und seiner
6 Traven, urteilt Manova (2021: 186), „propagierte […] eine regelrechte wirtschaftliche
Entfesselung der industriell lukrativen Rohstoffe und nahm darin sein politisches Engagement
literarisch wieder auf. Durch freie und für alle zugängliche Stoff- und Warenflüsse sollte eine
gerechtere Gesellschaft entstehen, die sich politisch zwischen dem Realkapitalismus und dem
Bolschewismus bewegen sollte“.
Susteck: Unmögliche Idylle
171
Mitbewohner, ja sein Charakter in den ausgedehnten Eingangspassagen des
Romans nicht ungebrochen positiv dargestellt werden. Die positive Sicht überwiegt
zweifellos und es fällt schwer zu glauben, Traven habe mit der Idylle der
Rosa Blanca nicht stark sympathisiert. Wichtige negative Aspekte der subsistenzwirtschaftlichen
Lebensweise werden entsprechend im Roman ausgeblendet
oder gar negiert.7 Dennoch kann man die Frage entwickeln, ob die
Idylle eine nachhaltige Lebensvision sein könnte oder auch, ob Schüler_innen
so leben wollten.
Möchte man sich auf die genannten Aspekte einlassen, wäre zunächst zu
erfassen, dass der Roman in einer Weise, die keinesfalls von Traven erfunden
ist, sondern mindestens ins 19. Jahrhundert zurückweist, ganzheitliche Gesellschafts-
und Weltzustände zeichnet, in denen sich, wie gesehen, energetische,
ökologische, soziale und kulturelle Aspekte verbinden. Dabei gehört es zur
hintergründigen Tücke von Travens Roman, in den ersten beiden Stadien, die
das triadische Narrativ darstellt, die Frage von Ökologie und sozialer Kohäsion
engzuführen – was keineswegs selbstverständlich ist –, diese Engführung aber
in Stadium drei infrage zu stellen. Zwar wird gezeigt, wie die Hazienda nicht
bloß menschlich, sondern auch ökologisch befriedigt und wie mit ihrer
Zerstörung das Leben ihrer Bewohner_innen erschüttert wird und sie teils zu
faktischen Sklaven degradiert sind. Zugleich aber bestätigen die in Kapitel 18
eingeschlossenen positiven Bewertungen der Entwicklung das knappe Diktum
Marx’ und Engels, „daß man die Sklaverei nicht aufheben kann ohne die
Dampfmaschine oder die Mule-Jenny“ (1971a: 54). Die enorme emanzipatorische
Kraft fossiler Energie (cf. Klose/Steininger 2018, 2020) ist in Travens
Narrativ daher unterschwellig enthalten, das damit die Ambivalenz der fossilen
Moderne als Problem und Herausforderung ausweist. Ungelöst bleibt entsprechend,
dass soziale Emanzipation hier nicht als nachhaltig modelliert
werden kann. Schon allein die Setzung eines primär ökologischen Akzents im
Unterricht ist in diesem Zusammenhang nicht selbstverständlich, und zwar
nicht nur aufgrund von Sehgewohnheiten der Didaktik und Literaturwissenschaft,
sondern aufgrund der Tatsache, dass in der langen Geschichte
7 Anders, als der Roman behauptet, ist ein Wachstum der Gemeinschaft und ihre nahezu
schrankenlose Ernährung (cf. 12, 28) unter den Bedingungen dieser Lebensweise kaum
möglich und erst Errungenschaft der fossilen Welt; ausgeblendet bleibt generell das Problem
potenziell instabiler Ernährung, die Gefahr von Missernten usw.
metaphorik.de 33/2023
172
ökologischer und sozialer Entwicklungen eine fast selbstverständliche Privilegierung
des Sozialen Tradition hat (cf. Latour 2008, 2018).8
Um die Besonderheiten des Travenschen Narrativs unterrichtlich herauszuarbeiten,
kann der Logik des Romans insofern gefolgt werden, als zunächst das
Schüler_innen keinesfalls überraschende zweischrittige Narrativ erfasst wird,
das das Haziendaleben und seine Auflösung darstellt und daraus einen Kontrast
zwischen Idylle und Zerstörung entwickelt. Hierbei geht es automatisch
nicht nur um Travens Text, sondern um mächtige kulturelle Vorstellungen, die
in immer neuen Spielarten aktualisiert werden. In einem zweiten unterrichtlichen
Schritt lässt sich das Narrativ zur Triade ergänzen, was scheinbar
einfache Wertungen unterläuft und in Zweifel zieht. Dabei wäre zunächst das
zentrale Kapitel 18 überhaupt in seiner Bedeutung zu erkennen und zu erfassen,
dass das hier Gesagte ernst genommen werden muss. In einem dritten Schritt
ließe sich ein weites Feld gestriger wie heutiger Zukunftsfragen öffnen, die
ungelöst und Gegenstand der Debatte sind. Dies setzt die schon angesprochene
Erkenntnis voraus, dass die geschichtliche Entwicklung bei Traven –
womöglich überraschenderweise – mit der Triade nicht beendet ist. Die im
Folgenden entworfenen, sehr skizzenhaften und nur als Anregung verstandenen
Unterrichtsüberlegungen gehen davon aus, dass die Schritte eins
und zwei in zwei bis drei Unterrichtsstunden gegangen werden könnten,
während Schritt drei erhebliche Spielräume eröffnet, die unterschiedlich
ausgeschritten werden können.
2.2 Schritt eins: Das Leben auf der Hazienda und sein Gegenbild
Mit Blick auf das Narrativ der Idylle und ihrer Auflösung lassen sich im ersten
Schritt die sozial-ökologisch integrierte, besondere Lebensweise der Hazienda
sowie ein Gegenbild dieser Lebensweise herausarbeiten, das der Roman mit
entwickelt. Dies ist offensichtlich in sehr unterschiedlichen methodischen
Arrangements möglich. So kann eine Arbeit am Text zunächst dazu dienen,
8 So versucht Ngouebeng (1993: 62–64) auf interessante Weise zu trennen, was Traven an der
indianischen Kultur skeptisch sah (wirtschaftshemmende Mentalität, Separierung in
Exklaven) und was er bewahrenswert fand (Organisation des Zusammenlebens, Solidarität).
Hier wird die Auseinandersetzung mit der indianischen Existenz als rein soziale Auseinandersetzung
gezeichnet, die keinerlei ökologische Seite hat.
Susteck: Unmögliche Idylle
173
überhaupt zu erkennen, was positiv und was negativ bewertet wird. Dem kann
beispielsweise die folgende Textpassage zugrunde gelegt werden:
Alles das sah Jacinto jetzt so, als sähe er es zum ersten Male in seinem
Leben. Nie vorher hatte er das Singen der Rosa Blanca so vollendet
gehört wie jetzt. Und nie vorher hatte er so stark gefühlt, daß er der
Kern des Ganzen hier war, daß, wenn er sich hier von seiner Verantwortlichkeit
lösen würde, dann alles zusammenbrechen müßte. Die
Familien würden sich zerstreuen, uralte Bande würden zerrissen
werden, der Sohn würde seinen Vater nicht mehr kennen, der Neffe
nicht mehr seinen Onkel. […] Die Rosa Blanca wird gleich sein der
Fabrik, in der der Vater arbeitet in der Stadt. Etwas Notwendiges, aber
etwas, zu dem man keine persönliche Beziehung hat. Man wird
wechseln von Ort zu Ort, um Arbeit zu finden, um Leben zu können.
Nichts wird mehr sicher sein. Heute ein guter Lohn, morgen ohne
Arbeit. Die Rosa Blanca hatte immer Arbeit, immer Nahrung, solange
die Sonne aufgeht und untergeht. […] Nahrung allein wird die Fabrik
sein, das Ölcamp, die Kupfermine, die Textilfabrik, wo alle Arbeiter
Nummern sind und alle Nummern haben, die am Abend beim
Verlassen der Fabrik an einer Tafel aufgehängt werden.
Wo einst die Orangen- und Zitronenbäumchen standen, wo einst die
Kronen der Papayabäume sich in der flirrenden Luft wiegten, um ihre
reifenden Früchte in der Sonne zu baden, wo einst die grünen Maisfelder
waren und wo sich die Stauden im Reifen der goldenen Kolben
ihre ewigen Märchen zuwisperten, da stöhnten und ratterten jetzt
fauchende Lastautos mit stählernen Raupenbändern mitleidlos über
die gequälte Erde […]. Ein Gewirr von eisernen Rohren überzog die
Felder. Und darüber war ein Netz von Lichtkabeln und Telephondrähten
(31f.).9
Denkbar wäre eine Arbeit im Think-Pair-Square-Share-Verfahren, wobei
zunächst an die einzelnen Schüler_innen der Textauszug und die vergleichsweise
offene Aufgabe ausgegeben wird: Lesen Sie den Text und überlegen Sie: Was
wird hier positiv, was negativ bewertet? Anschließend wird in Partnerarbeit die
Aufgabe gestellt:
9 Der Textauszug ließe sich deutlich erweitern. Eine alternative oder ergänzende Passage
findet sich, wo der Gouverneur die Hazienda besucht (cf. 155–161). Hier wird ihm
interessanterweise die Hazienda zu einer „völlig neue[n] Welt“ (161), wie an anderer Stelle die
Erdölmoderne für die Bewohner der Hazienda zur ‘neuen Welt’ avanciert (cf. u.).
metaphorik.de 33/2023
174
Arbeitsblatt für die Phase der Partnerarbeit:
Tauschen Sie sich knapp über Ihren Textauszug aus. Finden Sie gemeinsam drei
Dinge, die positiv beschrieben, sowie drei Dinge, die negativ beschrieben
werden, und halten Sie sie fest:
Positiv Negativ
1. 1.
2. 2.
3. 3.
Tab. 1: Partner_innenarbeit
Für den Unterricht wäre hier relevant, dass unterschiedliche Lösungsvorschläge
auf unterschiedlichen Abstraktionsebenen möglich sind, was
unterschiedlichen Schüler_innenfähigkeiten entgegenkommt. Zu betonen ist
die inzentive Funktion des kurzen Arbeitsblattes, indem es nicht bloß ausgefüllt
werden soll, sondern dem Austausch und der Verständigung über Lösungen
Bedeutung zukommt. Positive und negative Aspekte müssen zudem noch nicht
in Form von Oppositionspaaren auftreten, obwohl entsprechende Lösungen
naheliegend sind.
Im Anschluss an die Partnerarbeit fänden sich jeweils zwei Schüler_innenpaare
zu Vierergruppen zusammen. Zwischenzeitlich sind durch die Lehrperson eine
Reihe von Oberbegriffen auf Moderationskarten sichtbar gemacht worden,
unter denen sich gedankliche und begriffliche Oppositionen des Textes fassen
lassen. Nach wechselseitiger Präsentation der Ergebnisse aus der vorangegangenen
Arbeitsphase wählt jede Arbeitsgruppe eine Karte aus und ergänzt zum
Oberbegriff ein oppositionelles Begriffspaar, was eine erneute Diskussion auf
gesteigertem Anforderungs- und Abstraktionsniveau bedeutet, die Text- und
Formulierungsdiskussion ist. Die Ergebnisse werden gesammelt und von
Gruppen exemplarisch präsentiert und erklärt. Sie können anschließend auf
verschiedene Weisen präzisiert, korrigiert, erweitert oder problematisiert
werden.
Entsprechende – ggf. zu ergänzende – Oberbegriffe mit lediglich exemplarischen
Lösungen, bei denen die positiv besetzten Vorstellungen links, die
negativen rechts stehen, könnten etwa sein:
Susteck: Unmögliche Idylle
175
Orte des Lebens Rhythmus des Lebens
Hazienda/Rosa
Blanca
Fabrik/Stadt Gleichförmiges
Leben/
zyklisches
Leben
Unstetes
Leben/
wechselhaftes
Leben
Beziehungen Menschengruppen
Familienbeziehungen/
Verwandtschaftsbeziehungen
Unpersönliche
Beziehungen/
Fremdheit
Familie (Wechselnde)
Arbeiterschaft
Arbeit Lohn
Persönlich
bedeutsame,
sinnerfüllte
Arbeit/sichere
Arbeit
Bloß notwendige
Arbeit/unsichere,
stets wechselnde
Arbeit
Nahrung Geld
Bild des Menschen Mobilität
Individuelle
Persönlichkeit
Nummer Leben an einem
Ort
Häufiger
Ortswechsel
Landschaften Bebauung des Landes
Agrarische
Landschaft/
‘natürliche’
Landschaft
Industrielle
Landschaft/
Fördergebiet für
Erdöl
Bebauung mit
Pflanzen
Bebauung mit
Technik (Rohre,
Kabelmasten)
Klänge Lebensziele
Singen, Wispern Stöhnen und
Rattern
Glück/ Sinn Überleben/
Gewinn
Zustand der Erde Persönliche Zukunft
Fruchtbar ‘Gequält’ Sicher/
vorhersehbar
Unsicher/undurchschaubar
Tab. 2: Positives und negatives Leben nach Oberbegriffen
Zu den interessanten Aspekten der derart ermittelten Ergebnisse dürfte
gehören, dass das durch die linksseitigen Begriffe repräsentierte positive Bild
sympathisch und hochgradig zustimmungsfähig wirkt. Es handelt sich um ein
kulturelles Konstrukt nicht nur lebensförmig, sondern nachgerade moralisch
positiver Empfohlenheit, was auch dadurch nicht aufgebrochen wird, dass es
bei einzelnen Schüler_innen Opposition auslösen mag und von Schüler_innen
in der Regel nicht gelebt werden dürfte. Dabei gilt für die ausgewertete
metaphorik.de 33/2023
176
Textstelle zwar, dass die jeweils links stehenden Begriffe mit einer (bedrohten)
Gegenwart verknüpft sind, während die rechts stehenden Begriffe einer
drohenden Zukunft zugewiesen werden, die es abzuwehren gilt. Zugleich
freilich geht es um grundsätzliche Wertungen im Jetzt, da die Zustände, die von
der Rosa Blanca ferngehalten werden sollen, im Umfeld bereits existieren.
2.3 Schritt zwei: Das triadische Narrativ und seine Implikationen
Die vordergründige Schlichtheit der Verhältnisse ändert sich, wenn man im
zweiten Schritt Kapitel 18 des Romans hinzuzieht, aus dem eine zentrale – leicht
erweiterbare – Passage oben zitiert wurde. Hier versucht der Erzähler zwar
nicht, das idyllische Bild direkt in Zweifel zu ziehen. Er ist aber dennoch damit
befasst, es positiv zu überschreiben und zu überbieten. Mag die Rosa Blanca ein
attraktives Lebensmodell verkörpern, wäre die Botschaft, gibt es noch weitere
potenziell attraktive Modelle mit größerer Zukunftsfähigkeit. Legt man die
positiven Attribute der zuletzt entworfenen Tabelle zugrunde, zeigt sich dabei,
dass Schüler_innen mithilfe der Textpassage aus Kapitel 18 die moderne
Alternative zum Haziendaleben gut erfassen können. Nicht in allen Fällen, aber
in vielen lassen sich Überschreibungen in Einzel-, Partner- oder Gruppenarbeit
entwickeln (rechte Spalte).
Orte des
Lebens
Hazienda/Rosa
Blanca
Große Welt/Mexikanische
Republik
Rhythmus des
Lebens
Gleichförmiges Leben Neuheit und Entdeckung
Beziehungen/
Menschengruppen
Familienbeziehungen,
Verwandtschaftsbeziehungen/
Familie
Menschliche Bruderschaft
Arbeit Sinnerfüllte Arbeit
Lohn Nahrung Materielle Besitztümer
Bild des
Menschen
Individuelle
Persönlichkeit
Individuelle Persönlichkeit
wachsenden Bewusstseins
Mobilität Leben an einem Ort Leben auf der Erde (global bzw.
global vernetzt)
Landschaften Agrarische Landschaft Technische Landschaft
Bebauung des
Landes
Bebauung mit
Pflanzen
Technologische Ausstattung
Susteck: Unmögliche Idylle
177
Klänge Singen (des
Haziendalebens),
Wispern
Klänge aus Nah und Fern
Lebensziele Glück Erweiterte Menschenliebe
Zustand der
Erde
Fruchtbare Erde
Persönliche
Zukunft
Vorhersehbare
Zukunft
Neue Welt
Tab: 3: Leben auf der Hazienda vs. Leben in der Erdölmoderne
Die rechts aufgeführten Begriffe müssen teils aus dem Text inferiert werden
und haben zudem – wie in Zeile zwei ‘Rhythmus des Lebens’ oder Zeile acht
‘Landschaften’ – eine vergleichsweise große Nähe zu zuvor negativ besetzten
Begriffen. Sie sind nun aber positiv konnotiert, was zuallererst erkannt werden
muss. Überhaupt gibt die Tabelle eine noch recht schematische Vorstellung von
teilweise anspruchsvollen Konstrukten, sodass sie primär einen heuristischen
Wert im Unterricht hätte. Hierzu müssen die beiden unterschiedlichen positiven
Lebensmodelle auf der Basis der tabellarisch entwickelten Aspekte miteinander
konfrontiert werden. Dies könnte in Form von Diskussionsformaten
geschehen, in denen Vertreter_innen des Hazienda- und solche des neuen
Lebens aufeinandertreffen. Auch Schreibübungen der Handlungs- und
Produktionsorientierung sind jedoch denkbar, wie etwa das Verfassen eines
Briefes, den ein in die Stadt verschlagener ehemaliger Bewohner der Rosa
Blanca Verwandten schreibt und in dem er das neue Leben positiv vertritt. In
diesem Schritt ginge es um ein vertieftes Verständnis der im Roman vorkommenden
Positionen durch Übernahme von Rollen, also noch nicht um eine
persönliche Positionierung der Schüler_innen.
Im Anschluss daran kann erschlossen werden, wie beide Positionen von den
Schüler_innen bewertet werden und inwiefern Schüler_innen die Perspektiven
des Kapitels 18 von Die Weiße Rose im Romanzusammenhang und persönlich
überzeugend finden. Hier ist sicherlich ein analytischer Unterrichtszugriff im
Rahmen eines plenaren argumentativen Gesprächs sinnvoll, das gegebenenfalls
in Kleingruppen vorbereitet sein kann. Was den Roman betrifft, darf nicht
übersehen werden, dass der Eindruck, den Kapitel 18 erzeugt, weder alle
Probleme auflöst, die der Text adressiert, noch dass er im Roman das letzte Wort
darstellt. Wie schon erwähnt, endet der Text vielmehr dystopisch. Der Roman
wirft daher letztlich über das entworfene triadische Schema die Frage nach
metaphorik.de 33/2023
178
einer besseren Zukunft auf, die jedoch keine Kontur erhält. In ihr müssten sich
eigentlich die fossilenergetisch bedingten zivilisatorischen Fortschritte mit Dekolonisierung,
gesundheits- und lebensschonenden Arbeitsbedingungen und
ökologischer Nachhaltigkeit verbinden. Im Kontext der 1920er und 30er Jahre
konnten Traven-Leser_innen diese Kontur teilweise aus dem Vorstellungshaushalt
Marxscher und Engelscher Theorie ableiten, aber auch heutige
Schüler_innen dürften Vorstellungen haben, die solcher Konturierung – wie
vage auch immer – dienen können.
Auffällig ist auch, dass die sozial-ökologische Integration des subsistenzwirtschaftlichen
Zustands – wie schon oben besprochen – von Traven in Schritt
drei des Narrativs nicht wiedergewonnen wird, wo die Frage nach ökologischer
Zerstörung ganz hinter soziale Aspekte zurückfällt, wie sich unterrichtlich bei
entsprechender Planung ausschärfen ließe. Traven bemüht sich daher zwar, das
positive Leben auf der Hazienda durch eine neue Lebensvision positiver Art zu
überschreiben, doch schließt diese Vision keine ökologische Nachhaltigkeit
mehr ein.
Triadisches Narrativ Zukunft
Idylle subsistenzwirtschaftlichen
Haziendalebens
Zerstörung der
Idylle,
Vertreibung und
Verheerung
Neues Leben auf
erhöhter Stufe
des Bewusstseins
und der
Zivilisation
?
Negativ:
Beschränkte
Existenz
Negativ:
Zerstörte Landschaft,
Arbeitsbedingungen,
die
über das einzelne
Menschenleben
hinweggehen…
Tab. 4: Triadisches Narrativ und offene Zukunft
Was die persönlichen Einschätzungen von Schüler_innen betrifft, dürfte, unabhängig
von den Sympathien, die sie dem Haziendaleben zumessen, die Kontur
der modernen Welt aus Kapitel 18 jene sein, die ihr eigenes Leben oft am besten
erfasst. Dies schließt aber nicht aus, Entwicklungsaufgaben zu erkennen, die der
Roman bereits sehr deutlich markiert und die heute etwa über das UNProgramm
der ‘Bildung für nachhaltige Entwicklung’ auch den Schulen gestellt
Susteck: Unmögliche Idylle
179
sind (cf. Kultusministerkonferenz 2017; Nationale Plattform Bildung für
nachhaltige Entwicklung 2020: 23–39 u. 44–47). Was Traven schon 1929 entwirft,
ist eine vertrackte Situation, die gerade unter ökologischen Aspekten weder
Endpunkt sein, noch durch einfache Rückkehr zu einem Davor remediert
werden kann.
2.4 Schritt drei: Erweiterungen
Ist dieses Reflexionsstadium erreicht, öffnet sich in einem dritten Schritt mit
dem Roman und durch den Roman ein potenziell weites Arbeitsfeld. An seinem
Grund liegt die hohe Ambivalenz der fossilenergetischen und speziell durch
das Erdöl ermöglichten Modernisierung (cf. Klose/ Steininger 2020), die einerseits
Phantasien einer Rückkehr zur Subsistenzwirtschaft als unrealistisch
erkennbar macht bzw. solche Rückkehr nur als Ausnahme ermöglichen könnte,
andererseits aber einen kritischen Schwellenbereich erreicht hat, in dem globale
wie regionale ökologische Krisen größten Ausmaßes drohen, ja tatsächlich
schon deutlich fortgeschritten sind. Diese Ambivalenz zuallererst zu erfassen
und in ihr ein dringendes Problem zu erkennen, wäre ein Lernziel im Umgang
mit Travens Roman. Dabei wird ersichtlich, dass die fossilenergetische
Moderne durch große (selbst-)destruktive Kräfte geprägt ist, aber zugleich
fossile Energie und speziell die Verfügbarkeit von Erdöl in zunehmend
größeren Teilen der Welt einen hohen zivilisatorischen und emanzipatorischen
Lebensstandard erzeugt haben, was die Frage nach der Zukunft schwierig und
komplex macht.
Ungeachtet der Tendenzen in Richtung des erzählenden Sachbuchs ist der
Roman für Diskussionen gerade deshalb geeignet, weil er in seiner literarischen
Struktur eine Lebensweltnähe erzeugt, die den Zugang zu abstrakten Problemen
auch über die Imagination konkreter Situationen und Schicksale bahnt.
Damit sind in ihm Polyvalenzen und Unschärfen angelegt, die der Komplexität
gegenwärtiger Herausforderungen besonders angemessen scheinen und
Schüler_innen einen Zugriff ermöglichen, der aus alltagsähnlichen, aber kulturell
zugerichteten Szenarien in abstrakte Problemlagen hineinführt. Dies
bedeutet auch, affektive Lagen, Bedürfnisse und Wünsche fiktiver Figuren in
die eigene Weltwahrnehmung aufzunehmen.
Es ist evident, dass im Ausgang von Travens Roman sehr unterschiedliche
Weiterplanungen von Unterricht möglich sind. Dies betrifft nicht nur eine
metaphorik.de 33/2023
180
mögliche interdisziplinäre Erweiterung, sondern auch die Nutzung von
Sachtexten oder weiteren Medien. Hier sind multiple Verbindungen zu
Interessen des Deutschunterrichts möglich, die etwa die Sachtextanalyse oder
die Schreib- und Prüfungsform materialgestützten Schreibens einschließen. Zur
Veranschaulichung der Dynamik, aber auch Destruktivität der Fossil- und
Erdölmoderne bieten sich Filme an, wie etwa die Filmdokumentation Weltstadt
in Flegeljahren. Ein Bericht über Chicago (1931) des eingangs thematisierten erdölinteressierten
Hauser. Einen konzeptionellen Rahmen (inter-)disziplinären
Unterrichts bietet das Programm der ‘Bildung zur nachhaltigen Entwicklung’
mit seinen 17 Entwicklungszielen. Die Rolle des Literaturunterrichts kann dabei
kaum darin bestehen, technische und politische Lösungen gegenwärtiger
Herausforderungen zu entwerfen (was freilich nicht verdecken sollte, dass
solche Lösungen teils existieren, teils in Entwicklung sind). Ein Bewusstsein für
diese Herausforderungen und ihre Komplexität, aber auch ihre kulturellen und
affektiven Dimensionen zu erzeugen, kann mithilfe der Literatur aber gerade
geschehen. Die Weiße Rose zeigt dabei, dass die Literatur in ihrem erzählerischen
Reichtum auch Themenfelder narrativ erfasst, welche bislang im Deutsch- und
allgemeinen Sprachunterricht und der Didaktik randständig sind.
3. Literatur
Barrett, Ross/Worden, Daniel (eds.) (2014): Oil Culture, Minneapolis u. London:
University of Minnesota Press.
Becker, Sabina (2000): Neue Sachlichkeit. Bd. 1: Die Ästhetik der neusachlichen
Literatur (1920-1933), Weimar u. Wien: Böhlau Verlag.
Böschenstein-Schäfer, Renate (2001): „Idyllisch/Idylle”, in: Barck, Karlheinz et
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Dammann, Günter (2012): „Die Rückübersetzung von Traven-Romanen ins
Deutsche während des Exils der Büchergilde Gutenberg in Zürich“, in:
Dammann, Günter (ed.): B. Traven. Autor – Werk – Werkgeschichte,
Würzburg: Königshausen & Neumann, 13-28.
Depkat, Volker (2008): Geschichte Nordamerikas. Eine Einführung,
Köln/Weimar/Wien: Böhlau Verlag.
Dragowski, Jürgen (1989): „B. Traven und die ‘Büchergilde Gutenberg’. Einige
Bemerkungen zu einer Interessengemeinschaft auf Zeit“, in: Text + Kritik
102, 22–32.
Susteck: Unmögliche Idylle
181
Gatz, Bodo (1967): Weltalter, goldene Zeit und sinnverwandte Vorstellungen,
Hildesheim: Georg Olms Verlag.
Ghosh, Amitav (2016): The Great Derangement. Climate Change and the
Unthinkable, Chicago/London: University of Chicago Press.
Hauschild, Jan-Christoph (2012): B. Traven – Die unbekannten Jahre, Wien/New
York: Ed. Voldemeer.
Hauser, Heinrich (1928a): Brackwasser, Leipzig: Reclam.
Hauser, Heinrich (1928b): Friede mit Maschinen, Leipzig: Reclam.
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